Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-BEW919 |
Signatur Archivplan: | BEW919 |
Titel: | Wiggwil 7 |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Beinwil (AG, Freiamt) |
Adresse: | Wiggwil 7 |
Versicherungs-Nr.: | 119 |
Parzellen-Nr.: | 826 |
Koordinate E: | 2668652 |
Koordinate N: | 1230494 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1755 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Dachgiebel) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1755 (Dachgiebel) |
Würdigung: | Stattliches steilgiebliges Freiämter Bauernhaus von 1755, das eine prägende Stellung am östlichen Ortseingang des ISOS-national eingestuften Weilers Wiggwil einnimmt. Der schonend renovierte Ständerbau hat sein äusseres Erscheinungsbild mit Krüppelwalmen, traufseitigen Obergeschosslauben und stirnseitigen Klebdächlein auf zierbeschnitzten Bügen vollumfänglich bewahrt. Im Inneren ist die ursprüngliche Raumstruktur mit typischer Quererschliessung, zentraler Küche und beidseits angeordneten Räumen dank zurückhaltend vorgenommenen Modernisierungen noch gut nachvollziehbar. Mit Wand- und Deckentäfer, Türblättern und Kachelöfen konnten wertvolle Teile der historischen Ausstattung erhalten werden. Der markante, spätbarock geprägte Baukörper ist ein wichtiger Zeitzeuge der ländlich-bäuerlichen Wohnkultur im Oberen Freiamt; auch im regionalen Vergleich darf ihm eine erhebliche bau- und kulturgeschichtliche Bedeutung zugesprochen werden. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Jahreszahlen am Giebel (1755) und auf einem alten Dachziegel (1754) machen die Entstehung des spätbarock geprägten Hauses um die Mitte des 18. Jh. glaubhaft. Im Stammbaum der Familie Villiger ist ein gewisser Sebastian Villiger (1711-1781), Landwirt in Wiggwil, ausgewiesen, welcher als Bauherr gelten kann [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1828 wird das Gebäude als "Wohnhaus von Holz mit Tremkellern und Ziegeldach", im Eigentum von Ulrich Burkard Villiger, beschrieben [2]. Bis ins ausgehende 20. Jh. verblieb die bäuerliche Liegenschaft in den Händen der Familie Villiger, ehe sie nach dem Tod der letzten Angehörigen von den heutigen Besitzern erworben wurden. 2000/2001 führten diese eine sorgfältige Renovation des Wohngebäudes aus, wobei das äussere Erscheinungsbild und auch wesentliche Teile des Innern erhalten werden konnten. |
Beschreibung: | Am östlichen Rand des Weilers Wiggwil tritt das stattliche, spätbarock geprägte Bauernhaus als markanter Baukörper in Erscheinung. Das steile Giebeldach mit Krüppelwalm, auf kerbschnittbeschnitzte Büge abgestützten stirnseitigen Klebdächlein und die traufseitigen Obergeschosslauben machen das Gebäude zu einem typischen Vertreter des ländlichen Bauens im 18./19. Jh., welches sich deutlich von der früher vorherrschenden Form des flachgiebligen Tätschhauses mit ehemaliger Schindelbedachung unterscheidet [3]. Über nahezu quadratischer Grundfläche erhebt sich der zweigeschossige Ständerbau auf einem kräftigen Sockel aus Bruchsteinmauerwerk, der talseitig annähernd als Vollgeschoss ausgebildet ist und über einen ebenerdigen Zugang zu den mit Balkendecken ausgestatteten Kellerräumen verfügt. Den stattlichen Verhältnissen entsprechend ist der ganze Hausgrundriss unterkellert; über einen breiten Mittelgang mit interner Treppe ins Wohngeschoss werden beidseitig je zwei Kellerräume erschlossen. Die Fassaden der beiden Wohngeschosse sind mit hölzernen Rundschnittschindeln verkleidet (anlässlich der Renovation von 2000/01 erneuert). Das giebelbetonte Gebäude blickt mit seiner repräsentativen Stubenfront nach Süden zur Strasse hin. Die Befensterung ist hier zwar symmetrisch, aber nicht streng