INV-BUR902 Rössligasse 5, 1856 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BUR902
Signatur Archivplan:BUR902
Titel:Rössligasse 5
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Burg (AG)
Adresse:Rössligasse 5
Versicherungs-Nr.:56
Parzellen-Nr.:241
Koordinate E:2656042
Koordinate N:1231799
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656042&y=1231799

Chronologie

Entstehungszeitraum:1856
Grundlage Datierung:Inschrift (Ofenfuss und Frieskachel); Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus

Dokumentation

Inschriften:"Rudolf Weber von Menziken wohnhaft auf Burg, 1856" (Frieskachel); "1856" (Ofenfuss)
Würdigung:Kleinbauernhaus, das 1856 durch Umbau aus einem kurz zuvor errichteten Speicher hervorging und später um eine Laube ergänzt wurde. Der schlichte Ständerbau unter Satteldach bewahrt im Innern die ursprüngliche Raumstruktur und wesentliche Teile der ursprünglichen Ausstattung, darunter einen bemalten Kachelofen der Burger Hafnerfamilie Sommerhalder. Das ansonsten mit bescheidenen Mitteln erstellte Gebäude steht vor dem Hintergrund der aufkommenden Industrialisierung, als Lohnarbeit ohne ergänzende Selbstversorgung und Kleinviehhaltung für die Mehrheit der Bevölkerung noch undenkbar war. Der sozialgeschichtlich aussagekräftige Bau spiegelt kleinbäuerlichen Verhältnisse, wie sie früher in der Region verbreitet waren.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1850 wurde das Gebäude als "einstöckiger Speicher von Holz mit gewölbtem Keller unter Ziegeldach" neu im Brandlagerbuch eingetragen. Es gehörte damals Josef Weber, der daneben ein Wohnhaus mit Scheune besass und gleichzeitig einen neuen einstöckigen Wagenschopf errichten liess. Der am Ofenfuss ins Jahr 1856 datierte Kachelofen mit der Inschrift "Rudolf Weber von Menziken wohnhaft auf Burg, 1856" deutet auf eine zu diesem Zeitpunkt erfolgte Umnutzung des Speichers durch Siegrist Rudolf Weber, den mutmasslichen Sohn von Josef Weber, hin. 1859 ist im Brandlagerbuch der "Umbau in Wohnung und Scheune" vermerkt, dabei ist eine Verlängerung des Baus um 13 Fuss feststellbar, welche dem gemauerten Abschnitt zur Strasse hin entsprechen dürfte.
1890 wechselte das "Haus mit Remise" von Carl Weber, dem Sohn von Rudolf Weber, an den Zigarrenmacher Gottlieb Eichenberger. Dieser ergänzte vermutlich im frühen 20. Jh. an der östlichen Traufseite eine hölzerne Laube [1].
Laut Auskunft des Urenkels und heutigen Besitzers Max Eichenberger lebten zur Zeit von Gottlieb Eichenberger 14 Personen in dem Haus. Der Stall bot Platz für Kleinvieh und später für einen Webstuhl [2].
1997 erfolgte die fachmännische Sanierung des Kleinbauernhauses, wobei die historische Bausubstanz unter Ersatz der schadhaften Holzteile instand gestellt wurde. Der Kachelofen wurde ebenfalls neu aufgesetzt und mit moderner Feuerungstechnik ausgestattet (gemäss Kurzinventar 1992/95).
Beschreibung:Das giebelständige, hart an die Rössligasse gebaute Kleinbauernhaus ist ein über trapezförmigem Grundriss erstellter eingeschossiger Holzbau unter geradem Satteldach. Nur der Sockel, die strassenseitige Stirnfront und die Nordwestecke sind in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, der nach Süden orientierte Wohnteil ist ganz in Ständerbauweise mit Bohlenfüllungen konstruiert. Im Kellergeschoss, das talseitig ebenerdig zugänglich ist, befinden sich ein grosser Gewölberaum und zur Strasse hin ein Stall. Das auf einem stehenden Stuhl abgestützte Sparrendach birgt südseitig eine Kammer.
Die bauzeitlichen Fenster mit Vorfenster und Lüftungsflügeln sind unregelmässig über die Fassaden verteilt.
Auf der talwärts gerichteten Traufseite erstreckt sich ein untermauerter Laubenanbau mit Treppe zum Hauseingang. Durch die mit einer rautenförmigen Aufdopplung geschmückte Tür gelangt man direkt in die Küche. An diese schliesst im Hinterhaus eine Kammer an, während Stube und Nebenstube nach Süden orientiert sind. Über dem Stallanbau befindet sich ein weiteres Zimmer.
An bauzeitlichen Ausstattungsteilen hat sich die aus Kirschbaumholz gefertigte Verbindungstür zwischen den Stuben und das schlichte Brettertäfer erhalten. Herzstück des Hauses ist ein hellblauer Kastenofen mit Sitzkunst von 1856, der aus der Werkstatt der Hafnerfamilie Sommerhalder stammt (Initialen "RS" vermutlich für Johann Rudolf Sommerhalder). Die Kacheln des weissgrundigen Zierfrieses sind mit idyllischen Landschaften bemalt und zeigen die Handschrift des Ofenmalers Johann Rudolf Burger von Burg [3]. Eine Kachel verweist mit der Inschrift "Rudolf Weber von Menziken wohnhaft auf Burg, 1856" auf den damaligen Hausbesitzer und Auftraggeber. Die Jahrzahl "1856" findet sich auch auf einem der schlanken, in Sandstein gehauenen Ofenfüsse.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0229-0232: Brandkataster Gemeinde Burg 1850-1938.
[2] Ein Stück Dorfgeschichte, in: Aargauer Zeitung, Montag, 7. April 1997.
[3] Zur Hafnerdynastie der Sommerhalder und ihren Ofenmaler vgl. Ernst Lanz, Die Öfen der Hafnerdynastie Sommerhalder von Burg, in: Jahresschrift der Historischen Vereinigung Wynental 1983/84, S.84-104.
Literatur:- Ernst Lanz, Die Öfen der Hafnerdynastie Sommerhalder von Burg, in : Jahresschrift der historischen Vereinigung Wynental 1983/84, S. 84-104.
- Ein Stück Dorfgeschichte, in: Aargauer Zeitung, Montag, 7. April 1997.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 203 (Abb. 417).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0229-0232: Brandkataster Gemeinde Burg 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, V-3/4.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32334
 

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