INV-BOS906 Bachstrasse 10, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOS906
Signatur Archivplan:BOS906
Titel:Bachstrasse 10
Bezirk:Muri
Gemeinde:Boswil
Adresse:Bachstrasse 10
Versicherungs-Nr.:55 A, C
Parzellen-Nr.:121, 135
Koordinate E:2666305
Koordinate N:1239334
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666305&y=1239334

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Mehrteiliger Bohlenständerbau aus dem 17. Jahrhundert mit kräftigem Eichenschwellenkranz, dreigeschossiger Stubenfront und teilweise erhaltener traditioneller Reihenbefensterung. Der langgestreckte, ehemals strohgedeckte Holzbau stellt mit seiner komplexen Baugeschichte ein wichtiges Element der historischen Zeilenbebauung dar, die sich entlang des Bachs und dem Strassendamm bis zur hochmittelalterlichen Kirchenburg erstreckte.

Im Falle eines grösseren Umbaus sollten vorgängig bauarchäologische Abklärungen und eine dendrochronologische Altersbestimmung durchgeführt werden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Wie auf der Michaeliskarte um 1840 erkennbar ist, bestanden im Unterdorf auf der Südseite des Weissenbachs anschliessend an die dammartige Bachstrasse eine Reihe langgestreckter Gebäude, darunter zur Hälfte noch strohgedeckte Vielzweckbauten wie der hier beschriebene [1].
Der langgestreckte Baukomplex geht in seinen ältesten Teilen vermutlich ins 17. Jh. zurück. Er weist eine komplexe, noch nicht detailliert untersuchte Baugeschichte auf. Die Entstehung in mehreren Bauetappen ist von aussen an den weitgehend erhaltenen, nach Süden blickenden Stubenfront ablesbar. Die scheunenseitige Wohnung C liegt als ältester Hausteil gegenüber dem östlich anschliessenden Wohnteil B deutlich höher. Der Hausteil B und der vermutlich in einer weiteren Etappe angefügte kopfseitige Hausteil A wurden unter dem durchlaufenden Dach möglicherweise von Anfang an dreigeschossig angelegt und weist daher ein tieferes Erdgeschossniveau auf. Über den beiden Wohngeschossen von Hausteil C blieb lediglich Platz für einen unbelichteten Kniestock. DieserTeil wurde später seitwärts in den westlich anschliessenden Tennbereich erweitert.
Die Grundlage des mehrteiligen Gebäudekomplexes bildet eine wohl ins 17. Jh. zu datierende Hochstudkonstruktion, welche einst ein steiles Strohdach trug. Reste der ehemals 5-6 Firstständer umfassenden Konstruktiion sind im Dachraum noch in Form von abgesägten Stummeln erhalten. Der gesamte Oberbau mit First und Unterfirst wurde vermutliche 1914 entfernt, als das Gebäude ein flacheres Satteldach mit Ziegelbelag erhielt.
Der Brandkatastereintrag von 1850 lautet auf ein "zweistöckiges Wohnhaus mit zwei Trämkellern nebst Scheune, aus Stein, Riegel und Holz, mit Strohdach" , wobei zwei Wohnteile vermerkt sind. 1862 und 1878 ist von einer Vergrösserung und von einem Ausbau des Hauses die Rede. Ab 1884 sind drei Wohnungen belegt, die Zahl der Trämkeller steigt auf vier. Die Familien Huber, End und Mäder teilen sich zu je einem Drittel die angebaute Scheune.
Die traufseitige Vergrösserung der Hausteile B und A nach Norden und die Ummauerung der dortigen Fassaden, welche stark der Witterung ausgesetzt waren, fand im 20. Jh. statt. Das Volumen der Scheune (ehem. Vers.-Nr. 55B) wurde vor kurzem zu Wohnraum ausgebaut (Vers.-Nr. 1064).
Beschreibung:Unter einem langen geraden Satteldach sind zwei mittlerweile umgebaute Stallteile, zwei dazwischenliegende Tennbereiche und ostwärts ein mehrteiliger Wohntrakt zusammengefasst. An der südlichen Trauffront des Wohnteils lassen sich die verschiedenen Bauphasen der Erweiterung und Aufstockung ablesen. Als älteste Partie liegt der Wohnteil C leicht erhöht auf einer Kellerbalkendecke, welche von einem aussergewöhnlich mächtigen eichenen Unterzugsbalken (ca. 65-70 cm) gestützt wird. Die Stubenfront bewahrt eine vierteilige Reihenbefensterung mit hübsch profiliertem Brüstungsbalken im Erdgeschoss und zwei Fenstergruppen mit ungleichen Bänken im Obergeschoss.
Die ungewöhnliche dreigeschossige Anlage der Hausteile B und A, welche von einem Schwellenkranz mit erhaltenem Schwellenschloss an der südöstlichen Gebäudeecke getragen wird, wurde durch das Tieferlegen des Erdgeschosses möglich. Die Dreigeschossigkeit ist bei traditionellen aargauischen Holzbauten ein seltenes Phänomen. Erwähnt sei der "Spittel" in Merenschwand (Geb. Nr. 201 A/B/C), ein ehemaliges "Täschhaus", dessen Kernbau dendrochronologisch in die Jahre 1547/48 datiert wurde (Kantonales Denkmalpflegeobjekt MER012).
Die drei Wohnteile sind grundrisslich stark ineinander verschachtelt und weisen teils zwei Eingänge auf. Im mittleren Hausteil B hat sich eine Kachelofenwand mit grünen Reliefkacheln aus dem 17. Jh. erhalten. Eine heute nicht mehr vorhandene Ofenkachel war angeblich mit 1671 datiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Bei der Dorfbeschreibung von Bronner (1844) ist die Bachstrasse explizit als "Strassendamm" bezeichnet: "Die Häuser am Strassendamme gränzen beinahe an die des Dorfes Bünzen". Vgl. Bronner 1844, Bd. 2, S. 293.
Literatur:- Franz Xaver Bronner, Der Kanton Aargau (Gemälde der Schweiz), St. Gallen und Bern 1844, Bd. 2, S. 293.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 231 (Abb. 420).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Boswil, VIII-8/2.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, AG 27 b-3, 2.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0488-0490: Brandkataster Gemeinde Boswil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30966
 

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