INV-BRI905 Dorfstrasse 12, 1801 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI905
Signatur Archivplan:BRI905
Titel:Dorfstrasse 12
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Dorfstrasse 12
Versicherungs-Nr.:89
Parzellen-Nr.:1349
Koordinate E:2638535
Koordinate N:1234381

Chronologie

Entstehungszeitraum:1801
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Autorschaft:Samuel Ott, Baumeister
Inschriften:1810 SO (Hauseingang)
Würdigung:Wohnteil eines spätbarocken Bauernhauses von 1801, welches vom ortsansässigen Baumeister Samuel Ott vermutlich für sich selbst errichtet wurde. Die Fassaden des stattlichen, bernisch geprägten Mauerbaus zeichnen sich durch eine sorgfältige Hausteingliederung aus, wobei die strassenseitige Mittelachse mit dem Hauseingang eine besondere Akzentuierung erfährt. Der 1932 an der Stelle des alten Scheunenteils errichtete Wohn-und Geschäftstrakt (nicht Teil des Schutzumfangs) hat das angestammte Mansarddach übernommen. Aufgrund seiner unmittelbaren Nachbarschaft zur Kirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRI001) kommt dem Gebäude eine grosse ortsbauliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude wurde 1801 vom Brittnauer Baumeister Samuel Ott (1756-1810) vermutlich für sich selbst erbaut, hat er doch den Sturz des Hauseingangs mit seinen Initialen und dem Familienwappen, einer Glocke, ausgeschmückt. Ott bekleidete in Brittnau das Amt des Friedensrichters und war von 1803 bis zu seinem Tod 1810 im Grossen Rat des Kantons Aargau tätig. Nach seinen Plänen wurden nachweislich auch Alte Schulhaus in Mättenwil (1795; Bauinventarobjekt BRI927) und das Bauernhaus Grienmattstrasse 1 (1799; Bauinventarobjekt BRI904) erbaut [1].
Das vorliegende Gebäude wurde als stattliches Bauernhaus mit repräsentativem gemauertem Wohnteil und anschliessendem Scheunentrakt unter durchlaufendem Mansarddach errichtet (vgl. historische Aufnahme in der Fotodokumentation). Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist es als "Wohnhaus mit zwei gewölbten Kellern und Scheune, von Stein und Holz, mit Ziegeldach" verzeichnet [2]. Eigentümerin der Liegenschaft war damals Rosina Plüss; 1873 folgte ihr Sohn Johann Jakob Plüss-Angst, welcher in der Gemeinde eine einflussreiche Persönlichkeit war. Nach seinem Tod 1901 wechselte die Liegenschaft mehrmals den Besitzer. 1926 wurde der Landwirtschaftsbetrieb eingestellt und im Tenn ein Spezereiladen eingerichtet. 1931/32 fand der Ersatz des Scheunenteils durch ein Wohn- und Geschäftshaus statt, wobei das angestammte Mansarddach beibehalten wurde. Schliesslich baute man das Mansardgeschoss zu Wohnzwecken um, und zur Belichtung der Räume wurden anstelle der bestehenden kleinen Lukarnen grosse Dachaufbauten eingefügt [3].
Beschreibung:Der erhalten gebliebene Wohnteil des ehemaligen Bauernhauses bildet den markanten Auftakt einer Häuserzeile, die sich nördlich der Kirche der Dorfstrasse entlang zieht. Eckquader aus Sandstein, ein kräftiges profiliertes Kranzgesims und ein umlaufendes Gurtgesims gliedern den zweigeschossigen Baukörper. An der südgerichteten, strassenseitigen Trauffassade wie auch an der westseitigen Stirnfront finden sich drei regelmässige Achsen stichbogiger Fenster mit Ladenfalz und kräftig profilierten Bänken. Rückwärtig schliesst unter weitem Dachvorsprung eine hölzerne Laubenfront an. Der mittig gelegene strassenseitige Eingang zeigt ein geohrtes Stichbogenportal, dessen Schlussstein mit dem Baudatum 1801, den Initialen "SO" von Samuel Ott und dem Familienwappen in Form einer Glocke ausgeschmückt ist. Auch das nachträglich zu einer Balkontür umgearbeitete Licht darüber bewahrt einen Schlussstein mit den Initialen von Baumeister Ott sowie einem Steinmetz- oder Hauszeichen. Der über der Haustüre angebrachte Balkon mit Gusseisengeländer ist eine Zutat aus dem des späteren 19.Jh.
Das Haus ruht unter einem ausladenden Mansard-Vollwalmdach mit ursprünglich kleinen Giebellukarnen, welche anlässlich des Dachgeschossausbaus durch grossformatige Walmdachaufbauten ersetzt wurden. Das Mansarddach zieht sich auch über den ehemaligen Scheunenteil, welcher 1931/32 durch den bestehenden Wohn- und Geschäftshausanbau ersetzt wurde.
Hausinneres nicht gesehen. In den Notizen der Kunstdenkmälerinventarisation aus den 1940er Jahren wird die vornehme Ausstattung der oberen Stube mit Vertäferungen aus Nussbaumholz, originalen Türen samt Beschlägen und einem Wandkasten hervorgehoben [4].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Baumeister Samuel Ott sind auch das herrschaftliche Wohnhaus Strählgasse 12 von 1808 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRI003) und das Bauernhaus Hardstrasse 14 (Bauinventarobjekt BRI920) zuzuschreiben. Zu Baumeister Ott vgl. den Artikel von Fritz Lerch im Zofinger Tagblatt 1961.
[2] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
[3] Zur Nutzungsgeschichte des Hauses vgl. Buchmüller/Lerch-Baumgartner 2007, S. 154-155; Lerch 1961.
[4] Archiv Kunstdenkmälerinventarisation bei der Kantonalen Denkmalpflege.
Literatur:- Kurt Buchmüller/Christian Lerch-Baumgartner, Brittnauer Dorfgeschichte im Blickpunkt von einst und jetzt, Brittnau 2007.
- Fritz Lerch, Das alte Bauernhaus Plüss-Angst zu Brittnau und seine Geschichte, in: Zofinger Tagblatt 1961, Nr. 76.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31560
 

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