INV-BEW904 Speicher Unterdorf, 1604 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BEW904
Signatur Archivplan:BEW904
Titel:Speicher Unterdorf
Bezirk:Muri
Gemeinde:Beinwil (AG, Freiamt)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Beinwil, Unterdorf
Adresse:bei Unterdorf 10
Versicherungs-Nr.:181
Parzellen-Nr.:755
Koordinate E:2668799
Koordinate N:1231541

Chronologie

Entstehungszeitraum:1604
Grundlage Datierung:Inschrift (Fassade)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Dokumentation

Inschriften:1604 (Fassade)
Würdigung:Gut erhaltener Blockbauspeicher von 1604, welcher nebst einem typenähnlichen Speicher in Rüstenschwil (Kantonales Denkmalschutzobjekt AUW010; datiert 1618) und einem Gebäude in Fenkrieden (Bauinventarobjekt SIN961; datiert um 1530) zu den ältesten Speicherbauten im Freiamt und überhaupt im Kanton Aargau gehört. Der schlanke, zweigeschossig aufragende Baukörper ist aus Kanthölzern gefügt und in eher seltener Machart an den Ecken ohne Vorstösse verzinkt. Mit Mantelstud (giebelbündiger Firstständer) und Würfelfries weist er typische Merkmale des ländlichen Holzbaus auf. Das sorgfältig gestaltete Gebäude ist ein wertvoller, selten gewordener Zeuge des Zimmermannshandwerks aus dieser Zeit. Darüber hinaus dokumentiert es die frühere Bedeutung des zur Eigenversorgung betriebenen Getreideanbaus im Freiamt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer Jahrzahlinschrift 1604 an der Stirnwand dürfte der Speicher aus dem frühen 17. Jh. stammen, womit er zu den ältesten hölzernen Speicherbauten im Freiamt und auch im gesamten Kantonsgebiet gehört [1]. Stilistische Elemente wie der Mantelstud mit gezahnten Fusshölzern, der Würfelfries oder ein ehemals an der Laube angebrachtes Stabprofil weisen denn auch auf das hohe Alter des Gebäudes hin. Ein typenähnlicher Blockbauspeicher von 1618 findet sich in der Nachbargemeinde Auw, im Ortsteil Rüstenschwil [2].
Im Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Speicher von Holz mit Ziegeldach" beschrieben. Damalige Eigentümer waren Peter Kaufmann und Hans Küng, von denen das Gebäude 1870 an Josef Nietlispach und 1921 an die Familie Weber-Burkart überging [3].
Der mündlichen Überlieferung gemäss gehörte der Speicher früher zu einer anderen bäuerlichen Liegenschaft im Unterdorf. Auf älteren Fotoaufnahmen aus der Zeit um 1900 und von 1964 ist er noch mit der alten Laube und einem seitlichen Schopfanbau zu sehen (vgl. Fotodokumentation). 1965 wurde das Gebäude an den heutigen Standort versetzt und einer Renovation mit Erneuerung der Dachkonstruktion und Entfernung des seitlichen Schopfanbau unterzogen (eingekerbte Jahreszahl am Mantelstud).
Beschreibung:Der Speicher erhebt sich als schlanker zweigeschossiger Baukörper unter steilem, geknicktem Satteldach, das sich mit ausladendem Dachvorsprung über einen 1965 erneuerten, dreiseitig umlaufenden Laubengang zieht (ursprünglich existierte wohl nur auf der Seite des oberen Speicherzugangs eine Laube). Der Wandaufbau aus horizontal gefügten Kanthölzern ("Flecklinge") zeichnet sich durch eine solide zimmermannstechnische Gestaltung aus. Im Unterschied zur gängigen Blockbauweise sind die Hölzer im Eckverband nicht verkämmt, sondern ohne Vorstösse verzinkt; lediglich im Dachbereich stossen sie konsolenartig vor und bilden das Auflager des stirnseitigen Dachvorsprungs. Die heute nach Norden gerichtete Eingangsfront ist mit einem sorgfältig gearbeiten Würfelfries verziert. Ein zeittypisches Element des 16./17. Jh. stellt der Mantelstud dar, ein fassadenbündig ins Giebelfeld eingelassener Firstständer, in den die Wandhölzer eingenutet sind. Zwei symmetrisch überblattete, mit Holznägeln fixierte Fusshölzer verankern den Mantelstud in der obersten umlaufenden Balkenlage der Blockkonstruktion. Ins leicht vorstehende Schwellholz zwischen den Fusshölzern eingelassen ist das Baudatum "1604".
Der mittig in die Hauptfront gesetzte untere Speichereingang ist mit auffallend kräftigen Türpfosten versehen. Das schlichte Türblatt besteht aus stehenden Brettern mit Einschubleisten; als ausgesprochene Rarität hat es die hölzerne Drehpfanne bewahrt. Eine einseitige Blockstufentreppe führt hinauf in die traufseitige Obergeschosslaube (erneuerte), von wo man das obere Speichergeschoss betritt. Dieses wird stirnseitig über eine kleine, vergitterte Fensteröffnung belichtet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zu den Speicherformen und ihrer Verbreitung vgl. Räber 1996, S. 367ff. (Monografie zum Fenkrieder Speicher S. 376 ff.).
[2] Räber 1996, S. 369 (Abb. 676).
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996, S. 163 (Abb. 251); 367ff.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 99.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Beinwil/Freiamt, VIII-4/7.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29958
 

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