axial ausgebildet. So wird der Wohnbereich im Erdgeschoss über insgesamt sechs regelmässig angeordnete Einzelfernster belichtet, während die Kammern im Obergeschoss über je zwei gruppenweise angeordnete Lichter verfügen. Das bretterverschalte Giebelfeld im Dachraum wiederum weist drei über zwei Ebenen verteilte Einzelöffnungen auf. Der Hauszugang befindet sich auf der westlichen Traufseite, wo er von einer sorgfältig mit Laubsägezierwerk und Kerbschnitten gestalteten hölzernen Laube beschirmt wird. Von hier gelangt man in eine leicht von der Hausmitte verschobene Mittelzone mit der Küche, welche das etwas grössere südseitige Vorderhaus mit Stube und Nebenstube (heute zusammengelegt) von Hinterhaus mit ursprünglich zwei Kammern trennt (heute zusammengelegt; Einbau Sanitärraum). Das Obergeschoss umfasst beidseits des Gangs je zwei Kammern, welche zu Schlafzwecken und auch zur Vorratshaltung dienten. Das mit Biberschwanzziegeln eingedeckte Steildach bewahrt die ursprüngliche Sparrenkonstruktion auf doppeltem stehendem Stuhl und Aufschieblingen. Bis zur Renovation von 2000/01präsentierte sich das Hausinnere weitgehend noch im Zustand des 19. Jh. (vgl. Dokumentation Bauernhausforschung 1987): Stube und Nebenstube zeigen an Wänden und Decken einfaches Feldertäfer aus der Mitte des 19. Jh., während die Türblätter mit spätbarocken Füllungen mehrheitlich noch aus der Bauzeit stammen. Der 1859 datierte Kastenofen mit Sitzkunst in der Stube ist aus grünen Füll- und weissen Frieskachel aufgesetzt; daneben findet sich ein zum Stubentäfer passendes eingebautes "Zithüsli" mit einem Langenthaler Uhrwerk. An die Rückwand des Stubenofens schliesst in der Nebenstube eine Sitzkunst aus dem Jahr 1806 an. Ihre bunt bemalten, teils reliefierten Kacheln sind dem in Beinwil gebürtigen und später in Müswangen tätigen Hafnermeister Michael Strebel zuzuordnen [4]. Bei den jüngsten Umbaumassnahmen konnten wesentliche Ausstattungselemente erhalten werden [5]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Beinwil 4224-13. |
Anmerkungen: | [1] Mündliche Auskünfte Anna Villiger, damalige Eigentümerin des Hauses (Bauernhausforschung 1987). [2] Beinwil Freiamt 1988, S. 89 (No 133); Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938. – Gemäss Brandkataster von 1850 gehörten damals zum Wohnhaus (Vers.-Nr. 168) noch ein multifunktional als Trotte, Speicher, Schweinestall und Brennerei genutztes Nebengebäude (Vers.-Nr. 169), eine freistehende, damals noch strohgedeckte Scheune (Vers.-Nr. 170) sowie ein Waschhaus (Vers.-Nr. 171). [3] Die ältere Bauform des Tätschhauses repräsentieren Wiggwil 12 (Bauinventarobjekt BEW916), Wiggwil 8 (Bauinventarobjekt BEW917) und Wiggwil 6 (Bauinventarobjekt BEW942). [4] Einen Strebel-Ofen gab es im inzwischen abgebrochenen Alten Pfarrhaus von Beinwil (Germann 1967, S. 59); eine Sitzkunst von 1810/18 in Bettwil (Hinterdorf 45) trägt die Inschrift: "von mir Michaell Strebell zu Müswangen sonst gebürtig zu Beinwill" (Bauinventarobjekt BET901).Vgl. Räber 1996, S. 235-237. [5] Gemäss Baugesuchsunterlagen von 2000 (Hausinneres anlässlich der Aktualisierung Bauinventar nicht gesehen). |
Literatur: | - Beinwil Freiamt – Zeitbilder einer Landgemeinde, Aarau 1988 (Hrsg. Einwohnergemeinde Beinwil/Freiamt). - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 99. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996, S. 177 (Abb. 302), 231 (Abb. 423). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Beinwil/Freiamt, VIII-4/42. |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-BEW839.003 Haus Nr. 119 (=BEW919), 1755 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30048 |
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