INV-BUR903 Bergstrasse 22, 17. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BUR903
Signatur Archivplan:BUR903
Titel:Bergstrasse 22
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Burg (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Berghof
Adresse:Bergstrasse 22
Versicherungs-Nr.:54
Parzellen-Nr.:266
Koordinate E:2655832
Koordinate N:1231838
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655832&y=1231838

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BUR905; BUR911A
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliges Strohdachhaus, das seine charakteristisch abgewalmte Form einer vermutlich ins 17. Jahrhundert zurückreichenden russgeschwärzten Hochstudkonstruktion verdankt. Das als Mittertennhaus konzipierte Bauernhaus bewahrt Teile der ursprünglichen Bohlenständerwände sowie einen gemauerten Stock mit Gewölbekeller. In der Fassadengestaltung und der Innenausstattung u. a. mit einem Kirschbaumbuffet weist er mehrheitlich jedoch ins 19. und frühe 20. Jahrhundert. Der imposante Baukörper ist ein wichtiger Zeuge des ländlichen Bauens in der Region. Sein besonderer situativer Wert ergibt sich aus der intakten Umgebung mit eingezäuntem Bauerngarten, Laufbrunnen und einem etwas abgerückt stehenden Kornspeicher aus dem Jahr 1786 (Bauinventarobjekte BUR911A und BUR905).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach mündlicher Überlieferung soll das Bauernhaus um 1790 in Kulm abgebaut, mit Karren nach Burg gefahren und am heutigen Standort wieder aufgestellt worden sein [1]. Der unterste der so genannten Berghöfe wurde bei der Abspaltung von Menziken als einziger der Gemeinde Burg zugeteilt. Die Familien Siegrist, welche hier seit 1667 nachgewiesen sind, bewirtschafteten diesen ältesten und grössten Burger Hof vermutlich von Anfang an [2]. 1828 jedenfalls gehörte das "Wohnhaus mit Bescheunung von Holz, mit gewölbtem Keller; Strohdach" laut Brandkataster einem Johannes Siegrist. 1850 bezeichnet der Eintrag im Brandlagerbuch ein "zweistöckiges Wohnhaus und Scheune von Mauer, Rieg und Holz mit gewölbtem Keller unter Ziegel- und Strohdach mit Ziegelfirst"; vermutlich waren also noch in der ersten Hälfte des 19. Jh. die hölzernen Fassaden durch verputztes Fachwerk ersetzt und Teile des Dachs mit Ziegeln eingedeckt worden. Die vollständige Umdeckung mit Ziegeln - und damit wohl auch die nötige Verstärkung der Dachkonstruktion - erfolgte jedoch erst um 1916 [3].
Im frühen 20. Jh. wurde der Scheunentrakt erneuert und verlängert. Die Stallwand wurde in zweifarbigem Backsteinmauerwerk aufgeführt und das Dreschtenn erhielt eine rückseitig angelegte Hocheinfahrt. Im Innern des Wohnhauses wurde die Raumaufteilung und Ausstattung des Obergeschosses in den 1920/30er Jahren teilweise verändert und modernisiert. Die ehemalige Rauchküche wurde 1958 modernisiert (Angaben zur Raumstruktur und Ausstattung gemäss Kurzinventar 1992/95). Der Teilausbau des Dachraums brachte auf der nordöstlichen Schmalseite des Walmdachs eine Schleppgaube.
Beschreibung:Das etwas ausserhalb des Dorfes auf einer Hügelkuppe gelegene ehemalige Strohdachhaus trägt ein mächtiges, von flachen Falzziegeln gedecktes Walmdach, das in der Wirkung nur durch einige liegende Dachfenster im Wohnteil und eine Schleppgaube auf der Schmalseite etwas beeinträchtigt wird. Die russgeschwärzte Hochstudkonstruktion mit First, Unterfirst, Rafen, Sperrrafen und Windstreben hat sich über dem Wohnteil und Tenn weitgehend erhalten. Von den zwei originalen Firstständern befindet sich der eine zwischen Wohnteil und Tenn, während der andere über dem Wohnteil abgefangen wird.
Die ursprünglich ganz in Holz erstellten Bohlenständerwände sind samt zugehöriger Eichenschwelle nur noch in einem Abschnitt zwischen Mittelgang und Tenn vorhanden. Hier ist auch ein Schwellenschloss mit Drehpfanne für das Tenntor zu erkennen. Vorhanden ist zudem noch die originale Brettertür zwischen Tenn und Hausgang. Der Wohnteil des als Mittertennhaus konzipierten Bauernhauses ist an der nordöstlichen Schmalseite in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und unregelmässig befenstert. Die vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jh. erneuerte südöstliche Eingangsfront zeigt verputztes Fachwerk mit streng axialer Fensterverteilung und einer mit Fenstergittern geschmückten Haustür.
Ursprünglich führte ein zwischen Wohnteil und Tenn durchlaufender Gang ins Innere. Von diesem dient heute noch der vordere Teil mit dem alten Treppenaufgang ins Obergeschoss der Erschliessung, während der rückwärtige Teil des Flurs abgetrennt und zu einem Bad/WC umfunktioniert wurde. Der Grundriss ist dreiraumtief angelegt: Auf der Südseite liegen Stube und Nebenstube, in der Mitte Küche und Hinterstube. Auf der Nordseite schliesst der zum historischen Baubestand gehörende gemauerte Stock an, dessen Gewölbekeller durch eine Rundbogenöffnung von Süden her zu betreten ist. Ein Grossteil der Ausstattung im Erdgeschoss, darunter ein biedermeierliches Eckbuffet aus Kischbaumholz, geht auf einen Umbau in der ersten Hälfte des 19. Jh. zurück. Der grüne Kachelofen mit Sitzkunst stammt von 1927 [4]. Das Obergeschoss ist stärker verändert (Angaben zur Raumstruktur und Ausstattung gemäss Kurzinventar 1992/95).
Den langgestreckten, mit einem Futtertenn endenden Wirtschaftsteil des Bauernhauses schliesst auf der Westseite eine vermutlich ursprüngliche Bruchsteinmauer ab. Älteren Datums sind auch noch die südseitigen Tenntore. Der in Sichtbackstein aufgemauerte Stall dient seit der Erstellung verschiedener zusätzlicher Wirtschaftsgebäude wie der gesamte alte Scheuenteil nicht mehr dem ursprünglichen Zweck.
Anmerkungen:[1] Vgl. Bauernhausforschung Aargau, Materialien, 1964.
[2] Siegrist 2001, S. 11-13.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0229-0232: Brandkataster Gemeinde Burg 1850-1938.
[4] Vgl. Bauernhausforschung Aargau, Materialien, 1964.
Literatur:- Peter Siegrist, 250 Jahre Burg. Lebendige Gemeinde im Oberwynental, Menziken 2001.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0229-0232: Brandkataster Gemeinde Burg 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bauernhausforschung, Materialien, 1964.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, V-3/2.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32340
 

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