INV-BIT919 Gemeindehausstrasse 9, 1810-1814 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIT919
Signatur Archivplan:BIT919
Titel:Gemeindehausstrasse 9
Bezirk:Baden
Gemeinde:Birmenstorf (AG)
Adresse:Gemeindehausstrasse 9
Versicherungs-Nr.:135A
Parzellen-Nr.:1027
Koordinate E:2661122
Koordinate N:1256973
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661122&y=1256973

Chronologie

Entstehungszeitraum:between 1810 and 1814
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle (Brandkataster); Mitteilung Eigentümer

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:18 MATIAS BILAND 31 (Ofenplatte Kachelofen)
Würdigung:Das um 1814 längs der ehemals zur Ziegelei führenden Strasse errichtete Mittertennhaus ist ein zweigeschossiger Bau unter einem geraden Satteldach, der sich durch eine straffe Achsenführung am gemauerten Wohnteil und eine dekorative Bretterverschalung am Scheunentrakt auszeichnet. Der Vielzweckbau, der sich als einziger Bauzeuge einer in zwei Etappen um 1814 und 1847, im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Ziegeleibetriebes erstellten, dreiteiligen Bauernhauszeile intakt erhalten hat, bewahrt im Innern wesentliche Elemente des Raumgefüges und der Konstruktion, Teile der Ausstattung sowie die rückwärtig angelegte offene Laube.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Erbauung der Bauernhauszeile Gemeindestrasse 9-13 muss im Zusammenhang mit der Ziegelei gesehen werden, die bis 1918 auf dem Areal des ehemaligen Gemeindehauses betrieben wurde [1]. Kaspar und Jakob Biland hatten schon in den 1770/80er Jahren grössere Mengen Ziegel hergestellt, aber erst 1808 erteilte der Kleine Rat des Kantons Aargau Kaspar Biland die Konzession zum Betrieb einer Ziegelhütte. Kurz darauf, zwischen 1810 und 1814, liess der Ziegler Kaspar Biland neben dem um 1770 für sich erbauten, mit selbstgefertigten Ziegeln gedeckten Haus Gemeindehausstrasse 7 in einer ersten Etappe die Bauernhäuser Gemeindehausstrasse 9 und 11 errichten, welche heute den südwestlichen Teil der Zeile bilden. 1847 wurde an die Scheune des östlichen Hauses der langgestreckte Vielzweckbau Gemeindehausstrasse 13 angefügt. Die in den neuen Häusern wohnenden Nachkommen Bilands erhielten zur Unterscheidung von jenen im Stammhaus den Zunamen "Neuhüsler" [2]. Der knapp bemessene Stall der Nr. 9 war eher für Kleinvieh wie Ziegen vorgesehen, daher existierte eine Regelung, wonach im Haus Nr. 7 eine kleine Anzahl Kühe untergebracht werden durfte. Vor wenigen Jahren wurde die östliche Hälfte der Zeile (Ökonomietrakt des mittleren Hauses und ganzes Bauernhaus von 1847) durch Neubauten ersetzt. Das Haus Gemeindehausstrasse 9 wurde 1984 renoviert und der Dachboden 1990 ausgebaut [3].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau bildet mit seinem Ökonomietrakt den südwestlichen Auftakt einer ehemals dreiteiligen Bauernhauszeile. Obwohl um 1814 gleichzeitig mit dem nordöstlich anschliessenden Nachbargebäude erstellt, wird es von diesem um ein ganzes Geschoss überragt.
Der traufständig zur Gemeindehausstrasse erstellte, zweigeschossige Baukörper trägt ein gerades Satteldach (Rafenkonstruktion mit Firststützen, liegenden und stehenden Stuhljochen sowie Kniestock). Auf der Rückseite sind die Rafen etwas weiter hinab über eine Laube im Obergeschoss gezogen. Die Laube, welche die ganze Breite des Wohnteils einnimmt und früher in ähnlicher Form auch an den Nachbarhäusern der Zeile vorhanden war, wird von drei Ständern auf Tuffsteinsockeln gestützt. Der in Bruchsteinmauerwerk aufgeführte Wohnteil ist strassenseitig in zeittypischer Regelmässigkeit mit drei Achsen einfacher Rechtecklichter ausgestattet. Der ganz aussen neben der Giebelmauer zur Gemeindehausstrasse 11 angelegte Eingang besitzt eine schlichte vierfeldrige Füllungstür mit Oblicht. Der zwischen Giebelmauer und Wohnteil in Ständerbauweise erstellte Wirtschaftstrakt besitzt eine dekorative Bretterverschalung und ein rechteckiges Tenntor. Sein heutiges Erscheinungsbild mit gemauertem Stallbereich dürfte er erst im späteren 19. Jh. erhalten haben.
Das Vorderhaus beherbergt die Stube, während Küche und Hinterstube in der rückwärtigen Haushälfte untergebracht sind. Der inneren Erschliessung dient eine neue Treppenanlage aus Holz. In der Stube und Hinterstube hat sich die schlichte bauzeitliche Täferung mit fein profilierten Unterzugsbalken vollständig erhalten. Des weiteren bewahrt die Stube einen grün glasierten, an Gesimsen und Eckpartien mit reliefierten Kacheln geschmückten Kachelofen. Der Ofen mit zweistufiger Kunst wurde im Jahr 1930 aufgesetzt, wobei der steinerne Unterbau des Vorgängerofens mit barocken Balusterfüssen und einer Ofenplatte mit der Inschrift "18 MATIAS BILAND 31" wiederverwendet wurde [4]. Der Dachraum des Wohnhauses ist ausgebaut und wird beidseits durch je zwei kleine liegende Dachfenster belichtet. Unter dem Wohnteil (Stube, Hinterstube und Küche) verläuft quer zum First ein hoher tonnengewölbter Keller. Eine nachträgliche Mauer unterteilt diesen in zwei Hälften, die über einen vorderen und einen hinteren traufseitigen Treppenabgang separat erschlossen sind.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Rudolf 1983, S. 554 (Abb.175-176).
[2] Rudolf 1983, S. 553.
[3] Angaben zur Stallregelung, zum Baujahr (um 1810) und zu den Umbauten gemäss Auskunft der Eigentümer Martin und Monika Locher-Bruder.
[4] Laut Auskunft von Martin und Monika Locher-Bruder.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 12-26 (bes. S. 23).
- Max Rudolf, Geschichte der Gemeinde Birmenstorf, Birmenstorf 1983, S.436-437, 553-554.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar II-4/26.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30522
 

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