Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1866 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Pfarrhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätklassizismus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Ferdinand Karl Rothpletz (1814–1885) |
Würdigung: | 1866 nach Plänen des Kantonsbaumeisters Ferdinand Karl Rothpletz errichtetes röm.-kath. Pfarrhaus, das sein äusseres Erscheinungsbild weitgehend bewahrt. Mit seinem beinahe quadratischen Grundriss, dem knappen Satteldach, der axialsymmetrischen Fassadengestaltung mit Betonung der giebelseitigen Mittelachsen sowie dem pilastergerahmten, vertieften Eingangsportal zeigt es für die Bauzeit charakteristische Elemente des Spätklassizismus. Die dekorativ gesägten, als Konsolen gestalteten Büge und die zierbeschnitzten Rafenenden sind Anklänge an den Schweizer Holzstil. Zusammen mit der röm.-kath. Pfarrkirche St. Georg (kantonales Denkmalschutzobjekt BZE001) bildet das Pfarrhaus, begünstigt durch die erhöhte Lage, eine harmonische, ortsbildprägende Baugruppe. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Nachdem der Ritter Markwart von Rüssegg die Pfarrei Bünzen 1321 an das Kloster Muri verkauft hatte, übte dieses bis zur Klosteraufhebung 1841 das Patronatsrecht aus [1]. Folglich fiel es in den Zuständigkeitsbereich des Klosters Muri, dem zuständigen Bischof einen geeigneten Geistlichen für das Amt des Pfarrers vorzuschlagen und für den Unterhalt der Kirche sowie die Bezahlung des Pfarrers zu sorgen. Anfänglich wurde Bünzen «excurrendo» pastorisiert, das heisst der Pfarrer gehörte zu der Klostergemeinschaft und residierte nicht vor Ort. Ab 1788 wohnte er im Pfarrhaus von Boswil. Mit der Klosteraufhebung 1841 gingen Rechte und Pflichten an den Kanton Aargau als Kollator. Vier Jahre nach der Fertigstellung des von 1860–1862 errichteten Neubaus der Pfarrkirche St. Georg (kantonales Denkmalschutzobjekt BZE001) nach Plänen des Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch (1811–1895) liessen der Kanton Aargau und die Kirchgemeinde 1866 ein eigenes Pfarrhaus bauen. Die Pläne zeichnete der 1849 zum Kantonsbaumeister gewählte Aarauer Architekt Ferdinand Karl Rothpletz (1814–1885); ausführender Baumeister war Lambert Oberle in Muri [2]. Im Brandkatastereintrag aus dem Baujahr wird das Gebäude als «Pfarrhaus von Stein und Holz mit gewölbten Kellern unter Ziegeldach» im Eigentum des Staates Aargau beschrieben. Seit 1907 wird die Kirchgemeinde als Eigentümerin aufgeführt. In diesem Jahr wird zudem ein Abort- und Treppenhausanbau erwähnt. Im Innern haben in jüngerer Zeit Umbauten stattgefunden; an der südwestlichen Giebelfassade wurden die beiden runden Lüftungsöffnungen des Dachgeschosses zu grösseren Rechteckfenstern erweitert. |
Beschreibung: | Das spätklassizistische Pfarrhaus befindet sich östlich der röm.-kath. Pfarrkirche St. Georg (kantonales Denkmalschutzobjekt BZE001) und bildet mit diesem, begünstigt durch die erhöhte Lage, eine ortsbildprägende Baugruppe. Der über einem beinahe quadratischen Grundriss erstellte, glatt verputzte Mauerbau besitzt zwei Geschosse und trägt ein ungebrochenes Satteldach. Als Vorderfront ist die der Kirche zugewandte südwestliche Giebelfassade ausgestaltet, die wie die beiden Traufseiten drei Achsen hoher Rechteckfenster mit gefalzten Hausteingewänden und schmalen Blocksimsen aufweist. Die Mitte der Hauptfassade wird von einem leicht erhöhten und sorgfältig gestalteten Portal akzentuiert, zu dem eine zweiläufige Treppe führt. Pilaster und ein breiter Sturz mit profilierter Verdachung und einer Gusseisengitter-Bekrönung fassen den kastenartig vertieften Hauseingang ein. Das Türblatt ist erneuert. Das Giebelfeld zeigte ursprünglich drei runde Lüftungsöffnungen, die um das zentrale rechteckige Zwillingsfenster gruppiert waren und von denen die beiden aussenliegenden zu grösseren Rechteckfenster erweitert worden sind. Bestehen geblieben ist das Rundfensterchen auf der Mittelachse. Die Balkenköpfe der Pfetten an den Giebelseiten und die der Rafen an den Traufseiten ruhen jeweils auf zierbeschnitzten, als Konsolen gestalteten Bügen. An die rückwärtige Giebelfassade grenzt ein dezenter, einachsiger Anbau unter Satteldach mit niedrigerer Firsthöhe. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Germann 1967, S. 111. [2] Germann 1967, S. 126. Zu Rothpletz siehe Edith Hunziker, «Rothpletz, Karl Ferdinand». in: Isabelle Rucki, Dorothee Huber (Hrsg.): Architektenlexikon der Schweiz – 19./20. Jahrhundert. Birkhäuser, Basel 1998, S. 458; Edith Hunziker, «Rothpletz, Ferdinand Karl». in: Historisches Lexikon der Schweiz, Online-Version vom 05.01.2012. |
Literatur: | - Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 5: Der Bezirk Muri. Basel 1967, S. 126. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0492–0494, Brandkataster Gemeinde Bünzen, 1850–1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32490 |
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