INV-BIW905 Gasthaus zum Bären, 1824 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIW905
Signatur Archivplan:BIW905
Titel:Gasthaus zum Bären
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Birrwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Dorf 4
Versicherungs-Nr.:101
Parzellen-Nr.:1655
Koordinate E:2657308
Koordinate N:1238061
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657308&y=1238061

Chronologie

Entstehungszeitraum:1824
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Inschriften:"RVDF HVL 1824" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:In der Art eines bernischen Landhauses errichtetes Wohngebäude von 1824, worin seit 1896 die Gastwirtschaft "Bären" betrieben wird. Der behäbige Mauerbau mit markantem Walmdach nimmt eine ortsbaulich bedeutende Stellung an der Alten Landstrasse nach Boniswil ein. Zusammen mit dem Schulhaus (Bauinventarobjekt BIW903), dem neuen Schul- und Gemeindehaus (Bauinventarobjekt BIW904) und dem Restaurant "Buurestube" prägt er das historische Zentrum von Birrwil, wo sich einst der Kreuzungspunkt der Hauptverkehrsachsen befand.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Haustürsturz wurde das Gebäude 1824 durch den Baumwollfabrikanten Rudolf Humbel als Wohnhaus erstellt [1]. Von seinen Nachkommen ging die Liegenschaft 1869 an den Krämer und Hutmacher Jakob Graf über, dessen Töchter Lisette und Louise Graf 1896 einen Gastbetrieb eröffneten und daneben auch den Laden weiterführten.
Offenbar konnte das Tavernenrecht vom "Alten Bären" auf der gegenüberliegenden Strassenseite übernommen werden. Bei diesem hatte es sich um eine weitherum bekannte Herberge für Fuhrleute und eine Pferdewechselstation für den Vorspann auf der Alten Landstrasse gehandelt. 1884 war das Gebäude durch Bäcker Johann Leutwiler erworben, in der Folge aber nicht mehr als Gastbetrieb weiterführt worden. 1956 wurde es abgebrochen.
Beschreibung:Nördlich des Dorfplatzes, in unmittelbarer Nähe zum Schul- und Gemeindehaus (Bauinventarobjekt BIW904), erhebt sich der "Bären" als behäbiger zweigeschossiger Mauerbau unter elegant geknicktem Walmdach, welches mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die solide Basis bildet ein mit Kalksteinplatten verkleideter Mauersockel, der zwei Gewölbekeller mit einem ebenfalls gewölbten Mittelgang enthält. Die auf einen grosszügigen Vorplatz ausgerichtete Hauptfront ist mit fünf Fensterachsen symmetrisch gegliedert und von Ecklisenen eingefasst. Zu dem in der Mittelachse gelegenen Eingang führt eine niedrige Freitreppe mit Stufen aus Muschelkalk. Das mehrfach gestufte rechteckige Türgewände, ebenfalls in Muschelkalk gehauen, zeigt am Schlussstein die Initialen des Bauherrn "RVDF HVL" (=Rudolf Humbel) nebst dem Baujahr 1824. Über der originalen eichenen Füllungstür mit Empirebeschlägen ist ein Oberlicht ausgeschieden, dessen Holzsprossen zu einem Kreuzbogenfries geformt sind.
Die beiden Schmalseiten des Gebäudes sind zweiachsig ausgebildet und weisen teils veränderte Fensteröffnungen auf. Auch die Hausrückseite mit ehemals durchlaufender Obergeschosslaube wurde verändert und mit einem nachträglichen Abortanbau besetzt.
Das Hausinnere zeigt zum Teil wohl noch die ursprünglichen Verhältnisse. Durch den östlichen Haupteingang betritt man einen breiten Korridor mit Treppe ins Obergeschoss, welcher sich auf der westlichen Hausrückseite in Form eines schmalen, auf die Laube führenden Flurs fortsetzt. Im Erdgeschoss sind seit der 1896 erfolgten Umnutzung zum Wirtshaus auf der Südseite die Gaststube und auf der Nordseite die modernisierte Küche untergebracht. Die Wohnräume im Obergeschoss bewahren einige Elemente der ursprünglichen Ausstattung, so Gipsdecken mit einfachen Spiegeln sowie ungestrichenes Wandtäfer mit Felderteilung durch Friestäferbretter. Das Prunkstück bildet ein Kachelofen mit blauen Füllkacheln und weissem Fries. Die Wand- und Deckentäfer im Erdgeschoss datieren aus dem ausgehenden 19.Jh., als hier die Gastwirtschaft eingerichtet wurde. Unverändert erhalten ist die Sparrendachkonstruktion mit kräftigen liegenden Stuhljochen, welche statisch auf die Doppeleindeckung mit Biberschwanzziegeln ausgelegt ist (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992).
Vermutlich noch aus der Bauzeit des nachmaligen "Bären" stammt ein auf der Nordwestseite des Hofes stehender Brunnen aus Muschelkalk. Dieser verfügt über einen kräftigen Trog mit abgeschrägten Ecken sowie einen Stock mit pyramidenförmiger Verdachung und Kugelaufsatz.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zum "Bären" in Birrwil vgl. Hintermann 1985, S. 77.
Literatur:- Willi Hintermann, Birrwil 1185-1985, eine kleine Dorfgeschichte, Birrwil 1985.
- Oskar Keller, Birrwil, eine heimatkundliche Darstellung, Birrwil 1963.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 54.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30750
 

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