INV-BRI904 Grienmattstrasse 1, 1799 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI904
Signatur Archivplan:BRI904
Titel:Grienmattstrasse 1
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Grienmattstrasse 1
Versicherungs-Nr.:95
Parzellen-Nr.:786
Koordinate E:2638628
Koordinate N:1234258

Chronologie

Entstehungszeitraum:1799
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Autorschaft:Samuel Ott (Baumeister)
Würdigung:Nach Plänen des Brittnauer Baumeisters Samuel Ott für Hannes Wälchli errichtetes stattliches Bauernhaus von 1799, das als spätbarocker Mauerbau mit ausladendem Walmdach in Erscheinung tritt. Die Fassaden zeigen eine grosszügige axiale Befensterung; auf der Hausrückseite ist eine auf zierliche Holzsäulen abgestützte Obergeschosslaube angefügt. Über dem zentralen strassenseitigen Eingang findet sich eine mit zeittypischen Schmuckmotiven verzierte Tafel mit dem Namen des Bauherrn und dem Baujahr, welches sich am Türsturz zusammen mit den Initialen des Baumeisters wiederholt. Das unweit der Kirche am südwestlichen Rand der historischen Bebauung gelegene Haus ist ein wichtiger Zeuge des gehobenen ländlichen Bauens in Brittnau.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss der Inschrift über dem Hauseingang wurde das stattliche Bauernhaus 1799 für Hannes Wälchli, wirt des Gasthofs "Sonne" (Bauinventarobjekt BRI903), erbaut. Als Baumeister wird der Brittnauer Samuel Ott vermutet, welcher nachweislich auch das typenähnliche Nachbargebäude Dorfstrasse 12 errichtet hat (Bauinventarobjekt BRI905) errichtet hat [1]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist das Gebäude als "Wohnhaus mit 2 Stok von Mauer, ein gewölbter Keller und Scheune von Mauer und Holz mit Ziegeldach" verzeichnet [2]. Eigentümer der Liegenschaft war damals Johann Jakob Staub. Nach mehreren Handwechseln ging das Haus 1896 an Jakob Schär über, dessen Nachkommen den Hof heute noch bewirtschaften.
Vermutlich im früheren 20. Jh. fand eine Verlängerung des Scheunentrakts nach Norden mit Neugestaltung der Fassade statt (Aufmauerung der Stallwände mit Backstein- und Kalksandsteinmauerwerk). Verschiedene betriebliche Veränderungen im ausgehenden 20. Jh. haben zu baulichen Anpassungen im Ökonomiebereich geführt. Auch im Wohnbereich haben im Laufe der Zeit Modernisierungen stattgefunden.
2017/18 erfolgte ein grösserer baulicher Eingriff, indem Teile des ehemaligen Tenns zum Wohnbereich geschlagen und im Dachraum Zimmer eingebaut wurden. Zur Belichtung der Räume im Dachgeschoss wurden anstelle von älteren, klein dimensionierten Lukarnen grössere Dachöffnungen eingebaut [3].
Beschreibung:Geborgen unter einem ausladenden, stark geknickten Walmdach, steht der langgestreckte Baukörper mit Firstrichtung Süd-Nord traufständig am Grienmattweg. Der grosszügige südseitige Wohnteil besteht aus verputztem Bruchsteinmauerwerk mit grau gefassten Ecklisenen. Die Fassaden zeigen eine regelmässige Gestaltung mit grosszügigen, axial gesetzten Einzelfenstern. Die tennseitige Fensterachse wurde erst in jüngerer Zeit verdoppelt.
Den Hauptakzent der dreiachsigen Strassenfront bildet der zentral gelegene Hauseingang, welcher eine für ein Bauernhaus aufwendige Gestaltung mit profiliertem Stichbogengewände und geschnitzter Füllungstür mit Oberlicht zeigt (Türblatt vermutlich nach Original erneuert). Der Türsturz trägt die Initialen des Baumeisters S[amuel] O[tt] und das Baudatum 1799. Eine skulptierte Inschriftentafel über dem Hauseingang nennt den Namen des Bauherrn "HANES WÄLCHLI"; darüber findet sich die von Palmwedeln flankierte Jahreszahl 1799, bekrönt von einer Girlande mit einer Fratze als Mittelmotiv. Die Fenster- und Türgewände sind aus Sandstein von einem lokalen Steinbruch gefertigt. Über die Rückfront des Hauses zieht sich eine breite Obergeschosslaube, welche auf gedrechselte Holzsäulen mit Steinsockeln abgestützt ist. Unter der Südhälfte des Wohnhauses befindet sich ein querliegender, von der Laubenseite her zugänglicher Gewölbekeller.
Der Wohnteil umfasst wohl seit jeher zwei geschossweise getrennte Wohnungen mit mittig durchlaufenden Quergängen. Tennseitig schliessen jeweils Küche und Stube, stirnseitig zwei grosszügig bemessene Zimmer an. An historischer Ausstattung sind in den südseitigen Zimmer des Erdgeschosses ein gemeinsam genutzter Jugendstilofen mit floralen Zierkacheln sowie im Obergeschoss noch bauzeitliche Zimmertüren, ein Wandkasten aus Nussbaumholz und eine grüne, heute weiss gestrichene Sitzkunst bezeugt (Ausstattung gemäss Kurzinventar von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Baumeister Samuel Ott (1756-1810) können auch das Alte Schulhaus in Mättenwil von 1795 (Bauinventarobjekt BRI927), das herrschaftliche Wohnhaus Strählgasse 12 von 1808 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRI003) und das Bauernhaus Hardstrasse 14 von 1807 (Bauinventarobjekt BRI920) zugeschrieben werden.
[2] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
[3] Gemeindearchiv Brittnau, Baubewilligungsakten.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 35.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31554
 

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