Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1700 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Aus dem 17./18. Jahrhundert stammendes ehemaliges Strohdachhaus mit charakteristisch abgewalmtem Dach. An der südlichen Stubenfront hat das Gebäude noch wesentliche Teile der originalen Bohlenwände und im Dachraum die vierteilige rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion bewahrt. Das Hausinnere zeigt typisch kleinbäuerliche Verhältnisse mit ineinander verschachtelten Wohneinheiten. Dem exponiert an der Hangkante stehenden, giebelständig zur Strasse gestellten Baukörper kommt ein überaus hoher Situationswert im alten Ortsteil Zopf zu.
Im Falle grösserer baulicher Veränderungen ist vorgängig eine bauarchäologische Untersuchung mit dendrochronologischer Altersbestimmung vorzunehmen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Gebäude ist prägender Bestandteil einer alten Siedlungserweiterung im Zopf, welche zu einer charakteristischen Anreihung von stirnseitig zur Strasse gestellten Baukörpern geführt hat (vgl. Michaeliskarte um 1840). Der Formensprache an der Holzkonstruktion nach zu schliessen, dürfte das Haus im späteren 17. oder frühen 18. Jh. entstanden sein. Ob es sich ursprünglich um einen klassischen bäuerlichen Vielzweckbau mit Wohn- und Ökonomietrakt oder von Beginn weg um ein kleinbäuerlich geprägtes Haus mit mehreren Wohnteilen gehandelt hat, ist heute nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1828 ist von einem "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Holz, mit Strohdach" die Rede [1]. Damals schon war die Liegenschaft unter drei Parteien aufgeteilt: Jakob Graf, Samuel Härri, Johannes Graf. Die heutigen Nutzungsverhältnisse mit den drei traufseitig angereihten Wohnungen dürften also zumindest seit dem frühen 19. Jh. bestanden haben. Im nördlichen, rückwärtigen Bereich des Hauses könnten früher Ställe oder Werkräume eingerichtet gewesen sein, welche nachträglich zu Wohnzwecken umgenutzt wurden. Die vollständige Umdeckung des Gebäudes auf Ziegelbelag fand in der Zeit nach 1910 statt. Um 1985 und 1993 erfolgte eine Renovation des westlichen Hausteils (Vers.-Nr. 108A), wo früher angeblich auch eine Sattlerwerkstatt eingerichtet war. |
Beschreibung: | Der langgestreckte Baukörper ist mit Firstrichtung Ost-West stirnseitig an die in den alten Dorfkern führende Zopfstrasse gestellt. Die gegenüberliegende Schmalseite des Hauses stösst hart an eine Geländekante, von wo sich der Blick hinab auf die Seetalstrasse und den Hallwilersee erstreckt. Das für ehemalige Strohdachhäuser charakteristische Walmdach ruht auf einer intakt erhaltenen vierteiligen Hochstudkonstruktion, deren rauchgeschwärzte Hölzer auf die frühere Existenz einer offenen Rauchküche verweisen. Die zwei westlichen, stärker dimensionierten Firstständer (Hochstüde) führen beidseits des Tenns bis auf die eichenen Grundschwellen, während die zwei östlichen Ständer über den beiden Wohnteilen B und C (gemäss Grundrissskizze) auf Obergeschossniveau abgefangen sind. Nebst Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben sind auch Teile der fächerförmig verlegten Rafenlage noch im Originalzustand erhalten. Anlässlich der Umdeckung auf Ziegel wurden zur Verstärkung des Dachgerüsts Zwischenpfetten mit stehenden Stuhljochen eingezogen (Hölzer nicht rauchgeschwärzt). Insbesondere an der südgerichteten Stubenfront haben die beiden äusseren Wohnungen (108A und 108C) noch wesentliche Teile der originalen hölzernen Wandkonstruktion bewahrt. Über einem Mauersockel und einem darauf verlegten Schwellenkranz erhebt sich ein zweigeschossig hochgeführtes Ständergerüst mit liegenden Bohlenfüllungen und verstärkenden Riegeln. Mittelbreite verblattete Kopfhölzer, die zur Aussteifung des Gefüges dienen, erlauben eine Einschätzung des Gebäudes ins 17./18. Jh. Durchlaufende Brustriegel kennzeichnen die Lage der Wohnstuben im Erdgeschoss. Auch an den Stirnseiten ist der alte hölzerne Wandaufbau in erheblichem Ausmass noch vorhanden, wenn auch stellenweise durch jüngere Wandverkleidungen abgedeckt. Lediglich an der Nordwestecke wurden die alten Holzwände nachträglich durch Fachwerk ersetzt, und auf der Rückseite sind im Laufe der Zeit verschiedene Anbauten unter Schleppdach hinzugekommen. Die drei Wohnteile sind quer zum First angeordnet. Der grösste, wohl von Beginn weg zu Wohnzwecken genutzte Hausteil befindet sich an der östlichen, strassenabgewandten Seite (Vers.-.Nr. 108C). Vom südlichen Haupteingang gelangt man in einen schmalen Korridor, von dem aus die südgerichtete Stube und Nebenstube sowie die im rückwärtigen Bereich gelegene Küche betreten werden. Ein zweiter, direkter Eingang führt auf der Hausrückseite direkt in die Küche. Die nordöstliche Hausecke nimmt ein stirn- und auch traufseitig über die Fassadenflucht auskragender Raum ein, der früher angeblich als Stall diente. In den beiden Stuben haben sich gefelderte Wandtäfer, gestemmte Türen und ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen mit Sitzkunst aus dem 19. Jh. erhalten. Der mittlere, schmale Wohnteil (Vers.-.Nr. 108B) umfasst lediglich eine südgerichtete Stube und eine nordseitig anschliessende Küche, in die man über einen rückwärtigen Eingang gelangt. In der Stube hat sich eine grüne Sitzkunst und in der Küche ein kleiner eiserner Sparherd erhalten. Westlich an den mittleren Hausteil schliesst ein Scheunenteil an, von dem der südseitige Tennbereich mit dem grossflächigen Tor noch vorhanden ist. Eigentumsrechtlich gehört der Ökonomieteil heute zur strassenseitigen Wohnung (Vers.-Nr. 108A), mit der er auch durch einen internen Durchgang verbunden ist. Dieser ebenfalls recht schmale Hausteil umfasst eine in der südwestlichen Gebäudeecke gelegene Stube und eine nördlich anschliessende, strassenseitig zugängliche Küche, welche wohl zu einem späteren Zeitpunkt rückwärtig erweitert wurde. Die 1985 renovierte Kleinwohnung zeigt in der Stube einen jüngeren Ofen mit grünen Kacheln und weissem Fries sowie in der Küche einen eisernen Sparherd. In die Feuermauer eingelassen sind schwarz-grün patronierte Kacheln mit Pflanzenmotiven. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S.76 (Abb. 82). - Willi Hintermann, Birrwil 1185-1985, eine kleine Dorfgeschichte, Birrwil 1985. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30780 |
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