Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 18th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "H 17 M 18 H" (Kachelofenrückwand), "1806" (Buffet) |
Würdigung: | Das als "Untervogtshaus" bekannte Gebäude ist ein stattlicher zweigeschossiger Mauerbau mit steilem Gehrschilddach und für das Freiamt charakteristischen stirnseitigen Klebdächern. Die regelmässige Stichbogenbefensterung verleiht dem Wohnhaus ein barockes Gepräge. In der getäferten Stube hat sich mit dem Hafner-Notter-Ofen, einem Nussbaumbuffet von 1806, einem Votivkasten sowie dem Deckentäfer und einer gestemmten Tür mit breiter, wulstiger Rahmung wertvolle historische Ausstattung erhalten. Das ehemalige Untervogtshaus steht im Nahbereich der hochkarätigen, kantonal geschützten Baugruppe bei der Alten Kirche, deren Einzelelemente (Kirche, Künstlerheim, Odilokapelle und Bauernhaus Bachstrasse 30) allesamt unter kantonalem Denkmalschutz stehen (BOS002, BOS003, BOS007, BOS014). |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das in seiner heutigen Form wohl aus dem späten 18. Jh. stammende Gebäude könnte von einem amtierenden Untervogt bewohnt und auch erbaut worden sein (Familie Huber?). Der Brandkatastereintrag von 1850 lautet auf ein "zweistöckiges Wohnhaus mit zwei gewölbten Kellern nebst Schweineställen, aus Stein, Holz mit Ziegeldach". Die Liegenschaft befand sich damals in den Händen von Gemeindepräsident Johann Leonz Keusch. Eine ältere Inschrift von 1718 an der Kachelofenrückwand deutet indessen auf eine weiter zurückreichende, bislang nicht geklärte Baugeschichte hin. |
Beschreibung: | Das stattliche, mit seiner vorderen Giebelseite nach Südosten gerichtete Wohnhaus ist ein schmucker spätbarocker Mauerbau über längsrechteckigem Grundriss. Das leicht geschweifte, mit Biberschwanzziegeln eingedeckte Steildach mit rundum verschaltem Überstand wird stirnseitig durch zwei Klebdächer ergänzt. Die glatt verputzten Fassaden zählen je drei Fensterachsen. Die stichbogigen Gewände sind aus Muschelkalkstein gearbeitet und weisen Fälze sowie gerundete Simse auf. Die Fensteröffnungen sind nicht streng symmetrisch angeordnet, sondern auf die innere Raumaufteilung abgestimmt. So zeigen die beiden rechten, etwas näher zusammengerückten Lichter die Lage der Stube an, während der Hauseingang leicht aus der Mittelachse nach Norden verschoben ist, um dem südseitigen Vorderhaus mehr Platz zu geben. Der Gebäudesockel umfasst zwei quer zu First verlaufende Gewölbekeller mit tonnengewölbtem Zwischengang. Eine zweiläufige gemauerte Freitreppe mit Schmiedeeisengeländer und Podest führt zum erhöhten Hauseingang an der nordöstlichen Traufseite. Durch diesen betritt man ein Vorzimmer, von dem aus die Stube und die dahinter liegender Nebenstube zugänglich sind. Der Stubeneingang, eine zweifeldrige Füllungstür, weist barocke Rollbandbeschläge auf. An der Kachelofenrückwand findet sich eine ältere Inschrift "H 17 M 18 H", welche möglicherweise einem Vorgängerbau zuzuordnen ist. Die aus weissgrundigen, bunt bemalten Kacheln zusammengesetzte Sitzkunst stammt aus der Werkstatt der einheimischen Hafnerdynastie Notter, die seit dem späteren 18. Jh. tätig war. Als weitere wertvolle Ausstattungsstücke haben sich in der Stube ein sorgfältig gearbeitetes Buffet aus Nussbaumholz von 1806, eine Felderdecke und ein Votivschrank erhalten. Vom Vorraum führt eine zweite Tür geradeaus in die Küche, welche als langgezogener Raum die Mitte des Hinterhauses einnimmt. Von hier öffnen sich Türen auf das Treppenhaus ins Obergeschoss, auf ein Hinterzimmer und auf das Esszimmer in der Nordecke. Im Obergeschoss sind beidseits des Quergangs je drei Zimmer angeordnet. Der Dachraum beherbergt über der südlichen Haushälfte zwei Speicherräume. Die mit einer doppelten Biberschwanzdeckung versehene, original erhaltene Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen ruht auf einem unteren liegenden und einem darüber liegenden stehenden Stuhl. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Literatur: | - Franz Kretz, Boswil, Freiamt im Spiegel der Vergangenheit, Villmergen 1991, S. 188 (Abb.). - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 296 (Abb. 571). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Boswil, VIII-8/27. - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0488-0490: Brandkataster Gemeinde Boswil 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30954 |
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