INV-BOS929 Alte Mühle Weissenbach, 1726 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BOS929
Signatur Archivplan:BOS929
Titel:Alte Mühle Weissenbach
Bezirk:Muri
Gemeinde:Boswil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Weissenbach
Adresse:Weissenbach 290
Versicherungs-Nr.:290
Parzellen-Nr.:2782
Koordinate E:2665586
Koordinate N:1236525
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2665586&y=1236525

Chronologie

Entstehungszeitraum:1726
Grundlage Datierung:Inschriften (Mahlraumstütze, ehem. Giebel)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mühle

Dokumentation

Inschriften:1726 (Holzstütze Mühlenkeller); 1728 (nördliches Giebelfeld; 2006 entfernt)
Würdigung:Die Getreidemühle Weissenbach ist das Hauptgebäude einer wertvollen bäuerlich-gewerblichen Baugruppe, deren Ursprung als Lehen des Klosters Muri sich bis ins Jahr 1400 zurückverfolgen lässt. Der heute bestehende, zweigeschossige Bohlenständerbau dürfte aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Er ruht auf einem gemauerten Gebäudesockel, der den einstigen Mahlraum mit einer freistehenden, 1726 datierten Holzsäule enthält. Die Mühle war früher durch eine Brücke mit dem nördlich benachbarten biedermeierlichen Wohnhaus von 1838 verbunden (Vers.-Nr. 291; Bauinventarobjekt BOS930). Nebst einer freistehenden Stallscheune und weiteren Ökonomiegebäuden gehört auch eine Sägerei (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS024) zum Hofensemble.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Mühle von Weissenbach ist eine der ältesten im Freiamt und war von Anfang an ein Lehenbetrieb des Klosters Muri [1]. Als die Abtei 1424 einen Viertel des Kellerhofs Boswil erwarb, wurde Burkard Dubler Lehensinhaber. Im Boswiler Kellerhofurbar von 1571 sind die Mühle und der nördlich anstossende Hof Werdenschwil in der Hand der Familie Müller, wo sie bis ins 18. Jh. verblieben. Zu jener Zeit wuchs der Weissenbacher Mühlenkomplex bedeutend an und umfasste Trocknungs- und Dörranlagen für Hafer sowie eine "Ribi", eine Einrichtung zum Reiben von Hanf und Flachs. Eine Säge, wie sie heute noch besteht (Kantonales Denkmalschutzobjekt BOS0024), gehörte wohl auch schon dazu.
Das bestehende Mühlengebäude dürfte aus einem Umbau in den 1720er Jahren hervorgegangen sein. Entsprechende Hinweise finden sich an einer Säule im Mahlraum (1726) und an der ehemaligen Bretterverschalung des nördlichen Giebelfeldes (1728). 1838, kurz vor der Klosteraufhebung von 1841, liess der damalige Müller Strebel vom bekannten Boswiler Baumeister Johann Pankranz Keusch (1786-1865) das nordwestlich benachbarte Haus Vers. Nr. 291 (Bauinventarobjekt BOS930) erstellen [2]. Im Brandkataster von 1850 erscheint Josef Leonz Strebel als Eigentümer des Wohnhauses mit Mühle (Vers.-Nr. 290) sowie des zweiten Hauses Vers.-Nr. 291. 1872 werden die Gebrüder Wyss, Müller, als Eigentümer eines "zweistöckigen Wohnhaus mit gewölbtem und Trämkeller, Backofen und Mühleneinrichtung mit zwei Wasserrädern" geführt. 1918 übernahm Johann Köchli die Liegenschaft mit der bereits 1901 stillgelegten Getreidemühle. Die angegliederte Bäckerei wurde noch bis 1953 als "Gross- und Kleinbäckerei Weissenbach" weiterbetrieben, welche mit Pferd und Wagen die umliegenden Dörfer mit ihren Produkten belieferte (vgl. historische Aufnahme Fotosammlung).
