INV-BRI908 Dorfstrasse 36, Strengelbacherstrasse 3, 1600 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI908
Signatur Archivplan:BRI908
Titel:Dorfstrasse 36, Strengelbacherstrasse 3
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Dorfstrasse 36, Strengelbacherstrasse 3
Versicherungs-Nr.:141
Parzellen-Nr.:1793
Koordinate E:2638293
Koordinate N:1234555

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1600
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Grossvolumiges, als Bohlenständerbau errichtetes und ehemals mit Stroh gedecktes Hochstudhaus, das anhand der konstruktiven Details ins 16./17. Jahrhundert einzuschätzen ist und somit zu den ältesten Vertretern dieser Baugattung gehört. Das ehemalige Doppelbauernhaus wurde 2014/15 unter Einbezug des Ökonomietrakts und von Teilen des Dachraums zu einem Mehrfamilienhaus ausgebaut. Von der ursprünglichen Bausubstanz blieb die vierteilige Hochstudkonstruktion nebst Teilen der alten Bohlenwände und Balkenlagen bestehen. Das für Strohdachhäuser typische Vollwalmdach wurde in weitgehend geschlossener Form übernommen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Den kräftigen Holzquerschnitten sowie den breiten, mehrfach gezahnten Kopfhölzern nach zu schliessen, dürfte das ehemalige Strohdachhaus spätestens im 17. Jh., möglicherweise aber bereits im 16. Jh. entstanden sein [1]. Mit dieser frühen Datierung gehört das Gebäude zu den ältesten Bauten auf dem Gemeindegebiet, und darüber hinaus dürfte es sich um eines der ältesten Hochstudhäuser im Kanton Aargau handeln [2].
Das erste verfügbare Brandkataster von 1850 verzeichnet bereits ein in zwei Hälften aufgeteiltes Gebäude als "Wohnhaus mit Scheune von Holz, mit Tremkeller und Schweinestall, mit Strohdach"; als Eigentümer sind die Familien Aerni und Lerch überliefert [3]. Der Wechsel vom ursprünglichen Strohbelag auf Ziegel fand gemäss Brandkataster um 1915 statt; in einer Übergangsphase war das Haus offenbar mit Holzschindeln eingedeckt.
Anlässlich des Umbaus von 2014/15 wurde das vormalige Doppelbauernhaus in ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten umgewandelt. Die Verhältnisse im alten Wohnteil mit zwei firstparallel geteilten Wohnungen wurden beibehalten. Im grosszügig bemessenen Scheunentrakt sowie im unteren Bereich des Dachraumes erfolgten loftartige Wohnungseinbauten, Teile des mittig gelegenen Tenns hat man zur Erschliessungszone umfunktioniert.
Beschreibung:Das umgebaute Hochstudhaus nimmt eine ortsbaulich wichtige Stellung bei der Einmündung der Strengelbacherstrasse in die Dorfstrasse ein. Der markante, allseits abgewalmte Baukörper erhebt sich in West-Ost-Ausrichtung traufständig zur Dorfstrasse. Der südseitig vorgelagerte Bauerngarten hat einer ausgedehnten Parkierungsfläche Platz gemacht.
Die ursprüngliche Nutzungskonstellation als Mittertennhaus mit zwei firstparallel angeordneten westlichen Wohnteilen und nach Osten anschliessender Ökonomie mit Tenn, Stall, Futtertenn und zweitem Stall ist in den Grundzügen noch erkennbar. Namentlich an der südlichen Stubenfront, aber auch im ehemaligen Scheunenteil haben sich aussagekräftige Teile der alten Bohlenständerkonstruktion erhalten. Das Grundgerüst besteht aus kräftigen, zweigeschossig hochgeführten Ständern, die durch breite, mehrfach gezahnte Kopfhölzer mit den Obergeschossrähmen verblattet sind. Die traufseitig weit heruntergezogenen Dachflächen liegen einem Stützsystem mit weit vorgeschobener Flugpfette, vorstehenden Ankerbalken und langen, auffallend kräftigen Bügen auf.
Das eigentliche Herzstück des ehemaligen Strohdachhauses, die vierteilige Hochstudkonstruktion mit Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben konnte beim Umbau in wesentlichen Teilen erhalten werden. Auch hier beeindrucken die grossen Querschnitte der Konstruktionshölzer. Die durchgehende Rauchschwärze der Dachhölzer, welche im oberen, nicht ausgebauten Dachraum heute noch zutage tritt, gibt den Hinweis auf die frühere Existenz einer Rauchküche mit offener Feuerstelle. Beim Einbau der neuen Wohnungen hat man wesentliche Teile der horizontalen Konstruktionshölzer (Bundbalken, Wandrähme) herausgeschnitten, und die bis dahin originalen Rafenlagen wurden vollständig ersetzt.
Die beiden alten, westseitig gelegenen Hausteile blieben in ihrer ursprünglichen firstparallelen Anlage und teilweise auch in der inneren Raumgliederung erhalten. In der nordwestlichen Wohnung finden sich vereinzelt noch hölzerne Binnenwände aus mächtig dimensionierten liegenden Bohlen. Im Übrigen aber sind die Wohnungen vollständig modernisiert. Im südwestlichen Hausteil hat man eine barocke Stubenausstattung mit profilierten Deckenbalken, einem Kachelofen aus dem 19. Jh. und einer noch älteren Ofenwand aus grün-schwarz patronierten Kacheln entfernt (vgl. Bilddokumentation).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Nach Brack/Buchmüller (1978, S.62-63) lässt sich die Existenz eines Doppelbauernhaus an gleicher Stelle im Dorf bis 1520 zurückverfolgen; allerdings brannte das Dorf 1547 bis auf vier Häuser nahezu vollständig ab.
[2] Eine Chronologie der sicher datierten Hochstudhäuser im Kanton Aargau findet sich bei Räber 2002, S.446-449.
[3] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
Literatur:- Alfred Brack/Kurt Buchmüller, 150 Jahre Sparkasse Mättenwil 1828–1978, Brittnau 1978.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 35.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31578
 

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