INV-BIW911 Seestrasse 2, 1844 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIW911
Signatur Archivplan:BIW911
Titel:Seestrasse 2
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Birrwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Wilhof
Adresse:Seestrasse 2
Versicherungs-Nr.:145
Parzellen-Nr.:498
Koordinate E:2657572
Koordinate N:1237460
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657572&y=1237460

Chronologie

Entstehungszeitraum:1844
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus mit Gewerbelokal

Dokumentation

Inschriften:"J. St 1844" (Hauseingang)
Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Wohnhaus von 1844, in dessen Erdgeschoss früher eine kleine Textilfabrik und zeitweilig auch das Postbüro der bis 1905 selbständigen Gemeinde Wilhof eingerichtet waren. Der zeittypisch schlichte Mauerbau ist äusserlich weitgehend intakt erhalten und zeigt im Innern eine spezielle, auf die frühere Zweckbestimmung als wohn- und gewerbehaus abgestimmte Raumaufteilung mit abgesondertem Erschliessungstrakt. Ortsbaulich nimmt das Gebäude eine wichtige Stellung an der Einmündung der Seestrasse in die Seetalstrasse ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Haustürsturz wurde das Haus 1844 durch Jakob Steiner erbaut. Im Brandkataster ist es 1845 als "Wohnhaus von Stein, 2 Stock hoch mit zwei gewölbten Kellern und Ziegeldach" neu verzeichnet [1]. Jakob Steiner-Nussbaum (1803-66) war mit der Fabrikantenfamilie Nussbaum verschwägert, welche auf der Oberen Wanne einen grossen Baumwollverlag mit Färberei betrieb (Bauinventarobjekte BIW907, BIW921). Wie diese hatte er sich im Textilgewerbe ausbilden lassen. So richtete er im Erdgeschoss einen kleinen Spinnereibetrieb ein, wie dies in einem anlässlich seines Todes angefertigten Inventar von 1866 beschrieben wird:"..in der Fabrik 2 Zwirnstühle, Spulen, ein Spulrad, Maschinerien mit Turbine und eisernem Dünkel..." [2]. Ab 1868 war im Haus das Postbüro von Wilhof untergebracht, und zeitweise soll hier auch eine Stickerei betrieben worden sein. Nach 1900 wurde das Parterre zu Wohnzwecken umgebaut, so dass heute keine Spuren der früheren Fabrikationseinrichtungen mehr vorhanden sind.
Beschreibung:Der zweigeschossige Mauerbau ist mit Firstrichtung Nord-Süd traufständig an die Seetalstrasse gestellt. Auf der Vorderseite wirkt der Baukörper infolge des sukzessiv aufgeschotterten Strassenkörpers eher gedrungen, während er im rückwärtig zum Röthenbach abfallenden Gelände in stattlichen Ausmassen mit hohem Sockelgeschoss in Erscheinung tritt. Das Gebäude ruht unter einem mittelsteilen, geraden Giebeldach, das mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die traufseitig durch auffällige Hohlkehlen abgeschlossenen Fassaden zeigen eine axiale Gliederung mit Rechteckfenstern in den Vollgeschossen sowie zeittypischen Rundbogenfenstern und halbkreisförmigen Lichtöffnungen (Lünetten) im Giebelfeld. Der Eingang zum ehemaligen Fabrikraum im Erdgeschoss befindet sich an der strassenseitigen Trauffassade und ist mit einer klassizistischen Türbekrönung versehen (heute zu einer Fenstertür umfunktioniert). Durch einen zweiten, giebelseitigen Eingang gelangt man in das nordöstlich gelegene Treppenhaus, welches die Stockwerkerschliessung wie auch den internen Zutritt in die zwei quer zum First angelegten Gewölbekeller sicherstellt. Der giebelseitige Zugang ist in seiner originalen Ausprägung als zweiflüglige biedermeierliche Füllungstür mit Oberlicht erhalten. Am Schlussstein der steinernen Türeinfassung finden sich das Baujahr 1844 und die Initialen des Bauherrn J St [= Jakob Steiner]. Spätere Zutaten wohl aus der Zeit um 1900 sind ein auf Konsolen abgestützter Balkon an der südlichen Giebelfassade sowie ein dritter Zugang auf der Hausrückseite.
Die Wohnräume im Parterre und Obergeschoss sind weitgehend modernisiert. An historischer Ausstattung erhalten sind ein meergrüner Kachelofen mit Art Déco-Relief sowie das gewundene Treppengeländer mit gedrechselten Staketen im Treppenhaus.
Auf der Nordseite des Wohnhauses steht unmittelbar am Gartenzaun ein Muschelkalkbrunnen aus der Mitte des 19.Jh., mit kelchartig ausgestaltetem Trog und massivem Stock. Südlich schliesst eine grosszügige Gartenanlage an.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938.
[2] Zit. aus: Hintermann 1985, S. 69.
Literatur:- Willi Hintermann, Birrwil 1185-1985, eine kleine Dorfgeschichte, Birrwil 1985.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30786
 

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