Bei einer 2006 erfolgten Renovation des Gebäudes hat man die Eternitverschalung aus den 1950er Jahren entfernt und durch eine hinterlüftete und wärmegedämmte Holzverschalung ersetzt. Gleichzeitig wurde der südwestliche Pultdachanbau mit der ehemaligen Bäckerei entfernt und das Gebäude auf seine ursprünglichen Grundmasse zurückgeführt. Die neu gestaltete südliche Giebelfassade erhielt dabei zwei grossflächige Fensteröffnungen zur zeitgemässen Belichtung der Wohnräume. Des Weiteren hat man die Verbindungsbrücke zum Nachbarhaus Vers.-Nr. 291 entfernt.
Im Innern wurden der Kachelofen (ohne historischen Wert) und die Rauchkammer im Dachgeschoss entfernt. Gleichzeitig erfolgte eine Freilegung des Estrichbodens und von Bohlenwänden im Obergeschoss, so dass hier die ursprüngliche Bausubstanz wieder besser zur Geltung kommt. Bedauerlicherweise ist das alte Mühlezeichen mit IHS-Symbol und der Jahreszahl 1728 an der Bretterschalung des nördlichen Giebelfeldes verloren gegangen (Auskünfte zum Umbau Martin Köchli, Mühle Weissenbach, 2013).
Beschreibung:Ein 1861 im Zusammenhang mit der Erneuerung der Wasserrechtskonzessionen aufgenommener Situationsplan zeigt den Mühlekomplex von Grossrat Josef Leonz Strebel, wie er sich im wesentlichen Teilen noch heute präsentiert [3]. Von einem als Ausgleichsbecken und Wasserspeicher dienenden Weiher wurde das Wasser auf das Wasserrad der Sägemühle geleitet. Von hier gelangte es zur rückwärtigen Traufseite der Getreidemühle, wo im angegliederten Radhaus zwei Wasserräder zum Betrieb des Mahlwerks eingerichtet waren. Deutlich erkennbar ist auch der brückenartige Verbindungsgang zwischen der Getreidemühle und dem nordwestlichen Wohnhaus Vers Nr. 291 (Bauinventarobjekt BOS930).
Der zweigeschossige Baukörper wurde zur optimalen Ausnützung der Wasserkraft in die Bachsenke gestellt. Das traufseitig ausladende Sparrendach weist an den Stirnseiten eine zierbeschnitzte Flugsparrenkonstruktion ("Zürivieri") auf. Seit der jüngsten Renovation von 2006 ist der Bohlenständerbau mit einer vertikalen Bretterschalung (anstelle der älteren Eternitverschalung) ausgestattet. Der hölzerne Oberbau ruht auf einem kräftigen Mauersockel aus steinsichtig verputzten Bruch- und Bollensteinen, welcher die Mühlenräume enthält. Vom Hofplatz auf der Westseite führt ein steinernes Rundbogenportal fast ebenerdig in den ehemaligen Mühlenraum, dessen Einrichtung 1918 entfernt wurde. Erhalten geblieben ist eine mächtige, gebauchte Holzsäule mit der Jahreszahl 1726 als Stütze für die weit gespannte Balkendecke. Ebenso finden sich im Mühlenkeller zwei behauene und mit Wappen versehene Sockelsteine [4].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), besucht, nicht aufgenommen.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Mühle Weissenbach vgl. Kretz 1991, S. 202-205; Suter 1942, S. 15-18.
[2] Staatsarchiv Aargau, Depositum Keusch. Unter "Kostenberechungen und ausgeführte Arbeiten" erscheint unter Weissenbach das Haus Müller Strebel mit der Jahrzahl 1838.
[3] Staatsarchiv Aargau, Unterlagen zu den Wasserwerken Nrn. 615/616 von Getreidemühle und Sägemühle Weissenbach (Gde. Boswil), im Besitz von Joseph Leonz Strebel, Grossrat.
[4] Hinweis Martin Köchli 2013.
Literatur:- Franz Kretz, Boswil, Freiamt im Spiegel der Vergangenheit, Villmergen 1991, S. 202-205.
- Emil Suter, Weissenbach-Werdenschwil, in: Unsere Heimat 16, 1942, S 15-18.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Boswil, VIII-8/56.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, 27 c1/2.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31104
 

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