INV-BRI944 Oberliebigen, Tommenhubelweg 314, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRI944
Signatur Archivplan:BRI944
Titel:Oberliebigen, Tommenhubelweg 314
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Brittnau
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberliebigen
Adresse:Tommenhubelweg 314
Versicherungs-Nr.:314
Parzellen-Nr.:414
Koordinate E:2636798
Koordinate N:1232173

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Charakteristisch abgewalmtes ehemaliges Strohdachhaus wohl aus dem 18. Jahrhundert, welches prägender Bestandteil der kleinen ländlichen Baugruppe Oberliebigen ist. Das sorgfältig renovierte Gebäude hat sein äusseres Erscheinungsbild im Wesentlichen bewahrt. Teile der ursprünglich rein hölzernen Ständerfassaden wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts durch Fachwerk ersetzt. Im Originalzustand erhalten ist die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion mit drei Firstständern (Hochstüden). Insgesamt handelt es sich um ein weitgehend intaktes Hochstudhaus in klassischer Ausführung, welche sich von den jüngeren, reduzierten Formen aus der Zeit um 1800 deutlich unterscheidet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Anhand der konstruktiven Formen dürfte das Haus ins frühere 18. Jahrhundert einzuschätzen sein. Möglicherweise handelt es sich um jene Liegenschaft, die 1746 in den Akten als Eigentum eines gewissen Hans Thoman Geret (Gerhard) aktenkundliche Erwähnung findet. Dessen Rufname "Tömu" hat wohl zur volkstümlichen Bezeichnung des Weilers "Tommenhübel" geführt [1].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als "Wohnhaus nebst Scheune von Holz, mit gewölbtem Keller und Tremkeller, unter Strohdach" aufgeführt. Damaliger Besitzer war ein gewisser Johannes Gerhard, Drechsler; 1861 ging das Anwesen an Peter Äschlimann von Rüderswil (Kt. Luzern) und 1883 an Jakob Winterberg über [2]. Gemäss Eintrag im Brandkataster fand 1933 die Umdeckung von Stroh auf Ziegelbelag statt. 1994 fand eine Wohnraumerweiterung in den Ökonomieteil und ins Dachgeschoss statt [3].
Beschreibung:Das ehemalige Strohdachhaus steht mit Firstrichtung Nordwest-Südost längs des sanft nach Norden abfallenden Tommenhübels. Unter dem markanten, weit heruntergezogenen Vollwalmdach sind Wohnteil, Tenn und Stall zu einem klassischen Mittertennhaus angeordnet. Die durchgehend rauchgeschwärzte Dachkonstruktion besteht aus drei Firstständern (Hochstüden), von denen zwei beidseits des Tenns vom Schwellenkranz bis zur Firstpfette durchlaufen und der dritte über dem Wohnteil auf Dachbodenniveau abgefangen ist. Die Hochstüde sind in gängiger Manier durch Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben miteinander verstrebt. Eine ausgesprochene Rarität stellen indessen die spangenartig unterhalb des Unterfirsts eingespannten, dünneren Holzstangen dar, welche wohl zur zusätzlichen Stabilisierung des Gefüges beitragen sollten. Die Rafen sind mit dem oberen Ende paarweise über die Firstpfette gehängt und liegen am Fussende einem Kranz von Flugpfetten auf. Diese werden von den Vorstössen der Spannbalken sowie der Obergeschossrähme getragen.
Das zweigeschossig hochgeführte Ständergerüst ist in einen eichenen Schwellenkranz eingelassen. Die Wandfüllungen bestanden ursprünglich aus liegenden Bohlen, wie dies heute noch am Obergeschoss der Fall ist. Gut erkennbar sind hier die verblatteten Kopfhölzer, welche zur Aussteifung des Ständergerüsts dienen. Mit Ausnahme eines gekuppelten Obergadenlichts mit kräftig profiliertem Brustriegel über der Stubenfront ist die Befensterung des Obergeschosses wohl jüngeren Datums. Im Erdgeschoss wurde die Bohlenständerkonstruktion im Verlauf des 19.Jh. durch Fachwerkwände mit vergleichsweise grossen Fensteröffnungen ersetzt. An ihrer Stelle ist an der südlichen Stubenfront von einer ursprünglichen Reihenbefensterung auszugehen, wie sie beispielsweise am Bauernhaus Weierweg 2 (Bauinventarobjekt BRI923) noch zu beobachten ist.
Auch im umgebauten Zustand mit ins Tenn erweiterter Wohnfläche ist das ursprüngliche Grundrissprinzip noch ablesbar. Auf der Südseite befinden sich die über den Hauseingang direkt erschlossene Küche und die seitlich anschliessende Stube; den rückwärtigen Bereich nehmen zwei heute zusammengefasste Kammern ein. Unter der nordöstlichen Kammer befindet sich ein kleiner, tonnengewölbter Keller; ein zweiter Keller mit Balkendecke unter der Stube wurde früher als Webkeller genutzt. An älterer Einrichtung haben sich in der Stube stehendes Brettertäfer sowie ein brauner reliefierter Kachelofen aus der Zeit um 1900 erhalten. Die Küche bewahrt einen eisernen Sparherd wohl aus derselben Ausstattungsphase.
Anmerkungen:[1] Brack/Buchmüller 1978, S.76.
[2] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
[3] Gemeindearchiv Brittnau, Baugesuchsakten.
Literatur:- Alfred Brack/Kurt Buchmüller, 150 Jahre Sparkasse Mättenwil 1828–1978, Brittnau 1978.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0913-0916, Brandkataster Gemeinde Brittnau, 1850-1937.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31806
 

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