INV-BIW912 Saumärt 18, 1778 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIW912
Signatur Archivplan:BIW912
Titel:Saumärt 18
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Birrwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Säumärt
Adresse:Säumärt 18
Versicherungs-Nr.:88
Parzellen-Nr.:817
Koordinate E:2657166
Koordinate N:1238050
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657166&y=1238050

Chronologie

Entstehungszeitraum:1778
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1778" (Tenntor); "18 G.S.T.64" (Ofenwand)
Würdigung:Aus dem späteren 18. Jahrhundert stammendes ehemaliges Strohdachhaus, das sein äusseres Erscheinungsbild mit charakteristisch abgewalmtem Dach sowie die originale rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion bewahrt hat. Einer Umbauphase im 19. Jahrhundert entstammt die biedermeierlich geprägte Putzfassade des Wohnteils. Im sanft renovierten Hausinnern haben sich wertvolle Ausstattungsteile erhalten. Insgesamt handelt es sich um einen aussagekräftigen Zeugen für den ländlichen Hausbau in der Region. Als Teil einer locker angeordneten Strassenbebauung über dem eigentlichen Dorfzentrum kommt dem Gebäude auch eine erhebliche siedlungsgeschichtliche und ortsbauliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine nur noch schwer entzifferbare Jahrzahlinschrift 1778 am südlichen Tenntor dürfte auf das Baudatum des Hauses verweisen. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird das Gebäude als "Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz und Rieg (Fachwerk), mit gewölbtem Keller und Strohdach" aufgeführt, und auf der Michaeliskarte von 1840 ist der Baukörper als Teil einer locker angeordneten Bebauung an der Bergstrasse eingezeichnet [1]. Eigentümer der Liegenschaft war 1829 Johannes Stadler; 1834 ging sie an Samuel und 1854 an Gottlieb Stadler über. Auf letzteren verweisen die Initialen "G ST" nebst der Jahreszahl 1864 am biedermeierlichen Kachelofen in der Stube. Es ist zu vermuten, dass zu jenem Zeitpunkt die ursprünglich hölzernen Fassadenteile des Wohnteils durch verputzte Fachwerkwände mit axial angeordneten Einzelfenstern ersetzt wurden.
1890 ging das Haus von der Familie Stadler an Jakob Härri, Posamenter, über. 1925 folgte Mia Härri, Zigarrenmacherin, als Eigentümerin. Bis 1930 war das Gebäude teilweise noch mit Stroh eingedeckt.
In jüngerer Zeit fand ein Teilausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken statt, wozu in den östlichen, zum Dorf gewandten Querwalm wie auch auf der Hausrückseite diverse Dachflächenfenster eingelassen wurden. Nach 1992 hat man zusätzliche Fassadenveränderungen vorgenommen, denen auch der rückwärtige Hauseingang zum Opfer gefallen ist.
Beschreibung:Der längliche Baukörper ist mit Firstrichtung Ost-West quer zum Hang und zur aufsteigenden Strasse gestellt. Der als Mittertennhaus konzipierte bäuerliche Vielzweckbau ruht unter einem tief heruntergezogenen Vollwalmdach, das namentlich auf der Süd- und Westseite noch als harmonisch geschlossene Dachfläche in Erscheinung tritt. Das tragende Gerüst bildet eine dreiteilige Hochstudkonstruktion, von der zwei Firstständer (Hochstüde) beidseits des Tenns aufragen und ein dritter über dem Wohnteil auf der Feuermauer abgefangen ist. Nebst den typischen, allesamt rauchgeschwärzten Bestandteilen First, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben sind auch grosse Teile der gefächerten Rafenlage noch vorhanden. Anlässlich der Umdeckung auf Ziegel wurden zur Verstärkung des Dachgerüsts stehende Stuhljoche mit Zwischenpfetten eingezogen (Hölzer nicht rauchgeschwärzt).
Der hangseitig mittels einer Bruchsteinmauer gegen den Hangdruck geschützte Ökonomieteil mit Tenn, Stall und Futtertenn zeigt teils an den Aussenwänden und vor allem an der Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn noch die ursprünglichen Bohlenständerwände. Zum originalen Baubestand gehört auch das grossflächige holzgenagelte Tenntor mit der heute kaum mehr erkennbaren Jahreszahl 1778. Demgegenüber wurden die ursprünglich wohl ebenfalls hölzernen Fassaden des Wohnteils im Laufe des 19.Jh. durch verputzte Fachwerkwände mit axial gesetzten Einzelfenstern ersetzt [2]. Aus dieser Umbauphase stammt auch der südliche Hauseingang mit vierfeldriger gestemmter Biedermeiertür. Der bis zum jüngsten Umbau noch vorhandene rückwärtige Hauseingang, eine spätbarocke Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk, gehörte noch zum originalen Baubestand von 1778.
Der Wohnteil zeigt ein für Bauernhäuser in der Region typisches Grundrissmuster mit rückwärtiger Auskragung um etwa 2 m über die Scheunenflucht hinaus [3]. Vom Vorraum führt eine Treppe zu einem unter der talseitigen Gebäudehälfte gelegenen Gewölbekeller. Ein dem Tenn entlang verlaufender Korridor ermöglicht den direkten Zugang zu Küche und Stube wie auch zum Tenn. Stube und Nebenstube liegen auf der Südseite, darüber befinden sich zwei Schlafkammern. An historischer Ausstattung sind neben den russgeschwärzten Bohlenständerwänden des Obergadens einige Füllungs- und Brettertüren zu erwäh¬nen. In die Entstehungszeit datieren die einfachen stehenden Brettertäfer und Sichtbalkendecken mit darauf verlegten Bretterböden (teilweise erneuert). In der Küche ist noch ein zylinderförmiger Rauchfang ("Chämihutte") vorhanden. In der Stube steht ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen mit seitlicher Sitzkunst. Eine Steinplatte unter der Kunst weist die Jahreszahl 1864 nebst der Inschrift "G ST" (für Gottlieb Stadler) auf. Etwas jünger dürfte die grüne Sitzkunst in der Hinterstube sein, für deren Beheizung bis vor wenigen Jahren noch ein kleiner Sandsteinherd vorhanden war (Inneres gemäss Kurzinventar von 1992).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938; Michaeliskarte um 1840.
[2] Gemäss Auskunft des Eigentümers sollen die Gefachfüllungen aus Tuffstein bestehen (Kurzinventar 1992)
[3] Bauernhäuser Ziehlstrasse 15 in Beinwil a. See (Bauinventarobjekt BES920); Aegertenstrasse 71 in Zetzwil (ZEZ906); Haldenstrasse 119 in Gontenschwil (GON912). Vgl. auch Räber 2002, S. 255 (Abb. 530).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0068, CA.0001/0225-0227: Brandkataster Gemeinde Birrwil, 1829-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30792
 

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