INV-BES920 Zihlstrasse 15, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BES920
Signatur Archivplan:BES920
Titel:Zihlstrasse 15
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Ortsteil / Weiler / Flurname:Zihl
Adresse:Zihlstrasse 15
Versicherungs-Nr.:195
Parzellen-Nr.:648
Koordinate E:2657293
Koordinate N:1235463
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657293&y=1235463

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1795" , "Rudolf Eichenberger" (Jochbalken Tenntor); "1795", "MA GR" (Türsturz Hintereingang)
Würdigung:Ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das nach mündlicher Überlieferung von Reinach an seinen heutigen Standort transferiert und dort gemäss Bauinschrift wohl 1795 wiedererrichtet wurde. Das Gebäude bewahrt nach mehreren Umgestaltungen vor allem noch seine charakteristische Gesamterscheinung mit dem abgewalmten Dach sowie den biedermeierlich umgestalteten Wohnteil, der allerdings vor einigen Jahren um den Bereich des ehemaligen Tenns erweitert wurde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach mündlicher Überlieferung soll das Hochstudhaus ursprünglich am Hohlenweg in Reinach gestanden haben [1]. Es trägt am Jochbalken des Tenntors die Jahrzahl 1795 und die Bauherreninschrift „Rudolf Eichenberger“, die entsprechend auf den Wiederaufbau am heutigen Standort verweisen würde. Über dem Hintereingang prangt eine weitere Inschrift mit Initialen „MA GR“ und derselben Jahrzahl 1795. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 wird die Liegenschaft als „Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz mit gewölbtem Keller und Strohdach“, im Eigentum des Hans Rudolf Eichenberger, erwähnt [2]. Diesem folgten im 19. Jh. weitere Angehörige desselben Familienzweigs der Eichenberger, genannt „Metzgerruedis“. Im ausgehenden 19. Jh. wurde es von zwei Familien bewohnt, die sich beide in der als Beinwiler Spezialität geltenden St. Galler Stickerei verstanden. Als letzter Sticker des Dorfs war 1920 der durch Einheirat in den Besitz des Hauses gelangte Heinrich Weber tätig [3]. Im Lauf des 19. Jh. wurde die Fassade des Wohnteils in verputztem Fachwerk neu aufgeführt und mit grösseren Einzelfenstern versehen. Erst im früheren 20. Jh. öffnete man einen Vordereingang. den zuvor nicht vorhandenen, dem Tenn benachbarten Vordereingang. Das Hausinnere wurde in den 1930er Jahren modernisiert. Im Zusammenhang mit einem Umbau des Stalls wurde 1954 auch die Dachkonstruktion erneuert [4]. Vor einigen Jahren erfolgte ein grösserer Umbau, bei welchem man den Wohnteil um den Bereich des ehemaligen Tenns erweiterte, die Rückfront umgestaltete und wohl auch das Innere modernisierte.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich zusammen mit einigen ebenfalls schon früh entstandenen Nachbarhäusern (vgl. u.a. Zihlstrasse 12, Bauinventarobjekt BES930) im „Zihl“ am Abhang des Hombergs, wo sich die alte Landstrasse von Reinach nach Birrwil mit dem Fahrweg vom Dorf her kreuzte. Es handelt sich um ein ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das quer zur Strasse gestellt ist und sich so mit seiner Stubenfront nach Süden wendet. Es war nach üblicher Disposition ursprünglich als Mittertennhaus organisiert, dessen Wohnteil die äusseren sechs der heute bestehenden Fensterachsen umfasste. Seit der Umnutzung des Tenns zu Wohnzwecken vor einigen Jahren setzt es sich nur aus einem übergross erscheinenden Wohnteil und dem 1954 neu aufgemauerten Stall zusammen. Von der ursprünglich hölzernen Stubenfront sind noch die beschnitzten Stützbüge erhalten. Die heutige, axial bezogene Einzelbefensterung stammt aus dem 19. Jh., der dem Tenn benachbarte, zuvor nicht vorhandene Vordereingang aus dem früheren 20. Jh. Vom Tenn selbst ist nur noch der Jochbalken mit der Jahrzahl 1795 und der Bauherreninschrift „Rudolf Eichenberger“ übriggeblieben. Vom selben Umbau stammt die neue Haustür, die sich an den Form des bauzeitlichen ehemaligen Hintereingangs orientiert.
Die zur Strasse gewandte Stirnseite wird durch eine Bruchsteinmauer gebildet, die südlich nach einem verbreiteten Schema über die Flucht der Stubenfront vorspringt und beidseitig mit einer Sandstein-Ecklisenen versehen ist. Einen in der Region verbreiteten Grundrisstypus vertritt die ursprünglich aus verputztem Fachwerk aufgeführte, über die Flucht der Ökonomie herausragende Rückseite des Wohnteils. Dabei handelt es sich nicht um einen „Stock“, sondern um einen der Erschliessung dienenden Gebäudetrakt. Der ursprüngliche Hauseingang lag in der gegen das Tenn hin zurückspringenden Flankenmauer des Wohnteils. Bis zum jüngsten Umbau besass er noch die bauzeitliche Brettertür, deren Aufdoppelung barock ausgeschnitten war, darüber ein schön profiliertes Sturzholz mit den Initialen „MA GR“ und der Jahrzahl 1795. Ursprünglich sind an der Rückfassade heute noch die ersten zwei Achsen von Einzelfenstern sowie das erdgeschossige Doppelfenster. Mit dem jüngsten Umbau wurde der Wohnteil auch rückwärtig über das ehemalige Tenn verlängert und die Eingangssituation neugestaltet.
Das Innere wurde abgesehen von Sichtbalkendecken und einzelnen alten Füllungstüren in den 30er Jahren modernisiert. Es besass 1992 Kachelofen und Kunst ebenfalls von 1935. In der Verlängerung des tennseitig gelegenen Hintereingangs gelangte man über einen parallel zur Nordfassade geführten Treppenabgang in den Gewölbekeller unter den beiden östlichen Wohnräumen. Über der Kellertreppe lag in der Küche die Treppe ins Obergeschoss. Ein Stichgang entlang dem Tenn öffnete sich auf die Küche und die Stube, die zusammen mit der Nebenstube nach Süden blickt. Das früher von zwei Parteien bewohnte Doppelbauernhaus wies um 1900 in der gemeinsam benutzten Küche zwei Feuerherde auf, von denen aus auch die beiden Haupträume des EG, die Stube und die Hinterstube beheizt werden konnten.
Das ehemals strohgedeckte Vollwalmdach dürfte ursprünglich aus drei Hochstüden (Firstständern) und einer konzentrischen Rafenlage bestanden haben. Es wurde 1954 im Zug der Aufmauerung des Stalls erneuert (Inneres gemäss Kurzinventar 1992).
Anmerkungen:[1] Freundl. Auskunft der Eigentümer (1992).
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[3] Gautschi 1985, S. 240; Bolliger 2003.
[4] Freundl. Auskunft der Eigentümer (1992).
Literatur:- Peter Steiner et al., Pfarrei Reinach: Kirchenbuchdaten (1549-1820), Häuserfotos (1872-2012). Reinach, Leimbach, Menziken, Burg, Beinwil am See, CD-Rom, Hrsg.: Historische Vereinigung Wynental, 2012 (histor. Ansicht).
- Rolf Bolliger, Das Zihl in Beinwil am See. Die Geschichte seiner Häuser, Typoskript, [2003].
- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 240.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29832
 

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