INV-BES921 Tabakfabrik "Bäumli", 1860 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BES921
Signatur Archivplan:BES921
Titel:Tabakfabrik "Bäumli"
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Adresse:Luzernerstrasse 19
Versicherungs-Nr.:107
Parzellen-Nr.:1666
Koordinate E:2657999
Koordinate N:1235223
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657999&y=1235223

Chronologie

Entstehungszeitraum:1860
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Ab 1860 in drei Etappen entstandene Zeile von biedermeierlich-spätklassizistischen Fabrikgebäuden, welche bis 1970 die Tabakfabrik Eduard Eichenberger Söhne beherbergten und allgemein mit deren einstigem Markennamen „Bäumli“ bekannt sind. Kern der Anlage bilden zwei zeittypisch schlichte, durch Fensterachsen streng gegliederte Putzbauten mit traufständigen Satteldächern, die sich jeweils mit einem Quergiebel zur Strasse wenden und durch zwei weitere Gebäudetrakte zu einer geschlossenen Zeile ergänzt sind. Während die Gebäude im Inneren zu Wohnungen umgenutzt sind, hat sich die äussere Erscheinung weitgehend intakt erhalten. Zusammen mit der bemerkenswert aufwendig gestalteten Tabakscheune (Bauinventarobjekt BES907) und dem Fabrikantenwohnhaus(Bauinventarobjekt BES933) auf der gegenüberliegenden Strassenseite bilden die Fabrikgebäude ein spannungsvolles Ensemble, das anschaulich die Blütezeit der Beinwiler Tabakindustrie dokumentiert und an der Luzernerstrasse einen hohen Situationswert besitzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1841 führte Johann Jakob Eichenberger nach dem Vorbild des Menzikers Samuel Weber die Zigarrenindustrie in Beinwil am See ein, womit er als Pionier des für Beinwil in der zweiten Hälfte des 19. Jh. prägenden Gewerbes gilt [1]. Nachdem Eichenberger seine „Zigarrenstube“ zunächst in zwei Bauernhäusern und dann auch in seinem neuen Wohnhaus von 1847/48 (Bauinventarobjekt BES933) eingerichtet hatte, liess er gemäss Angabe im Brandkataster 1860 das erste eigentliche Fabrikgebäude auf der Seeseite der Luzernerstrasse erbauen, den zweigeschossigen südlichen Kopfbau der Zeile. 1876 entstand ein zweites Fabrikgebäude, der nördlich vom Kernbau gelegene dreigeschossige Satteldachbau mit Quergiebel. Gleichzeitig entstand bereits auch ein „Zwischenbau“, der 1897 mit einem neuen Holzcement-Dach, einer damals verbreiteten Flachdachkonstruktion, versehen wurde [2]. Wohl kurz nach 1900 entstand der nordseitige Kopfbau, mit dem die geschlossene Zeile ihre heutigen Ausmasse erhielt.
1882 ging die Firma in die Hände der Söhne Eduard und Theodor Eichenberger über. Nach der geschäftlichen Trennung der beiden Söhne firmierte sie ab 1903 unter dem Namen Eduard Eichenberger, ab 1908 als Eduard Eichenberger Söhne. Die bekannteste Zigarrenmarke der Firma erhielt nach dem Familienwappen der Eichenberger den Namen „Bäumli“, der auch als Bezeichnung für die Fabrikgebäude gebräuchlich war. 1970 erfolgte die Betriebseinstellung, wobei die Markenrechte an die Firma Villiger Söhne übergingen.
Bereits seit einigen Jahren sind die zuvor durch gewerbliche Zwischennutzungen belegten Fabrikgebäude zu Wohnungen umgebaut.
Beschreibung:Die Tabakfabrik Eduard Eichenberger Söhne erstreckt sich seeseitig entlang der Luzernerstrasse und unmittelbar gegenüber dem Fabrikantenwohnhaus und der Tabakscheune (Bauinventarobjekte BES933, 907) auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Mit diesen bildet die Anlage ein kompaktes bauliches Ensemble, das als Sujet auch auf der Firmenreklame der Tabakfabrik erschien (vgl. Bilddokukmentation). Bei den Gebäuden handelt es sich um eine geschlossene, traufständig zur Strasse gerichtete Zeile in den zeittypisch schlichten Formen der biedermeierlich-spätklassizistischen Fabrikarchitektur. Konstruktiv sind die durchwegs verputzten Gebäude teils als gemauerte Massivbauten, teils in Fachwerkkonstruktion erstellt. Ausgangspunkt der Zeile war der südliche Kopfbau, ein zweigeschossiger Baukörper von sieben auf vier Fensterachsen, über dem sich ein dreiachsiger Quergiebel zur Strasse wendet. Analog gestaltet ist das etwas jüngere zweite Fabrikgebäude von 1876, ein ebenfalls streng axialsymmetrischer dreigeschossiger Baukörper mit fünfachsiger Trauffassade und dreiachsigem Giebelaufbau. Die Fassade ist hier im Erdgeschoss mit steinernen, in den Obergeschossen mit hölzernen Fenstergewänden besetzt, wobei die Fenster in der äussersten Achse verdoppelt und jene im ersten Obergeschoss durch profilierte Verdachungen akzentuiert sind. Zwischen den beiden Gebäuden steht ein schmaler, ebenfalls 1876 errichteter Verbindungstrakt, der 1897 seine heutige Erscheinung mit Flachdach erhielt. Das nordseitige Ende der Zeile bildet ein weiterer dreigeschossiger Mauerbau von vier auf vier Fensterachsen, der grossformatigere Rechteckfenster mit Kunststeingewänden besitzt und im frühen 20. Jh. in direkter Verlängerung des Fabrikgebäudes von 1876 entstand. Die Dächer sind heute durchgehend mit Falzziegeln eingedeckt.
Rückwärtig sind die Gebäude in einer für Fabrikbauten typischen Weise mit diversen Anbauten aus unterschiedlichen Zeiten erweitert. Der Gebäudetrakt von 1876 wird von einem jüngeren Liftschacht überragt. Die wenigen aussen sichtbaren Ergänzungen im Rahmen der Umnutzung zu Wohnungen sind in durchaus passender Weise gestaltet. In der Mitte stiess ein niedrigerer Querbau mit offenem Durchgang an die Zeile, der heute durch einen Neubau ersetzt ist (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Bereits vor dem Umbau war keine nennenswerte Ausstattung vorhanden. Heute ist das Innere durch den Umbau zu Wohnungen verändert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Vgl. zu J.J. Eichenberger und seiner Firma Gautschi 1985, S. 167-175; Steigmeier 2002, insbes. S. 17f., 41; VAMUS, Datenbank Industriekultur.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Literatur:- VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'Eichenberger J. J., Eduard Eichenberger Söhne' (Zugriff 23.11.2016).
- Andreas Steigmeier, Blauer Dunst. Zigarren aus der Schweiz gestern und heute, Baden 2002, insbes. S. 17f., 41.
- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 167-175 u. Tff. 10, 16.
- Hektor Ammann et al., Lenzburg – Kulm. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. 3), Zürich / Aarau 1947, Inserateteil, S. 98f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29838
 

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