Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-BEW932 |
Signatur Archivplan: | BEW932 |
Titel: | Winterschwil 11 |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Beinwil (AG, Freiamt) |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Winterschwil |
Adresse: | Winterschwil 11 |
Versicherungs-Nr.: | 244 |
Parzellen-Nr.: | 856 |
Koordinate E: | 2668135 |
Koordinate N: | 1232565 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
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Dokumentation |
Würdigung: | Im Kern wohl aus dem 18. Jahrhundert stammendes bäuerliches Wohnhaus, das um 1940 eine Transformation vom vormals schwach geneigten Tätschhaus zum bestehenden Steilgiebelhaus mit Eternitverkleidung und 2015 eine neuerliche bauliche Sanierung mit originellem Ersatz des nordwestlichen Schopfanbaus erfahren hat. Mit dieser bewegten Baugeschichte spiegelt das Gebäude Entwicklungen in der bäuerlichen Hauslandschaft, welche nach überlieferten Mustern und gleichwohl sehr individuell erfolgen können. Der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mühle (Kantonales Denkmalschutzobjekt BEW010) stehende Baukörper markiert den westlichen Ortseingang von Winterschwil und nimmt somit eine überaus prägende Stellung im Ortsbild des ISOS-national eingestuften Weilers ein. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Bis zur 1940 vorgenommenen Dacherneuerung soll das Haus ein schwach geneigtes Satteldach besessen haben, wie es bei den ehemals schindelgedeckten Tätschhäusern verbreitet war [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1828 wird das Gebäude allerdings bereits als "Wohnhaus von Holz mit Tremkellern und Ziegeldach" beschrieben [2]. Eigentümer des Hauses waren zu jener Zeit Leonz und Joseph Sachs, deren Nachkommen heute noch in Besitz der Liegenschaft sind. Zur Hofanlage gehörte eine grossvolumige, ursprünglich strohgedeckte Scheune (Vers.-Nr. 243) nebst verschiedenen Nebengebäuden; in einem davon war zwischenzeitlich auch eine Käserei eingerichtet [3]. Gemäss mündlicher Überlieferung erhielt das Wohnhaus erst 1940 anlässlich eines grösseren Umbaus das heute bestehende, für die Freiämter Hauslandschaft typische Steildach mit Klebdächern und Krüppelwalm [4]. Ebenfalls aus dieser Zeit dürfte die für das frühere 20. Jh. typische graue Eternitverschalung der Fassaden stammen. 2015 erfolgte eine grössere bauliche Sanierung, wobei der Hauptbaukörper weitgehend in seiner bestehenden Form belassen, der nordwestliche Anbau aus der Zeit um 1900 aber in moderner Architektursprache, jedoch mit wesensgleichen Materialien, erneuert wurde [5]. |
Beschreibung: | Das Wohnhaus mit seinen landwirtschaftlichen Nebengebäuden schliesst zusammen mit dem benachbarten Mühlengehöft (Kantonales Denkmalschutzobjekt BEW910; Bauinventarobjekte BEW934, BEW943) den haufenförmigen Weiler Winterschwil nach Westen ab. Das hart an die Strasse gestellte, markant aufragende Gebäude setzt sich aus einem massiv gemauerten Sockelgeschoss mit den Kellerräumen und einem zweigeschossigen Oberbau in Ständerbauweise zusammen, dessen graue Eternitverschalung wohl aus der Zeit um 1940 stammt (Hausrückseite wohl nachträglich gemauert bzw. verputzt). Auch das traditionell anmutende steile Krüppelwalmdach mit den obligaten stirnseitigen Vordächlein datiert aus dieser Umbauphase, als eine Transformation vom ehemals flachgiebligen Tätschdach zum heute bestehende Steilgiebeldach erfolgte (vgl. Baugeschichte). Gegen Südosten zum Dorf hin tritt das Haus als kubischer Baukörper mit straffer, wenn auch nicht streng regelmässiger Fassadengliederung in Erscheinung. Demgegenüber erfährt die nordwestliche Trauffassade durch die gleichfalls eternitverschalte Obergeschosslaube eine lebendigere Ausgestaltung. Unterhalb der Laube ist in die hangseitige Nordecke der über eine einläufige Treppe und ein kleines Podest erreichbare Hauseingang gesetzt. Dieser bewahrt ein vierfeldriges biedermeierliches Türblatt und schmale seitliche Gangfensterchen mit schmiedeeisernen Ziergittern. Von der Haustür betritt man einen Stichgang, von dem man rechter Hand in die Küche und geradeaus in die Hauptwohnräume Stube und Nebenstube gelangt (Gang und Küche heute zusammengelegt). Nordwestlich der Küche schlossen früher zusätzliche kleinere Räume und ein Quergiebelanbau mit Schopf und Schweinestall an. Letzterer wurde 2015 in moderner Architektursprache erneuert und enthält heute Heizungs- und Sanitärräume sowie eine offene Veranda im Obergeschoss. An wertvoller historischer Ausstattung im Altbau hat sich ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen samt Sitzkunst erhalten (Inneres gemäss Bauernhausforschung 1987 und Umbauplänen von 2015). |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Gemäss Angaben Bauernhausforschung 1987; vom ehemaligenTätschhaus soll ein altes Foto existiert haben. – Der Bautyp des schwach geneigten ehemals mit Brettschindeln eingedeckten Tätschhauses war in der Innerschweiz einst weit verbreitet und bildet im Oberen Freiamt die älteste, heute noch fassbare bäuerliche Hausform (vgl. hierzu Räber 1996, S. 269-276). [2] Beinwil/Freiamt 1988, S. 87 (No 67); Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938. [3] Im Ökonomiegebäude Vers.-Nr. 245 war zwischen 1884 und 1896 die Käserei eingerichtet (Vorgänger der nachmaligen Käserei Winterschwil 7/Bauinventarobjekt BEW944). – Zu den Käsereien im Freiamt vgl. Räber 1996, S. 406-407. [4] Gemäss mündlicher Auskunft der heutigen Eigentümerin wurde der Umbau durch ihren Grossvater, Josef Sachs-Eichholzer (1892-1948), vorgenommen. Vgl. auch Blaser 1974, S. 156. [5] Gemeindearchiv Beinwil/Freiamt: Baugesuchsunterlagen. |
Literatur: | - Beinwil Freiamt – Zeitbilder einer Landgemeinde, Aarau 1988 (Hrsg. Einwohnergemeinde Beinwil/Freiamt). - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden, Basel 1996. - Walter Blaser, Bauernhausformen im Kanton Aargau, 1974, S. 149-161. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0474-0477: Brandkataster Beinwil Freiamt 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Beinwil/Freiamt, VIII-4/64. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30126 |
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