INV-BZE902 Dorfstrasse 25, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BZE902
Signatur Archivplan:BZE902
Titel:Dorfstrasse 25
Bezirk:Muri
Gemeinde:Bünzen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bünzen
Adresse:Dorfstrasse 25
Versicherungs-Nr.:99
Parzellen-Nr.:8
Koordinate E:2666804
Koordinate N:1240031
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666804&y=1240031

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Ehemals strohgedeckter bäuerlicher Vielzweckbau, der vermutlich aus dem 17. Jahrhundert datiert und bei dem es sich um den Bünzner Meierhof des Kloster Muris handelt. Der stattliche Baukörper ist in Gemischtbauweise aufgeführt, wobei der alte Wohnteil mit Ausnahme des Mauersockels und der massiven östlichen Stirnfront aus verputztem Fachwerk errichtet ist. Während der Ökonomieteil Ende der 1990er-Jahre zu Wohnzwecken umgenutzt worden ist, präsentiert sich der Wohnteil noch weitgehend in seinem originalen Erscheinungsbild und bewahrt die imposante, russgeschwärzte Hochstudkonstruktion mit integriertem stehenden Stuhl. In einem früher als Sakristei genutzten Obergeschosszimmer haben sich historische Ausstattungselemente erhalten. Aufgrund seiner Lage am südlichen Dorfeingang und seines Volumens tritt der Baukörper im Ortsbild prominent in Erscheinung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Bei dem bäuerlichen Vielzweckbau, der ursprünglich ein Strohdach besass und vermutlich noch aus dem 17. Jh. datiert, handelt es sich um den sogenannten «Meierhof». Ein Meierhof ist das Bauerngehöft des Verwalters (Meier) eines landwirtschaftlichen Betriebes, der zu einer adligen oder geistlichen Grundherrschaft gehört. Im Falle von Bünzen bewirtschaftete der Meier die Ländereien des Klosters Muri und übte zudem die niedere Gerichtsbarkeit aus [1]. Im ersten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als ein zweistöckiges Wohnhaus mit Scheune, Schweinestall und drei Tremkellern beschrieben. Es bestand damals aus Stein, Fachwerk und Holz und war teils noch mit Stroh, teils schon mit Ziegeln eingedeckt. Der Hausteil A umfasste eine Wohnung, zwei Keller und 2/3 Scheune; der Hausteil B eine Wohnung, einen Keller und 1/3 Scheune. Im späteren 19. Jh. wurde an der westlichen Stirnseite ein zusätzlicher Hausteil angebaut. 1915 wurden die Dachflächen vollständig mit Ziegeln gedeckt. Zu Beginn des 20. Jh. beherbergte der Hausteil B eine Küferwerkstatt. Ende der 1990er-Jahre wurde der westlich angebaute Hausteil abgebrochen und der Ökonomietrakt zu Wohnzwecken umgebaut.
Beschreibung:Der stattliche bäuerliche Vielzweckbau befindet sich am südlichen Dorfeingang Bünzens auf der Südseite der Dorfstrasse, zu welcher er traufständig ausgerichtet ist. Ursprünglich trug der Baukörper ein ungeknicktes, strohgedecktes Halbwalmdach und bestand aus einem Wohnteil im Osten (Vers.-Nr. 99) sowie einem Ökonomieteil im Westen, der ein mittiges Tenn und einen äusseren Stall umfasste. Ende der 1990er-Jahre wurde der Ökonomieteil unter Beibehaltung des Volumens zu Wohnzwecken umgebaut (Vers.-Nr. 447; nicht Teil des Schutzumfanges). Der alte, östliche Wohnteil ist mit Ausnahme der gemauerten Stirnfront aus verputztem Fachwerk aufgerichtet. Die nach Norden ausgerichtete strassenseitige Vorderfront weist im Erdgeschoss über einer durchlaufenden, profilierten Fensterbank sechs gleichmässig verteilte Rechteckfenster auf. Im Obergeschoss finden sich zwei Fensterpaare mit gefasten Holzrahmen, die noch auf das 17.Jh. zurückgehen dürften. Der Hauseingang ist über eine einläufige Holztreppe zu erreichen. Er verfügt über einen rechteckigen Holzrahmen mit profilierter Verdachung und ein hölzernes Türblatt von 1905. Darunter befindet sich ein Aussenzugang zum Kellergeschoss. Rechts daneben ist das zweiteilige Schwellenschloss des ansonsten verputzten Schwellenkranzes zu sehen. Die östliche gemauerte Stirnseite des Wohnteils springt im Norden schützend über die Trauffassade vor. Im Erdgeschoss weist sie einen mittigen Eingang auf sowie im Ober- und Dachgeschoss je zwei kleine Rechteckfenster. An der rückwärtigen Trauffassade bewahren die Obergeschossfenster noch ältere Holzrahmen.
Der breitgelagerte Hausgrundriss ist dreiraumtief angelegt, wobei sich in der Mitte der Küchenbereich befindet, der ursprünglich wohl im Zusammenhang mit den beiden Hausteilen eine Doppelküche umfasste, heute aber modernisiert ist. Während sich der tennseitige Hauseingang auf einen durchlaufenden Quergang öffnet, führte der giebelseitige Eingang ehemals direkt in die Küche.
Im Obergeschoss sind beidseits eines firstparallelen Flurs je drei Zimmer aufgereiht. Der südöstliche Raum wurde früher als Sakristei genutzt, da die Kirche sich bis in die 1860er-Jahre mit ihrem ursprünglichen Standort «Im Winkel» in unmittelbarer Nachbarschaft befand. Der ehemalige Sakristeiraum bewahrt ein Wandtäfer aus stehenden Bohlen und profilierten Leisten sowie eine zweifeldrige, gestemmte Füllungstür mit kunstvollen rankenverzierten Beschlägen; beides stammt wohl aus dem 18. Jh. An historischer Ausstattung haben sich zudem ein schmuckes, spätbarockes Einbaubuffet mit Intarsienmalerei sowie ein Kachelofen aus der Zeit um 1800 erhalten. Der würfelförmige Ofenkasten ist aus glatten, grünen Füllkacheln aufgesetzt; seine weissgrundigen Frieskacheln sind blau bemalt. An der Sitzkunst haben sich grüne Füllkacheln mit Schablonendekor und Frieskacheln mit bunten Blumen- und Vogelmotiven erhalten. Letztere stammen aus der Werkstatt der Freiämter Hafner Notter in Boswil [2].
Die eindrucksvolle, russgeschwärzte Hochstudkonstruktion mit Windstreben und Sperrrafen zur Aussteifung ist mit einem stehenden Stuhl kombiniert. Bei der Umdeckung auf Ziegel 1915 wurden die Rafen bis auf Wandhöhe zurückgeschnitten und mit Aufschieblingen versehen, welche den Dachknick ergeben. (Hausinneres nicht gesehen; Beschreibung gemäss Bauernhausforschung 1989 und Germann 1967.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Einzelobjekt 1.0.6, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Germann 1967, S. 111, 128.
[2] Allgemein zu den Notter-Öfen siehe Räber 1996, S. 235–237. Germann erwähnt weitere bewegliche Ausstattungselemente, siehe Germann 1967, S.128.
Literatur:- Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 5: Der Bezirk Muri. Basel 1967, S. 128.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 163, 244, 245, 279.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0492–0494, Brandkataster Gemeinde Bünzen, 1850–1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Bünzen VIII-9/1 (1989).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32496
 

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