INV-BEW924 Winterschwil 3a, 1809 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BEW924
Signatur Archivplan:BEW924
Titel:Winterschwil 3a
Bezirk:Muri
Gemeinde:Beinwil (AG, Freiamt)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Winterschwil
Adresse:Winterschwil 3a
Versicherungs-Nr.:211
Parzellen-Nr.:677
Koordinate E:2668285
Koordinate N:1232456

Chronologie

Entstehungszeitraum:1809
Grundlage Datierung:Inschrift (Stubenbuffet)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:1809 (Stubenbuffet)
Würdigung:Steilgiebliges Freiämter Bauernhaus von 1809, das als behäbiger Ständerbau mit Krüppelwalmen, stirnseitigen Klebdächern und geschindelten Fassaden zeittypische Merkmale des gehobenen ländlichen Hausbaus in der Region aufweist. Die stattlichen Dimensionen und der sorgfältige Innenausbau lassen auf eine gut situierte Bauherrschaft schliessen. Das Prunkstück der repräsentativen Stube bildet ein mit Empiremotiven verziertes Eckbuffet aus Nussbaumholz, mit der intarsierten Jahreszahl 1809. Das Wohnhaus ist zentraler Bestandteil einer grosszügigen bäuerlichen Hofanlage, die mehrere Ökonomiebauten umfasst und in leicht erhöhter Lage den südöstlichen Rand des ISOS-national eingestuften Weilers Winterschwil prägt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Jahreszahl 1809 am prachtvollen Stubenbuffet dürfte mit dem Baudatum des Hauses übereinstimmen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1828 ist von einem "Wohnhaus von Stein und Holz mit gewölbten Kellern und Ziegeldach" die Rede [1]. Damalige Eigentümer waren Fridolin und die Gebrüder Rosenberg, deren Nachkommen heute noch in Besitz der Liegenschaft sind.
Schon im frühen 19. Jh. umfasste die grosszügige Hofanlage nebst dem Wohnhaus eine freistehende, ehemals strohgedeckte Scheune (heutige Vers.-Nr. 210), einen Schopf (Vers.-Nr. 212), ein Dörr- und Waschhaus (Vers.-Nr. 213) sowie ein weiteres Waschhaus, das heute zur Nachbarliegenschaft Winterschwil 5 gehört (Bauinventarobjekte BEW930, 931). Hinzu kam ein strohgedeckter bäuerlicher Vielzweckbau, bei dem es sich wohl um die ältere Hauptbehausung des Hofes gehandelt hat. Als 1809 das stattliche, ziegelgedeckte Wohnhaus errichtet wurde, blieb der Vorgängerbau weiterhin bestehen, ehe er 1852 abgebrochen wurde [2].
Das bestehende Wohnhaus von 1809 hat sein bauzeitliches Erscheinungsbild bis heute weitgehend bewahrt. In jüngerer Zeit wurde eine schonende Aussenrenovation vorgenommen. 2008 hat man den seitlichen Schweinestallanbau zu einem Heizraum umgenutzt.
Beschreibung:Das stattliche Bauernhaus nimmt eine leicht erhöhte, von weither sichtbare Stellung am südöstlichen Rand des Weilers ein. Über nahezu quadratischem Grundriss erhebt es sich als zweigeschossiger Ständerbau unter steilem, leicht geknicktem Krüppelwalmdach, das von einer Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen getragen wird. Jeweils drei Klebdächer auf zierbeschnitzten Bügen schützen die beiden Stirnfronten. Bedingt durch die Hanglage des Hauses, ragt das aus verputztem Bruchsteinmauerwerk bestehende Sockelgeschoss mit den insgesamt vier tonnengewölbten Kellern hoch über das Terrain auf. Zur witterungsausgesetzten Nordseite hin ist auch das Erdgeschoss massiv gemauert (traufseitiger Schopfanbau nachträglich ummauert). Im Übrigen sind die Wände des Oberbaus als Ständerkonstruktion mit fassadenbündigen Fleckling-Füllungen aufgeführt und in regionaltypischer Bauweise mit hölzernen Rundschnittschindeln verkleidet. Namentlich die südgerichtete Stubenfront zeigt eine regelmässige, jedoch nicht streng axiale Gliederung. Die aufwendig verzierten Fensterverkleidungen, die dekorativ im Laubsägestil gestalteten Trauf- und Ortbretter wie auch die rautenförmige Verzierung der Dachuntersichten weisen auf eine Fassadengestaltung im ausgehenden 19. Jh. hin. Der über eine hohe einläufige Treppe erschlossene und von zwei vergitterten Fensterchen flankierte Hauseingang zeigt eine hübsche giebelbekrönte Holzverkleidung und ein rautenförmig aufgedoppeltes Türblatt.
Das Hausinnere zeigt einen bei stattlicheren Bauten verbreiteten Grundriss mit quer zum First verlaufendem Mittelgang und beidseits angeordneten Räumen. Im Erdgeschoss nimmt das nach Süden gerichtete Vorderhaus die Stube und Nebenstube auf, während sich im rückwärtigen Hinterhaus die Küche mit anschliessender Vorratskammer sowie ein Esszimmer befinden. An wertvoller historischer Ausstattung birgt die vertäferte "Schöne Stube" ein schmuckes, 1809 datiertes Eckbuffet aus Nussbaumholz im Empirestil. In einer entsprechenden Nische haben sich das zugehörige zinnerne Giessfässchen und eine kleine Waschschüssel erhalten. Am 1951 neu aufgesetzten Ofen ist eine alte, von einem Vorgänger stammende Kachel mit der Inschrift "Joseph Notter, Hafner in Boswil, 1844" eingefügt [3]. In die Wandvertäferung des Esszimmers integriert ist ein schmales "Zithüsli". Zur bauzeitlichen Ausstattung gehören sorgfältig gearbeitete zweifeldrige Füllungstüren mit teils älteren Rollbandbeschlägen (Beschreibung Hausinneres gemäss Bauernhausforschung 1987).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Beinwil Freiamt 1988, S. 87 (No 47); Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
[2] Zur Entwicklung des Baubestandes im Weiler Winterschwil vgl. Räber 1996, S,. 48-50.
[3] Zu den Boswiler Hafnern Notter vgl. Räber 1996, S. 235-237.
Literatur:- Beinwil Freiamt – Zeitbilder einer Landgemeinde, Aarau 1988 (Hrsg. Einwohnergemeinde Beinwil/Freiamt).
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996, S. 197 (Abb. 340), 246 (Abb. 483), 295 (Abb. 565).
- Walter Blaser, Bauernhausformen im Kanton Aargau, 1974, S. 149-161.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 99.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Beinwil/Freiamt, VIII-4/44.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30078
 

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