INV-BOS903 Sigristenhaus Bachstrasse 28, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOS903
Signatur Archivplan:BOS903
Titel:Sigristenhaus Bachstrasse 28
Bezirk:Muri
Gemeinde:Boswil
Adresse:Bachstrasse 28
Versicherungs-Nr.:19
Parzellen-Nr.:42
Koordinate E:2666665
Koordinate N:1239545
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666665&y=1239545

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"1808" und "P H" am Einbaubuffet, "1848" Ofenkachel
Würdigung:Das vermutlich für die Familie Hilfiker erbaute "Sigristenhaus" aus dem 18. Jahrhundert ist ein grossbäuerlicher Freiämter Ständerbau spätbarocker Prägung. Das stattliche Gebäude gehört zur hochkarätigen Baugruppe bei der Alten Kirche, deren Einzelelemente (Kirche, Künstlerheim, Odilokapelle und Bauernhaus Bachstrasse 30) allesamt unter kantonalem Denkmalschutz stehen (BOS002, BOS003, BOS007, BOS014). Der weitgehend intakte Holzbau mit den charakteristischen stirnseitigen Klebdächern bewahrt im Giebelfeld die originalen "Butzenscheiben" und am Hauseingang ein reich beschnitztes Türblatt. Mit einer Messgewandtruhe von 1762, einem 1808 datierten Einbaubuffet und einem Hafner-Notter-Ofen von 1848 sind wesentliche Elemente der historischen Ausstattung erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das als "Sigristenhaus" bekannte Gebäude aus dem mittleren 18. Jh. verweist mit seiner stattllichen Erscheinung auf eine vermögende ländliche Bauherrschaft. Vermutlich handelt es sich um die Familie Hilfiker, die als Stifterin eines in unmittelbarer Nähe aufgestellten Wegkreuzes von 1736 bekannt ist (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS010). Mit dem Namen Hilfiker sind denn auch Initialen "PH" auf dem 1808 datierten Stubenbuffet in Verbindung zu bringen.
Das Brandkataster von 1850 verzeichnet ein "Wohnhaus mit zwei gewölbten Kellern nebst Scheune mit Schweinestall aus Stein und Holz, mit Ziegeldach", welches sich ab 1856 in den Händen des Sigristen Peter Keusch befand. Der lange First einer vermutlich jüngeren Scheune ist auf der Ostseite als Quergiebeltrakt an das Wohnhaus herangeschoben.
Beschreibung:Das grossvolumige Gebäude zeigt sich als typischer Freiämter Ständerbau mit kräftigem Mauersockel und steilen Gehrschilddach. Die Giebelfronten prägen Klebdächlein, welche als Schmuckelement und als Wetterschutz für die zahlreichen Fensteröffnungen dienen. Die Wandfüllungen bestanden ehemals durchwegs aus kräftigen Brettern (Bohlen), wie sie im Giebelfeld in Verbindung mit den paarweise angeordneten Fensteröffnungen noch im Originalzustand erhalten sind. Letztere bewahren die bleiverglasten "Butzenscheiben" und in der unteren Reihe seitliche Schiebeläden mit Resten einer polychromen Farbfassung. Von der ehemaligen Reihenbefensterung im Erdgeschoss ist an der südlichen Stubenfront noch das durchlaufende profilierte Gurtgesims erhalten.
Im Laufe des 19. Jh. wurde in den beiden Hauptgeschossen die kleinteilige Reihenbefensterung zugunsten grösserer Einzellichter aufgegeben, und gleichzeitig erfolgte im Erdgeschoss der Wechsel von den Bohlenwänden zu fassadenbündig eingenuteten Kanthölzern, so genannten Flecklingen. Die nach Süden gerichtete Stubenfront erhielt dabei eine regelmässige sechsachsige Gliederung. Wegen Feuchtigkeitsschäden wurden später auf der Nord- und Westseite Teile der Holzfassade durch Mauerwerk ersetzt. Der Hauseingang in der Mitte der östlichen Trauffassade zeichnet sich durch eine auf Gehrung geschnittene Eichenrahmung mit reicher Profilierung aus. Das sechsfeldrige Türblatt aus dem 19. Jh. schmücken floral beschnitzte Füllungen.
Ein durchlaufender Quergang mit Treppen ins Obergeschoss und den Keller scheidet das südseitige Vorderhaus mit Stube und Nebenstube vom Hinterhaus mit Küche, zwei Kammern und einem nachträglich geschaffenen Durchgang in den nordseitigen Anbau. Die Stube bewahrt ein 1808 datiertes Einbaubuffet aus Nussbaumholz, das die Initialen "P H"[Hilfiker] trägt. Der mit 1848 datierte Kachelofen mit seinen typischen weissen Zierkacheln und buntfarbigen Blumenmotiven kann der ortsansässigen Hafnerdynastie Notter zugeordnet werden. Im Obergeschoss reihen sich beidseits des Mittelgangs Schlaf- und Vorratskammern. Als grosse Rarität findet sich hier eine Messgewandtruhe von 1762. Das Dachgeschoss beherbergt Speicherräume für Getreide und andere Vorräte. Das intakte Dachgebälk, eine Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen, ruht auf einem doppelten stehenden Stuhl. Im gemauerten Sockelgeschoss erstrecken sich zwei tonnengewölbte Keller, welche durch einen ebenfalls gewölbten Mittelgang miteinander verbunden sind (Hausinneres gemäss Bauernhausforschung 1989 und Kurzinventar 2001).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 93 (Abb. 82), 161 (Abb. 244).
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 94.
- Franz Kretz, Boswil, Freiamt im Spiegel der Vergangenheit, Villmergen 1991.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0488-0490: Brandkataster Gemeinde Boswil 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Boswil VIII-8/21.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30948
 

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