INV-BRI902 Bezirksschulhaus, 1907-1908 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI902
Signatur Archivplan:BRI902
Titel:Bezirksschulhaus
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Dorfstrasse 7
Versicherungs-Nr.:85
Parzellen-Nr.:1674
Koordinate E:2638454
Koordinate N:1234386

Chronologie

Entstehungszeitraum:1907 - 1908
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BRI901
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Autorschaft:Dorer & Füchslin, Baden (Architekten)
Würdigung:1907/08 nach Plänen der Badener Architekten Dorer & Füchslin errichtetes Bezirksschulhaus, das eine überaus prominente Stellung im Dorfzentrum von Brittnau einnimmt. Der wuchtige dreigeschossige Mauerbau zeigt mit seiner malerisch-asymmetrischen Fassadengliederung, dem rustizierten Sockelbereich, der bewegten Walmdachlandschaft und dem mit Spitzhelm bekröntem Treppenhausturm unverkennbare Einflüsse des Späthistorismus und des Heimatstils. Der äusserlich weitgehend intakte Baukörper bildet mit dem nördlich gelegenen Alten Schulhaus von 1825 (Bauinventarobjekt BRI901) sowie diversen jüngeren Erweiterungsbauten eine hofartig angeordnete Baugruppe von erheblichem Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:In der Zeit um 1900 waren die beiden alten Schulhäuser von Brittnau und Mättenwil aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen völlig überfüllt. Die Erziehungsdirektion forderte deshalb den Bau eines neuen Schulhauses mit Turnhalle und schlug zugleich die Einrichtung einer Bezirksschule vor. Zur Finanzierung stellte die Ortsbürgergemeinde 1906 einen ausserordentlichen Holzschlag in Aussicht, dessen Erlös von etwa 180'000 Franken vollumfänglich für den Schulhausneubau verwendet werden sollte. Noch im selben Jahr erfolgte die Zustimmung der Einwohnergemeinde. Das neue Schulhaus sollte an zentraler Stelle auf die Landparzelle des "Zieglerhauses" zu stehen kommen, welches von der Gemeinde 1899 ersteigert worden war [1].
Aus dem kurz darauf ausgeschriebenen Wettbewerb ging das Projekt der Badener Architekten Dorer & Füchslin als Sieger hervor [2]. Im Sommer 1907 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, im Oktober 1908 war das neue Schulhaus bezugsbereit. Die Baukosten beliefen sich insgesamt auf 223'500 Franken.
Bis zum Bau der Gemeindehauses 1968 war im Parterre des Südflügels auch die Gemeindeverwaltung untergebracht. 1985 fand eine Totalrenovation des Gebäudes mit Erneuerung von Fenstern, Türen, Böden und Treppen statt. 2001 wurden im Untergeschoss Unterrichtszimmer für Informatik und naturwissenschaftliches Praktikum eingerichtet. 2014 verlegte man die Bezirksschule nach Zofingen; seither dient das Gebäude als Oberstufenschulhaus für Schüler aus Brittnau und Strengelbach.
Beschreibung:Das Bezirksschulhaus ist ein wuchtiger, dreigeschossig aufragender Mauerbau, der sich im Sinne des Heimatstils als malerisch-asymmetrischer Baukörper mit bewegter, durch Quergiebelaufbauten, Krüppelwalmen und Schleppgauben aufgelöster Dachlandschaft präsentiert. Während die eigentliche Hauptfassade mit den Schulräumen rückwärtig nach Süden ausgerichtet ist, zeigt sich die nordwärts zum Alten Schulhaus (Bauinventarobjekt BRI901) gerichtete Hofseite als eigentliche Schaufront. Ein vorgeschobener Treppenhausturm mit markantem Spitzhelm setzt hier einen augenfälligen gestalterischen Akzent. Auf originelle Weise ist er zweiseitig mit einem Haupt- und einem Nebeneingang besetzt, wobei ersterer mit einer grosszügigen Freitreppe und einem Vorzeichen und letzterer mit einem sorgfältig gestalteten, geschweiften Schutzdach ausgestattet ist.
Hochwertige Materialien und eine vielfältige Formensprache charakterisieren das für ein Landschulhaus aufwendig gestaltete Gebäude. Das Erdgeschoss hebt sich als rustiziertes Mauerwerk mit Bossenquadern aus Jurakalk deutlich vom glatt verputzten Oberbau ab. Die Sockelzone wurde sorgfältig mit Egerkinger Jurakalk und Granit verkleidet. Aus Granit sind auch die Gewände des Nebeneingangs und die Stufen der Freitreppe gehauen, während beim Vorzeichen und bei den übrigen Tür- und Fenstergewänden Muschelkalkstein und Kunststein zur Anwendung gelangten. An den Türblättern finden sich noch originale Jugendstilbeschläge, während die Verglasung erneuert ist. Im ansonsten komplett erneuerten Innern hat sich als einziges historisches Ausstattungselement das eiserne Treppengeländer mit hölzernem Handlauf erhalten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte des Dorfschulhauses vgl. Buchmüller 1983, S. 6-8; Brüschweiler/Buchmüller 1994, S.71-74; Hasler 2008, S. 44-45.
[2] Zu den bekanntesten öffentlichen Bauten der Architekten Dorer & Füchslin gehören das Technikum in Burgdorf (1892-94), das Primarschulhaus "Ländli" in Baden (1902/03), das Bezirksschulhaus Schöftland (1903), der chirurgische Pavillon des Kantonsspitals Aarau (1907) und die Klinik Barmelweid (1912). Daneben erstellten sie zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser in Baden und Zürich. In den Anfängen lassen die Bauten von Dorer & Füchslin noch spätklassizistische Züge erkennen, nach der Jahrhundertwende überwiegt der Einfluss des Historismus, des Jugendstils und des Heimatstils (Architektenlexikon der Schweiz 1998, S. 147-148).
Literatur:- Kurt Buchmüller, Von der Ziegelhütte zur Bildungsstätte, in: 75 Jahre Bezirksschule Brittnau, Brittnau 1983, S. 4-15.
- Roman W. Brüschweiler/Kurt Buchmüller, 1100 Jahre Brittnau, Jubiläumsschrift, Brittnau 1994.
- Ruedi Hasler, Schulhausbau auf dem Lande. Ein Text- und Bilderbuch mit Beispielen aus dem Bezirk Zofingen (Zeitraum 1803-2008), MAS Denkmalpflege und Umnutzung, Fachhochschule Burgdorf 2008 (Bibliothek Kantonale Denkmalpflege).
- Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert (Hrsg. Isbelle Rucki u. Dorothee Huber), Basel 1998.
- Kurt Buchmüller/Christian Lerch-Baumgartner, Brittnauer Dorfgeschichte im Blickpunkt von einst und jetzt, Brittnau 2007.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 35.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31542
 

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