INV-BRU926 Altes Pfarrhaus, 1898-1899 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-BRU926
Signatur Archivplan:BRU926
Titel:Altes Pfarrhaus
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Innenstadt
Adresse:Stapferstrasse 15
Versicherungs-Nr.:314
Parzellen-Nr.:703
Koordinate E:2657882
Koordinate N:1259374
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657882&y=1259374

Chronologie

Entstehungszeitraum:1898 - 1899
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BRU010, BRU925
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Schweizer Holzbaustil

Dokumentation

Autorschaft:Jakob Huldi, Baumeister, Brugg
Würdigung:Mit Zierelementen des Schweizer Holzstils aufwendig gestaltetes Chalet, das 1898/99 als Wohnhaus errichtet und in der Folge lange als Pfarrhaus genutzt wurde. Das von Baumeister Jakob Huldi in Brugg errichtete Gebäude zeigt sich samt seiner zeittypischen, heute aber zunehmend selten gewordenen Bauzier in einem weitestgehend originalen Zustand. Es bildet damit das besterhaltene Beispiel für den von Huldi als eigentliche Spezialität betriebenen Chaletbau und steht so auch für die rege Bautätigkeit, die in Brugg mit dem industriellen Aufschwung seit etwa 1890 einsetzte. Durch seine spätere Nutzungsgeschichte eng mit der Entstehung der katholischen Kirchgemeinde verbunden, stellt der Bau zusammen mit der etwas jüngeren, benachbarten Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU010) und dem 1925 erbauten Pfarrhaus mit Pfarrsaal (Bauinventarobjekt BRU925) ein lokalhistorisch bedeutendes Ensemble dar, dem an ausgesprochen prominenter Stelle auch ein hoher Situationswert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das nachmalige Pfarrhaus wurde 1898/99 im hinteren Teil des „Bruggergutes“ auf eigene Rechnung durch Baumeister Jakob Huldi erstellt [1]. Dieser war wenige Jahre zuvor aus Romanshorn zugewandert, wo er sich gemäss Adressverzeichnis bereits als „Renommirtes Geschäft in Erstellung von Gebäuden bernischer Stylart (Chalets)“ angepriesen hatte. Zusammen mit seinem Sohn Paul Huldi realisierte er in den Jahren um 1900 eine ganze Reihe von Neubauten, darunter zumindest drei weitere Chalets, von denen das reichste allerdings abgebrochen ist und die beiden anderen deutlicher einfacher gestaltet sind [2].
1900 kaufte die römisch-katholische Kirchenbaugesellschaft, die zuvor einen Bauplatz im Freudenstein in Aussicht genommen hatte [3], das Gebäude samt Wiesland von knapp 26 Aren, um darauf eine Kirche zu errichten. Bis zur Vollendung der 1905-07 realisierten Kirche St. Nikolaus wurden im hier beschriebenen Gebäude Gottesdienste abgehalten; daraufhin diente es bis zum Bau des neuen Pfarrhauses mit Pfarrsaal 1925 (Bauinventarobjekt BRU025) weiterhin als Pfarrhaus, in dem auch Unterricht stattfand.
Heute sind im Erdgeschoss Büroräume, im Obergeschoss eine Wohnung eingerichtet.
Beschreibung:Das Alte Pfarrhaus steht unmittelbar südlich der katholischen Pfarrkirche, wobei es mit seiner Firstrichtung nicht auf diesen jüngeren Bau, sondern auf die Stapferstrasse ausgerichtet ist. Es ist als Chaletbau gestaltet, der durch seine Zierelemente in den Formen des Schweizer Holzstils auffällt. Über einem gemauerten Kellersockel erhebt sich der zweigeschossige Baukörper, der sich mit einer zweigeschossigen Eingangslaube unter Quergiebel nach Norden zur Kirche wendet und von einem ausladenden, flachgeneigten Satteldach abgeschlossen wird. Dass das als Holzbau erscheinende Gebäude, wie in den Quellen vermerkt, (partiell?) aus Schlackensteinmauerwerk errichtet sein soll, scheint eher unwahrscheinlich und wäre am Objekt näher zu überprüfen [4]. Drei von vier Fassaden sind noch mit Holzschindeln verrandet. Sie werden horizontal von Gurt- und Kranzgesimsen gegliedert, während die Gebäudekanten sowie die Mittelachsen von imitierten Balkenvorstössen betont werden. Bei diesen handelt es sich in zeittypischer Weise um vorgeblendete Balken, deren Faserrichtung anders als suggeriert vertikal verläuft und denen man lediglich durch Beschnitzen die Form von Balkenenden gab.
Einen Blickfang bildet die doppelgeschossige Eingangslaube an der Nordseite, welche das reichste Zierwerk des ganzen Gebäudes besitzt. Sie wird von beschnitzten Pfosten getragen, zwischen die ausgesägte Brüstungs- und Bugbretter mit verschiedenen ornamentalen Motiven eingespannt sind. Die Westseite besitzt über beide Stockwerke eine bauzeitliche Verglasung. An der östlichen Flanke erschliesst eine kurze Freitreppe das erdgeschossige Podest. In der Laube liegen mittig der Hauseingang und darüber eine Balkontür; zu beiden Seiten wird der Vorbau von je einer Fensterachse flankiert.Die Ost- und Südfassade sind zweiachsig gegliedert; die als Rückfassade behandelte östliche Stirnseite besitzt eine mittige Fensterachse, die asymmetrisch von den kleinen Toilettenfensterchen flankiert wird.
Die Einzelfenster werden von klassizistisch gestalteten Holzgewänden gerahmt, die von einer sorgfältig profilierten geraden Verdachung samt Zahnschnittleiste abgeschlossen werden und Jalousieläden tragen (letztere erneuert). Das Erdgeschoss der Ostfassade besitzt als einziges ein aufwendiger gestaltetes Doppelfenster mit aufgesetztem keilförmigem Pilaster. Gurt- und Kranzgesims sind aus jeweils verschiedenen geometrischen Formen zusammengesetzt. Geschmückt sind auch die konsolenartig ausgeprägten Pfettenvorstösse. Eine leichte Purifizierung haben im Lauf des 20. Jh. die Dachkanten erfahren, die ursprünglich mit dekorativ ausgesägten Ort- und Traufbrettern und an allen drei Giebeln mit hohen Firstaufsätzen geschmückt waren.
Die innere Erschliessung erfolgt über ein Treppenhaus in der Mitte der Westseite. An historischen Ausstattungsteilen sind der hölzerne Treppenaufgang und gestemmte Wandtäfer erhalten (Inneres gemäss Kurzinventar 1996).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Banholzer 1993.
[2] Das aufwendigste der drei Gebäude stand an der Seidenstrasse 12 und wurde 1959 abgebrochen; deutlich einfacher gestaltet sind die beiden Gebäude Freudensteinstrasse 9 und 11; vgl. Banholzer 1993.
[3] Reinle 1953, S. 38f.
[4] Banholzer 1993 nach Angaben wohl im Brandkataster oder im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Max Banholzer, Die Baumeisterfamilie Huldi und ihre Häuser in Brugg (3 Teile), in: Aargauer Tagblatt, 30.1.1993; 3.2.1993; 6.2.1993.
- Max Banholzer / Peter Bieger, Alt Brugg, Brugg 1984, S. 63 (hist. Aufnahme).
- Max Baumann et al., Brugg erleben, 2 Bde., Baden 2005, Bd. 1, S. 224f.
- Hermann Reinle, Die katholische Pfarrkirche zu St. Nikolaus in Brugg und ihre Renovation 1951/52, in: Brugger Neujahrsblätter, 1953, S. 37-53, hier S. 38f.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32034
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds