INV-AUW913 Bachweg 4, 1841 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-AUW913
Signatur Archivplan:AUW913
Titel:Bachweg 4
Bezirk:Muri
Gemeinde:Auw
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Bachweg 4
Versicherungs-Nr.:154
Parzellen-Nr.:457
Koordinate E:2670393
Koordinate N:1229331

Chronologie

Entstehungszeitraum:1841
Grundlage Datierung:Inschrift (ehem. Kachelofen)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Inschriften:"Joseph Notter / Haffner in / Bosswil / 1841" (Inschriftkachel ehem. Stubenofen)
Würdigung:Biedermeierlich geprägter Freiämter Ständerbau, der 1841 für die Gebrüder Bütler errichtet wurde und als Geburtshaus der 2008 heiliggesprochenen, in Ecuador und Kolumbien tätigen Maria Bernarda Bütler (1848-1924) bekannt ist. Das in jüngerer Zeit stark erneuerte Gebäude bewahrt am Äusseren noch seine wesentlichen Erscheinungsmerkmale mit der zeittypisch straffen Fassadengestaltung, während die Oberflächen erneuert wurden. Im Inneren sind die Raumstruktur sowie das zum Andenken an die Heilige gepflegte Maria Bernarda-Zimmer erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus dürfte im Jahr 1841 erbaut worden sein, wie dies auf einer Inschriftkachel des mittlerweile abgegangen Stubenofens dokumentiert ist. Mit dieser Entstehungszeit korrespondieren auch die biedermeierlichen Bauformen und die Höhe der Versicherungsnummer. Bauherren waren zweifellos die Gebrüder Bütler, die im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 als Eigentümer genannt werden. Die Beschreibung lautete auf ein «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller & Schweinställen von Holz unter Ziegeldach» [1]. 1853 erfolgte im Zusammenhang mit Verbesserungen eine Hausteilung, worauf die Brüder Peter und Heinrich Bütler je einzeln als Eigentümer genannt wurden. Bekannt ist das Gebäude als Geburtshaus der Hl. Maria Bernarda (geb. Verena) Bütler (1848-1924), die als Missionarin und Ordensgründerin in Ecuador und Kolumbien tätig war und 2008 als erste moderne Schweizerin kanonisiert wurde [2].
Renovationen an dem bis dahin weitgehend im Originalzustand erhaltenen Gebäude erfolgten etappenweise ab 1999 (Küche 1999, Fassade 2004, Stube sowie Maria Bernarda-Zimmer 2008) [3].
Beschreibung:Das bäuerliche Wohnhaus bildet das Hauptgebäude eines Hofs, der sich mit der zugehörigen, jüngeren Stallscheune sowie weiteren Nebengebäuden im Unterdorf nördlich des Dorfbachs erstreckt. Der in biedermeierlichen Formen gehaltene Freiämter Ständerbau wendet sich mit seiner Giebelfront nach Süden, wodurch das Gebäude vom Dorfbach und von der Mühlauerstrasse her markant in Erscheinung tritt. Die Basis bildet ein massiv gemauerter und verputzter Kellersockel, der aufgrund des nahen Bachlaufs rundum geschosshoch freiliegt. Der zweigeschossige Oberbau ist als Ständerbau ausgeführt und wohl mehrheitlich mit Flecklingen (Kanthölzern) gefüllt. Er trägt einen hölzernen Holzschindelschirm und wird von einem ursprünglich wohl beidseitig geraden Satteldach abgeschlossen, dessen Giebelfeld mit einem Klebdach in klassizistischer Form ausgeschieden ist. Westseitig wurde das Dach über dem ehemaligen Hauseingang wohl nachträglich um einem leicht abgeknickten Vorschermen erweitert.
