INV-BRU908 Fröhlich-Scheune, 1760 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRU908
Signatur Archivplan:BRU908
Titel:Fröhlich-Scheune
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sonnenberg
Adresse:Zurzacherstrasse 38
Versicherungs-Nr.:7
Parzellen-Nr.:135
Koordinate E:2658436
Koordinate N:1260017
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658436&y=1260017

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1760
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Scheune
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Die Fröhlich-Scheune ist ein herrschaftlich gestalteter Ökonomiebau mit zentralem Kernbau um 1760, östlicher Erweiterung in der Mitte des 19. Jahrhunderts und westlichem Anbau kurz vor 1900. Der spätbarocke Kernbau mit seinen originell profilierten Tor- und Fenstergewänden ist neben dem Schützenhaus (Bauinventarobjekt BRU905) mit dem dazugehörigen Pavillon (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU027) das älteste erhaltene Gebäude östlich der Vorstadt. Ursprünglich im Besitz einer der mächtigsten Brugger Familien, war die Scheune mit Stall Teil des herrschaftlichen Landguts "Sonnenberg". Der auf der Geländekante über der Aare an der Ausfallstrasse nach Zurzach stehende Bau ist der letzte Zeuge eines Landwirtschaftsbetriebs der Brugger Führungsschicht im Ancien Régime.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die alte Landstrasse nach Zurzach erschliesst den Sonnenberg, wo in der Berner Zeit zahlreiche Reb- und Landgüter den wohlhabenden Brugger Familien als Sommersitz dienten. Zu den "mächtigsten" Brugger Geschlechtern gehörte die im "Roten Bären" ansässige Familie Zimmermann [1]. Der Salzhändler und spätere Schultheiss Johann Jakob Zimmermann (1734–1785) erwarb 1771 das gleichnamige Landgut "Sonnenberg". Neben einem Herrenhaus mit Saal, zwei Stuben, sieben Zimmern und zwei Küchen bestand die Liegenschaft aus einer Scheune mit Stall für ein Pferd und etwa fünf Kühen, dazu kamen ein Bienenhaus, eine Trotte sowie ein Wasch- und ein Holzhaus. Die ganze Anlage bildete einen "lauschigen Hof", in den man durch ein herrschaftliches Tor westlich der Scheune trat [2]. Deren Kernbau war damals ungefähr zehn Jahre alt. Er bestand aus der heutigen Mittelpartie mit der rundbogigen Tenneinfahrt und je einem hochovalen und einem rechteckigen, hochformatigen Fenster [3].
Im Zuge eines langjährigen Streits zwischen Mutter und Sohn entzog die helvetische Waisenbehörde der Witwe Johann Jakob Zimmermanns 1801 die Verwaltung des Landwirtschaftsbetriebs. Im Laufe des 19. Jahrhundert gelangte das ganze Gut in den Besitz der Bauernfamilie Fröhlich. Um 1850 wurde der Kernbau nach Osten durch eine Remise mit Gewölbekeller erweitert. Gegen Ende des Jahrhunderts erhielt die Scheune auf der westlichen Seite einen zweigeschossigen Anbau unter einer Abwalmung. Auf der Südseite kam eine (heute verschwundene) Aussentreppe zu stehen, die zu den Unterkünften des Gesindes im Obergeschoss führte.
Die Familie Fröhlich bewirtschaftete den Hof bis 1960. Damals erwarb ihn die Eidgenossenschaft, um den Waffenplatz Brugg zu erweitern. Die ältesten Gebäudeteile erhielten wohl um 1930/1940 eine neue Dachkonstruktion mit gebrochenem Giebeldach (vgl. Bilddokumentation). Während das wohl aus der Zeit um 1800 stammende Wohnhaus 1987 abgebrochen wurde, konnte die Scheune als letzter Zeuge des herrschaftlichen Landwirtschaftsbetriebs erhalten werden. 2006 wurden an dem Gebäude Mauerwerksrisse saniert.
Beschreibung:Die sogenannte "Fröhlich-Scheune" steht als letzter Teil des ehemaligen "Sonnenbergs" hart an der Zurzacherstrasse, der östlichen Ausfallachse des Brugger Brückenkopfes. Er tritt als langgestreckter Mauerbau unter geknicktem, einseitig abgewalmtem Dach in Erscheinung. Strassenseitig präsentiert sich eine vollkommen symmetrisch gegliederte Mittelpartie mit rundbogiger Tenneinfahrt und flankierenden Ställen, die die ursprünglichen, hochovalen Lichter mit rautenförmiger Vergitterung bewahren. Tor- und Fenstergewände sind aussergewöhnlich aufwändige Hausteinarbeiten in Muschelkalk mit verspielten Profilen, wobei insbesondere die Kombination von Rundbogen und stark hervortretender Friesverdachung als sehr eigenwillige Lösung bezeichnet werden kann.
Etwas bescheidener gibt sich die ebenfalls symmetrisch angelegte, hofseitige Trauffassade mit Rundbogentor und seitlichen Stalltüren. Diese Längsseite ist mit schmalen, gefalzten Rechtecklichtern ausgestattet, wie man sie auch im Obergeschoss auf der Strassenseite findet. Der östliche Anbau wird hier durch ein Korbbogentor geöffnet, während er hofseitig mit einem Staketenverschlag und einer Bretterwand versehen ist.
Der westliche Anbau führt strassenseitig das Bild des Kernbaus mit demselben hochovalen und hochformatig-rechteckigen Fenstern weiter, diese sind allerdings in Kunststein ausgeführt. Ausserdem ist das Mauerwerk dieses Anbaus im Gegensatz zum massiven Bruchsteinmauerwerk von Mittel- und Ostteil wesentlich kleiner dimensioniert. Die Beschindelung des Westteils ist auf der West- und Südseite stark beschädigt. Ein Grossteil der Strassenfassade der "Fröhlich-Scheune" ist abgasgeschwärzt.
Anmerkungen:[1] Baumann et. al 2005, S. 117; Simonett; Fricker (1947) nennen als Besitzer die Familie von Meiss, dem die ausgedehnte Darstellung in Baumann et al. (2005) widerspricht. Die Verwandtschaftsbeziehung zum Baumwollhändler Johann Kaspar Zimmermann, dem Erbauer des Zimmermannhauses (Bauinventarobjekt BRU903) sind unklar.
[2] Simonett; Fricker 1947, S. 39.
[3] Die Baugeschichte folgt im Wesentlichen dem Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege vom 23. Juni 1987 (Archiv Kantonale Denkmalpflege).
Literatur:- Max Banholzer, Paul Bieger: Alt Brugg, 1984.
- Max Baumann et al.: Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, 2005.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 76.
- Christoph Simonett / Viktor Fricker, Alt Brugg, in: Brugger Njbl 1947, S. 33–81.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Archiv; Gutachten und Akten.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31908
 

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