INV-BRU925 Kath. Pfarrhaus mit Pfarrsaal, 1924-1925 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRU925
Signatur Archivplan:BRU925
Titel:Kath. Pfarrhaus mit Pfarrsaal
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Innenstadt
Adresse:Bahnhofstrasse 4
Versicherungs-Nr.:1066
Parzellen-Nr.:705
Koordinate E:2657932
Koordinate N:1259378
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657932&y=1259378

Chronologie

Entstehungszeitraum:1924 - 1925
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BRU010, BRU926
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Pfarrhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Arthur Betschon (1870-1932), Architekt, Baden
Inschriften:"1925" (Kartusche am Türsturz)
Würdigung:In zeittypischen Neobarockformen gehaltenes Pfarrhaus, das 1924/25 nach Plänen des bedeutenden Badener Architekten Arthur Betschon errichtet wurde. Der wuchtige zweigeschossige Mansarddachbau ist auf winkelförmigem Grundriss mit dem rückwärtig anschliessenden Pfarrsaal verbunden, wobei die Gelenkstelle im einspringenden Winkel geschickt mit einem oktogonalen Treppenturm samt Zwiebelhelm besetzt ist. Zum 25jährigen Jubiläum der katholischen Kirchgemeinde Brugg eingeweiht, manifestiert der Bau die wachsende Bedeutung der Katholiken in der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit der 1907 eingeweihten katholischen Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU010), an welche sich das knapp 20 Jahre jüngere Pfarrhaus in seiner Stilwahl anlehnt, bildet es ein ausgesprochen stimmiges Ensemble. Zu diesem gehört auch das rückwärtig gelegene Alte Pfarrhaus (Bauinventarobjekt BRU926), welches den Ausgangspunkt der sukzessive entstandenen Baugruppe bildet.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Durch den mit der Industrialisierung und dem Waffenplatz verbundenen Zuzug Auswärtiger nahm die Zahl der Katholiken in Brugg Ende des 19. Jahrhunderts stetig zu [1]. 1898 erhielt man vom Stadtrat die Genehmigung, Gottesdienste abzuhalten und Religionsunterricht zu erteilen. Noch im selben Jahr wurde eine katholische Kirchengenossenschaft gegründet und im Folgejahr das erste Pfarramt eingerichtet. Bereits 1907 konnten die Brugger Katholiken die grosszügig bemessene, neobarocke Pfarrkirche einweihen, für die man mit Architekt Adolf Gaudy einen der bekanntesten schweizerischen Kirchenbauer des frühen 20. Jh. verpflichtet hatte.
Angesichts des Wachstums der Kirchgemeinde wurde der Bau eines Pfarrhauses ins Auge gefasst. Dieses sollte das seit 1900 benutzte Alte Pfarrhaus ersetzen, das 1898 als Wohnhaus im Schweizer Holzbaustil errichtet worden war (vgl. Bauinventarobjekt BRU926). Das neue Pfarrhaus samt Pfarrsaal wurde nach Plänen des bekannten Badener Architekten Arthur Betschon realisiert und zum 25jährigen Jubiläum der Kirchgemeinde 1925 feierlich eingeweiht [2]. Die Baukosten kamen ohne Landerwerb auf 122'000 Franken zu stehen.
Wohl um 1980 wurde der Pfarrsaal um einen rückwärtigen Eingangstrakt verlängert, der in jüngster Zeit renoviert wurde.
Beschreibung:Das Pfarrhaus steht südöstlich der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus an der Bahnhofstrasse, wo es mit dem winkelförmig angebauten Pfarrsaal städtebaulich die Überleitung zum effektvoll plazierten, von der Strasse zurückversetzten Kirchenbau bildet. In Entsprechung zu diesem ist es ebenfalls in neobarocken Formen gehalten und vertritt damit eine zur Entstehungszeit allgemein beliebte Formensprache. Als zweistöckiger verputzter Mauerbau von kubischer Erscheinung, der von einem wuchtigen, vergleichsweise weit ausladenden Mansardwalmdach abgeschlossen wird, ist der Hauptbau dabei dem Erscheinungsbild bernischer Landhäuser des 18. Jahrhunderts nachempfunden.
Der mit Besenwurf verputzte Baukörper wird an den Gebäudekanten von gequaderten Eckpilastern gefasst. Seine Strassenfassade zeigt fünf eng gereihte Fensterachsen. Die Mittelachse akzentuieren vor dem Erdgeschoss ein halbrunder Erker, dessen Kranzgesims von Säulen getragen wird, darüber ein Dacherker mit ausladendem Schweifgiebel, der mit einer üppigen, rocaillengerahmten Kartusche besetzt ist. Die mit kräftigen Blockbänken und profilierten Verdachungen ausgestatteten Fenstergewände werden im Obergeschoss der Schaufassade von einem durchlaufenden Sohlbankgesims zusammengefasst und von Konsolen gestützt. Sie bestehen wie auch die übrige dekorative Instrumentierung des Baus aus Kunststein und tragen hölzerne Jalousieläden. Die zackenförmig zugespitzten Verdachungen der Erdgeschossfenster weisen ebenso auf das bauzeitlich moderne Art Déco wie die eigenwillig geschwungene Form des Schmiedeeisengeländers über dem Runderker.
In den einspringenden Winkel zwischen Pfarrhaus und Saal ist als Gelenk ein oktogonal gebrochener Treppenturm gestellt, der von einer voluminösen, kupferbeschlagenen Zwiebelhaube samt urnenförmiger Firstzier abgeschlossen wird. Den Turmschaft belichten ein hohes Rundbogenfenster mit charakteristischem Art Déco-Motiv am Schlussstein, darüber dreiseitig kreisrunde Okuli (Rundfenster). In einem erdgeschossigen Vorbau mit Walmdach liegt der Haupteingang, der von einem wuchtigen Kunststeingewände gerahmt wird und am Türsturz eine Blattwerkkartusche mit Jahrzahl 1925 zeigt. Das bauzeitliche Türblatt ist mit einer schönen schmiedeeiserner Vergitterung versehen. Neben dem Haupteingang werden zwei Einzelfenster von einem Kunststeinfeld zusammengefasst, das wiederum mit zeittypischen Zackenformen verziert ist. An der Obergeschossfassade des Hauptbaukörpers kragt hier unter einem leeren, glatt verputzten Wandfeld eine (schon ursprünglich leere?) Figurenkonsole vor.
Die von der Kirche abgewandte südliche Stirnseite des Hauptbaus ist mit einfacher gestalteten Einzelfenstern dreiachsig gegliedert. Die zum Garten gewandte, im Charakter privatere Westfassade zeigt mit zentralem Doppel- und seitlichen Einzelfenstern eine weniger strenge Gliederung und fasst im einspringenden Winkel zum Pfarrsaal einen zweiten, ursprünglich wohl den Erdgeschossräumen vorbehaltenen Hauseingang, der gleichfalls noch über ein bauzeitliches Türblatt verfügt.
Der rückwärtig anschliessende Pfarrsaal übernimmt als Walmdachbau mit rustizierten Eckpilastern Gestaltungsmerkmale des Hauptbaus. Den eineinhalbgeschossigen Saal belichten vier Achsen rundbogiger Fenster, welche dem Baukörper mit ihren glatt verputzten Fassadenfeldern eine charakteristische vertikale Gliederung verleihen. Auf leicht zurückspringender Flucht schliesst daran der wohl um 1980 erstellte Eingangstrakt an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs), der vom Saalbau wiederum die hauptsächlichen Gestaltungselemente übernimmt.
Im Erdgeschoss des Hauptbaus, das heute Büroräume umfasst, haben sich türhohe Naturholzvertäferungen aus der Erbauungszeit erhalten. (Inneres gemäss Kurzinventar 1996.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Baumann et al. 2005, Bd. 2, S. 697-700 u. Reinle 1953, S. 41.
[2] Zum Architekten Arthur Betschon (1870–1932) vgl. INSA Baden, S. 402 u. passim.
Literatur:- Max Baumann et al., Brugg erleben, 2 Bde., Baden 2005, Bd. 2, S. 697-700.
- INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920, Bd. 1: Aarau, Altdorf, Appenzell, Baden, Zürich 1984, S. 402 (zum Architekten Arthur Betschon).
- Hermann Reinle, Die katholische Pfarrkirche zu St. Nikolaus in Brugg und ihre Renovation 1951/52, in: Brugger Neujahrsblätter, 1953, S. 37-53, hier S. 41.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32028
 

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