Die nach Süden gerichtete Giebelfront ist mit vier Achsen von Einzelfenstern streng regelmässig gegliedert. Die beiden dreiachsigen Traufseiten besassen bis vor einigen Jahren in der leicht zum Hinterhaus gerückten mittleren Achse zwei analog gestaltete Hauseingänge, die beide über hohe Freitreppen erschlossen waren und von denen der westliche zusätzlich von einem Blechvordach beschirmt war. 2004 wurden die Fassaden mit einer Aussenwärmedämmung versehen und der Holzschindelschirm erneuert, wodurch sie heute deutlich über den Sockelbau vorspringen. Fenstereinfassungen und Jalousieläden sind durchgehend erneuert. Vor der westlichen Traufseite erhebt sich heute ein grosser Balkonvorbau. An der Ostseite des Sockelgeschosses ist eine Gedenktafel an die Selig- (1995), resp. Heiligsprechung (2008) von Maria Bernarda Bütler angebracht. Das Dach ist noch mit alten, handgemachten Biberschwanzziegeln in Einfachdeckung versehen und bewahrt seine geschlossenen Dachflächen. Der rückwärtigen Stirnseite ist ein weitgehend erneuerter Schopfanbau unter Pultdach vorgelagert (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Das Hausinnere wird über einen durchgehenden Quergang erschlossen, an den südseitig zwei Stuben stossen und der in einer T-förmigen rückwärtigen Erweiterung schon vor dem Umbau die Küche und den Treppenaufgang ins Obergeschoss fasste. Vor den Innenrenovationen von 1999 und 2008 zeigte die Küche noch die ursprüngliche Einfeuerung mit gekachelter Feuerwand und eisernem Sparherd. In der Stube stand ein grüner Kastenofen, der laut Inschrifkachel «Joseph Notter / Haffner in / Bosswil / 1841» gefertigt war. Heute ist im Erdgeschoss einzig noch das rückwärtig gelegene sogenannte Maria Bernarda-Zimmer zur Erinnerung an die Heilige mehrheitlich im alten Zustand mit unverkleideten Bohlenwänden erhalten. Die übrigen Räume sind durchgehend modernisiert. Im neuen Ofen ist die alte Inschriftkachel integriert. Im Dachgeschoss bestehen noch alte Kammern mit unverkleideten Bohlenwänden. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion auf stehendem Stuhl.
Im Umfeld des Hauses hat sich eine charakteristische bäuerliche Hofanlage erhalten, deren einzelne Bestandteile jedoch im Lauf der Zeit starke Veränderungen erfahren haben. Dem Wohnhaus schräg gegenüber steht auf der Südseite die grossvolumige Stallscheune (Vers.-Nr. 158, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Diese geht laut einem heute an der nördlichen Traufseite montierten Inschriftbalken wohl auf einen Kernbau von 1710 zurück, präsentiert sich heute aber im wesentlichen als Neubau des frühen 20. Jh., der gemäss einer Wertsteigerung im Brandkataster wohl auf 1928 zu datieren ist [4]. Das Wasch- und Dörrhaus besass bis vor einigen Jahren noch einen bemerkenswerten, in einem stirnseitigen Anbau untergebrachten Dörrofen, der in der Zwischenzeit jedoch eingestürzt ist (Vers.-Nr. 156, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Ein dritter Nebenbau entstand durch Einbezug und evtl. Versetzung eines älteren, in Bohlenständerbauweise ausgeführten Kernbaus mit ehemaligen Speicher- und Werkstatträumen, der wohl um 1900 einen Anbau sowie eine neue Dachkonstruktion erhielt (Vers.-Nr. 155, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die Wände sind aus Bruchsteinen aufgeführt, das Giebeldreieck besteht aus einem Rutengeflecht mit Lehmverstrich.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Auw.
[2] Ausführliche Vita auf http://www.vatican.va/news_services/liturgy/saints/2008/ns_lit_doc_20081012_verena_ge.html (Zugriff 28.2.2019); vgl. auch https://maria-bernarda-ch.jimdo.com (Website zur Heiligen, bearbeitet von der Gemeinde Auw, Zugriff 28.2.2019); Wikipedia, Art. ‘Bernarda Bütler’: http://de.wikipedia.org (Zugriff 28.2.2017); NZZ, 6.10.2008.
[3] Freundl. Mitteilung des Eigentümers (2018).
[4] StAAG, Brandkataster Auw.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 235, 220 (Abb. 395).
- https://maria-bernarda-ch.jimdo.com/ (Zugriff 28.2.2019).
- Wikipedia, Art. ‘Bernarda Bütler’: http://de.wikipedia.org (Zugriff 28.2.2019).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 201, 1850: 20A/B, 1875: 23).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/25 (Wohnhaus), VIII-3/30 (Scheune), VIII-3/33 (Wasch- und Dörrhaus).
- ETH-Bibliothek, Zürich, Bildarchiv: LBS_MH01-008165.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28950
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds