INV-BED907 Alte Taverne Herrenberg, 1834 (Dossier (Bauinventar))

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Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BED907
Signatur Archivplan:BED907
Titel:Alte Taverne Herrenberg
Bezirk:Baden
Gemeinde:Bergdietikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Herrenberg
Adresse:Herrenberg 65
Versicherungs-Nr.:65
Parzellen-Nr.:451
Koordinate E:2671073
Koordinate N:1248238

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wirtschaft, Restaurant
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Inschriften:"Erbaut Anno 1834 v. Gebrüder Müllhaupt / 1932 renoviert v. Fam. Baumann u. Müllhaupt" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:1834 errichtetes biedermeierliches Wohnhaus, in dem zunächst eine Schenke und von 1866 bis 1968 eine Tavernenwirtschaft mit einem zeitweilig sehr erfolgreichen Kurbetrieb geführt wurde. Der stattlich dimensionierte verputzte Mauerbau bewahrt im wesentlichen seine ursprüngliche Erscheinung mit der zeittypisch straffen, axialen Fassadengliederung und einem asymmetrisch platzierten, von einem Dacherker überhöhten Hauseingang. Nur noch in den Grundzügen erhalten ist die Umgebung des ehemaligen Gasthofs mit dem vor einigen Jahren stark veränderten ehemaligen Saalbau von 1868 (Vers.-Nr. 63, ehem. Bauinventarobjekt BED908, entlassen 2019) und einem jüngeren Bauernhaus (Vers.-Nr. 61), welches gegenüber der Taverne unter angewinkelter Firstrichtung die Stelle des früheren Zürcher Spitalhofs einnimmt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Geschichtliches nach Hoegger (Kunstdenkmäler Aargau VII): «Den hiesigen Hof hatte um die Mitte des 17. Jahrhunderts das Zürcher Spital vom Kloster Wettingen zu Lehen. Vom frühen 19. Jahrhundert an stand er ununterbrochen im Besitz der Familie Müllhaupt. 1834 erstellte man bei dem für seine Aussicht bekannten Anwesen einen bäuerlichen Wohnbau, in dem zunächst eine Schenke und seit 1866 eine Tavernenwirtschaft betrieben wurde. 1868 entstand als drittes Gebäude des Weilers für die damals zahlreich gewordenen Kuraufenthalter aus Zürich ein Saalbau mit Vergnügungsräumen [Vers.-Nr. 63, ehem. Bauinventarobjekt BED908, entlassen 2019]. 1968 verlegte man die Wirtschaft in ein modernes Haus. Das älteste und bis ins 19. Jahrhundert einzige grössere Gebäude des Herrenbergs, der ehemalige Zürcher Spitalhof, ist heute durch ein neues Bauernhaus [Vers.-Nrn. 61, 233] ersetzt.» [1]
Das Hausinnere wurde im Lauf des 20. Jh. grösstenteils modernisiert. Grössere Renovationen erfolgten 1932 (gemäss Inschrift am Hauseingang) und 1985.
Beschreibung:Eine Lithographie aus der Zeit kurz nach dem Bau des Saalgebäudes von 1868 zeigt die Situation des Herrenbergs in der Blütezeit des Gastbetriebs (vgl. Bilddokumentation): In traufständiger Ausrichtung hart an der Fahrstrasse erhebt sich das Gasthaus von 1834. Auf der talwärts gerichteten Strassenseite steht diesem in abgewinkelter Lage der mit der Stubenfront nach Süden ausgerichtete ehemalige Zürcher Spitalhof gegenüber. Im Hintergrund ragt das damals neue, heute stark veränderte Saalgebäude auf (Vers.-Nr. 63, ehem. Bauinventarobjekt BED908, entlassen 2019). Im Bildvordergrund flaniert die elegante städtische Kundschaft der «Sommerwirthschaft von J.J. Müllhaupt». Die Situation lässt sich in den Grundzügen heute noch nachvollziehen, wobei von den Einzelbauten nur die hier beschriebene Taverne von 1834 im wesentlichen in den alten Formen erhalten ist. Es handelt sich um einen ausgesprochen stattlichen biedermeierlichen Mauerbau, der zweigeschossig über einem hohen, talwärts freiliegenden Kellergeschoss aufragt und von einem leicht geknickten Satteldach abgeschlossen wird. Der von vier auf sieben Fensterachsen gegliederte Baukörper ist mit einem Besenwurf-Verputz wohl aus der Zeit um 1900 versehen. Die rechteckigen Einzelfenster sitzen in gefalzten, heute überstrichenen Steingewänden, die wohl aus Muschelkalk bestehen und hölzerne Jalousieläden tragen.
Die talwärts gerichtete, traufseitige Hauptfassade wird durch den asymmetrisch platzierten Hauseingang belebt, der durch eine hohe, einläufige Freitreppe erreicht wird und dem ein kleinformatiger Dacherker antwortet. Das Rechteckgewände des Hauseingangs ist durch eine profilierte Gesimsbekrönung akzentuiert, welche die Inschrift trägt: «Erbaut Anno 1834 v. Gebrüder Müllhaupt / 1932 renoviert v. Fam. Baumann u. Müllhaupt». Das hübsche biedermeierliche Türblatt mit geschweifter Sprossierung im Oblicht wurde kürzlich durch ein neues ersetzt. Charakteristisch biedermeierliche Zierformen zeigt noch das Schmiedeeisengeländer der Freitreppe mit verschränkten Spitzbogenmotiven. Gleiches gilt für den Dacherker, der mit einem gekuppelten Rundbogenfenster sowie einem Dreiecksgiebel mit Lünette (Halbrundfenster) versehen ist. Der ebenerdige Kellereingang besitzt noch ein älteres Türblatt und öffnet sich auf einen ausgesprochen hohen Gewölbekeller. An der einfacher gestalteten Gebäuderückseite springt in Entsprechung zum Vordereingang ein mit Eternitschindeln verkleideter Treppenhausrisalit vor. Das Hausinnere ist weitgehend modernisiert (gemäss Bauernhausforschung 1990).
Nördlich des Hauptbaus steht eine kleinformatige ehemalige Trotte mit gemauertem Unterbau und hölzernem, vertikal verbrettertem Oberbau (Vers.-Nr. 126, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die wohl älteren Stirnseiten sind aus Bruchsteinen aufgemauert, während sich die Traufseite als Sichtbacksteinwand mit symmetrisch disponierten Öffnungen wohl aus der Zeit um 1900 präsentiert.
Anmerkungen:[1] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 9. – Bei einer Hofübergabe 1674 wurde der ganze Grundbesitz vermessen und in einem Urbar detailliert verzeichnet. Vgl. zu diesem Schriftstück, das sich noch heute im Besitz der Familie Müllhaupt, Herrenberg, befindet Karl Heid, Der Herrenberg in der Vergangenheit sowie Alfred Häusermann, Das Urbar vom Herrenberg, in: Mutsch. Monatszeitschrift für die Region Mutschellen, Juli 1985.
Literatur:- Patrick Zehnder, Grenzen überschreiten. Die Aargauer Gemeinde Bergdietikon seit dem Mittelalter, Zürich 2003, S. 9, 55 (histor. Ansichten).
- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII), Basel 1995, S. 9.
Quellen:- Zentralbibliothek Zürich, Kartensammlung: Panorama vom Herrenberg bei Dietikon, Ct. Aargau (mit Zürcher Spitalhof, Neubau von 1834 und Saalgebäude, von Süden), Lithographie von J. Siegrist, um 1870 (= Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 10, BD 10; dort gemäss Besitz Fam. Müllhaupt, Herrenberg; Digitalisat: https://www.e-rara.ch/i3f/v20/9717490/manifest).
- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0037, Brandkataster Gemeinde Bergdietikon, 1899-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Bergdietikon II-3/7.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-BED839.006 Wohn- und ehem. Tavernengebäude (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29232
 

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