INV-AUW910 Mühlauerstrasse 11, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-AUW910
Signatur Archivplan:AUW910
Titel:Mühlauerstrasse 11
Bezirk:Muri
Gemeinde:Auw
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Mühlauerstrasse 11
Versicherungs-Nr.:171
Parzellen-Nr.:460
Koordinate E:2670471
Koordinate N:1229230

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:AUW938
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Wohl kurz nach 1800 entstandenes Freiämterhaus in biedermeierlichen Formen, das mit seiner Giebelfront an der Mühlauerstrasse markant in Erscheinung tritt. Das als Fleckling-Ständerbau errichtete Gebäude trägt ein geknicktes Satteldach mit ausgeschiedenem Giebelfeld, das ursprünglich einen regionaltypischen kurzen Krüppelwalm zeigte. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist es mit einer Eternitverschalung versehen, die 2013 erneuert wurde. Das Hausinnere bewahrt eine gepflegte, jüngst aufgefrischte Täferausstattung aus der Bauzeit und zwei Kachelöfen aus der Zeit um 1900. Im rückwärtigen Bereich steht die im gleichen Zeitraum entstandene, zugehörige Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW938), die zusammen mit dem Wohnhaus eine weitgehend intakt erhaltene bäuerliche Hofanlage bildet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus dürfte nach seinen biedermeierlichen Bauformen und seiner damit korrespondierenden Innenausstattung kurz nach 1800 entstanden sein. Wohl gleichzeitig errichtete man die zugehörige Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW938). Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller von Holz unter Ziegeldach» beschrieben. Es befand sich ebenso wie die Stallscheune im Eigentum von Josef Huwyler, Neubauer [1]. 1858 ist eine Verbesserung mit deutlicher Wertsteigerung vermerkt, die vielleicht mit dem Anbau des Abortrisalits in Verbindung zu bringen ist. Spätere Eigentümer waren ab 1878 Xaver Huwyler, Sektionschef, ab 1907 Lucas Villiger, Neubauer. Eine Jahrzahl 1914, die bis zum jüngsten Umbau am Hauseingang vorhanden war, bezog sich wohl auf die Fassadenverschalung mit Eternitschindeln [2].
2013 erfuhr das Gebäude eine schonende Renovation durch die heutigen Eigentümer, wobei am Äusseren über einer Wärmdämmung eine neue Eternitverschalung in Anlehnung an den bisherigen Zustand aus dem frühen 20. Jh. angebracht wurde. Die Erschliessung verlegte man in einen Treppenhausanbau anstelle des früheren Abortrisalits; im übrigen wurde die gut erhaltene Innenausstattung aufgefrischt.
Beschreibung:Das Wohnhaus steht zusammen mit der rückwärtig gelegenen, leicht abgewinkelt zum Hauptgebäude gerichteten Stallscheune (Bauinventarobjekt AUW938) etwas ausserhalb des alten Dorfkerns an der Mühlauerstrasse. Es handelt sich um ein typisches Freiämterhaus in biedermeierlichen Formen. Der über einem Kellersockel zweigeschossig aufragende Ständerbau dürfte Wandfüllungen aus fassadenbündigen (Kanthölzern) aufweisen. Er zeigt eine in jünger Zeit erneuerte Verschalung aus Eternitschindeln, wie sie in ähnlicher Form seit dem frühen 20. Jh. bestanden hatte und damals wohl einen hölzernen Schindelschirm ersetzte. Der giebelständig zur Strasse ausgerichtete Baukörper wird von einem leicht geknickten Satteldach abgeschlossen, das bis zum Umbau von 2013 einen regionaltypischen kurzen Krüppelwalm zeigte und dessen Giebelfeld in klassizistischer Manier von einem Klebdach ausgeschieden wird. Die Vorderfront ist mit vier Achsen von Einzelfenstern streng symmetrisch konzipiert. Fenstereinfassungen und Jalousieläden sind am ganzen Haus erneuert. Der ursprüngliche Hauseingang, der heute als Gartenausgang dient, nimmt die Mitte der dreiachsigen westlichen Traufseite ein. Er wird von einer hohen, zweiläufigen Freitreppe erschlossen und besitzt ein Rechteckportal mit zwei flankierenden Seitenlichtern. An der östlichen Traufseite besass das Haus einen nachträglich erstellten zweigeschossigen Abortrisalit. Dieser wurde 2013 auf annähernd gleichem Grundriss durch ein nun bis zum Dachgeschoss geführtes Treppenhaus ersetzt, über das heute auch der Zugang zum Haus erfolgt. Die nördliche Giebelseite ist analog zur Vorderfront gestaltet.
Das Hausinnere weist mit seinem Grundrissmuster auf habliche Verhältnisse. Es wird von einem Quergang erschlossen, welcher das Vorderhaus mit Stube und Nebenstube vom Hinterhaus mit Essstube, Küche sowie Kammer trennt. Der Treppenaufgang ins Obergeschoss befand sich ursprünglich im hinteren Bereich des Gangs; beim Umbau wurde er durch ein neues Treppenhaus an der Stelle des ehemaligen Abortrisalits ersetzt. Die Wohnräume zeigen eine Ausstattung mit heute holzsichtigem, gestemmtem Weichholztäfer sowie Türen mit bauzeitlichen Beschlägen und Schlössern. In der rückwärtigen Essstube hat sich ein eingebautes Nussbaum-Eckbuffet mit geschweifter Front aus der Erbauungszeit erhalten. Die Stube beheizt ein historistischer Kastenofen aus hellgrünen Reliefkacheln, die Essstube eine hellblaue Sitzkunst mit Jugendstilmotiven. Die analog aufgeteilten Obergeschossräume besitzen ähnlich gestaltetes Wand- und Deckentäfer. Das Dachgeschoss wurde zu einem durchgehend offenen Wohnbereich umgestaltet. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Auw. Auch die Versicherungsnummer weist darauf hin, dass das Haus vor 1828 bereits bestand.
[2] Bauernhausforschung 1989.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, Abb. S. 115.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 11, 1850: 14, 1875: 15).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/21.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28932
 

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