INV-BZE910 Unterdorfstrasse 8, Fähnrichhaus, 1668 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BZE910
Signatur Archivplan:BZE910
Titel:Unterdorfstrasse 8, Fähnrichhaus
Bezirk:Muri
Gemeinde:Bünzen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Waldhäusern
Adresse:Unterdorfstrasse 8
Versicherungs-Nr.:210
Parzellen-Nr.:425
Koordinate E:2666189
Koordinate N:1242232
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666189&y=1242232

Chronologie

Entstehungszeitraum:1668
Grundlage Datierung:Inschrift (Fenstersturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Unterdorfstrasse 10, Fähnrichhaus (Kantonales Denkmalschutzobjekt BZE010)

Dokumentation

Würdigung:Bäuerliches Wohnhaus spätgotischer Prägung, das gemäss Inschrift 1668 errichtet wurde. Der stattliche zweigeschossige Baukörper ist teils gemauert, teils in Riegelbauweise konstruiert und trägt ein mit Biberschwanzziegeln gedecktes Gerschilddach mit Klebdächern. Das rot gefasste Sichtfachwerk tritt mit seiner Symmetrie und den verschiedenen Zierformen als gezielt verwendetes Stilmittel der Fassadengestaltung auf, das durch eine reichhaltige Gefachornamentik mit vegetabilen Motiven ergänzt wird. Eine dekorative Wirkung erzielen auch die zierbeschnitzten Büge und Fluggespärre sowie die schmuckvoll gesägten Ortbretter am Dachrand. Aus der Bauzeit haben sich zwei spätgotische Reihenfenster mit gefasten Muschelkalkgewänden erhalten. Wie das nördlich benachbarte Gebäude (kantonales Denkmalschutzobjekt BZE010) ist auch dieses als «Fähnrichhaus» bekannt. Zusammen bilden die beiden herrschaftlichen Fachwerkbauten eine äusserst wertvolle ländliche Baugruppe.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss der Inschrift am Sturz des Reihenfensters an der nördlichen Stirnseite wurde das bäuerliche Wohnhaus 1668 errichtet [1]. Wie das nördlich benachbarte Gebäude (kantonales Denkmalschutzobjekt BZE010) ist es als «Fähnrichhaus» bekannt und wurde daher wohl zumindest zeitweise von einem militärischen Fahnenträger bewohnt [2]. Im ersten erhaltenen Brandkataster von 1850 wird es als Wohnhaus mit einem gewölbten Keller und einem Keller mit Balkendecke aus Stein und Fachwerk unter einem Ziegeldach beschrieben. Vermutlich wurde bereits im 19. Jh. die Befensterung im Erdgeschoss teilweise verändert. Im 20. Jh. wurde das Innere modernisiert und damit zusammenhängend der bauzeitliche Grundriss angepasst. Ebenfalls im 20. Jh. erfolgte die Umgestaltung des Hauseingangs, welche das ansonsten weitgehend intakte spätgotisch geprägte Erscheinungsbild etwas beeinträchtigt.
Beschreibung:Das bäuerliche Wohnhaus befindet sich auf der östlichen Seite der Unterdorfstrasse und ist von dieser zurückversetzt traufständig dazu ausgerichtet. Es handelt sich um das südliche von zwei als «Fähnrichhäuser» bekannten Gebäuden, von denen das nördliche (Vers.-Nr. 207) unter kantonalem Denkmalschutz steht (BZE010). Der über einem annähernd quadratischen Grundriss errichtete zweigeschossige Baukörper trägt ein Gerschilddach, das rückwärtig eine Trauflaubenfront birgt. Das mit einer doppelten Biberschwanzziegeldeckung versehene Dach wird stirnseitig von Klebdächern auf zierbeschnitzten Bügen ergänzt. Das Erdgeschoss ist gegen die Wetterseiten im Norden und im Westen gemauert, während die übrigen Fassadenpartien aus Fachwerk bestehen und teilweise nachträglich verputzt wurden. So stammen die Zementputz-Eckquader der strassenseitigen Trauffront aus der Zeit um 1900. Das sichtbar belassene, rot gefasste Fachwerk tritt mit seiner Symmetrie und sorgfältigen Ausformung insbesondere im Obergeschoss der südlichen Stirnseite und in den Giebeln als gezielt verwendetes Stilmittel der Fassadengestaltung auf. Die dichte, kräftig ausgebildete Fachwerkzeichnung zeigt verschiedenste Zierformen wie Rundung, Rautenmuster, gekreuzte und geschwungene Kurzstreben. Die dekorative Wirkung wird durch die Bemalung der Gefache mit Begleitlinien und verschiedenen vegetabilen Schablonenmustern sowie durch die offenen, zierbeschnitzten Fluggespärre und die filigran gesägten Ortbretter am Dachrand verstärkt [3]. Im Erdgeschoss der nördlichen Stirnfront hat sich über einem durchlaufenden Brüstungsgesims ein bauzeitliches dreigliedriges Reihenfenster mit gefastem Muschelkalkgewände erhalten. Am Sturz ist das Christusmonogramm «IHS», flankiert von der Jahreszahl «1668», eingemeisselt. Die ebenfalls aufgeführten Initialen «A […] A» konnten bisher nicht identifiziert werden. Im unteren Drittel sind die Öffnungen des Reihenfensters infolge eines Innenumbaus zugemauert worden. Zum bauzeitlichen Bestand gehört auch das holzgerahmte Doppelfenster im Obergeschoss der Nordfassade, das über einem durchlaufenden, profilierten Brüstungsgesims liegt und abgefaste Fensterfassungen zeigt. An der dreiachsigen Westfassade befindet sich in der Mitte der Hauseingang, der über eine vorgelagerte doppelläufige Treppe zu erreichen ist und unpassend zur historischen Erscheinung modernisiert wurde. Links daneben ist ein bauzeitliches, zweiteiliges Reihenfenster mit gefastem Muschelkalkgewände erhalten. Unter dem Treppenpodest befindet sich der Aussenzugang zum Kellergeschoss mit einem tonnengewölbten Keller und einem zweiten Keller mit Balkendecke [4]. Das Hausinnere ist modernisiert. (Hausinneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung und Kurzinventar.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Einzelobjekt 1.0.1, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Bauernhausforschung Kurzinventar Bünzen VIII-9/11 (1989).
[2] Zum militärischen Amt des Fähnrichs siehe Benoît de Montmollin, «Fähnrich», in: Historisches Lexikon der Schweiz, Online-Version vom 28.11.2005.
[3] Räber 1996, S. 105–106.
[4] Bauernhausforschung Kurzinventar Bünzen VIII-9/11 (1989).
Literatur:- Georg Germann, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 5: Der Bezirk Muri. Basel 1967, S. 129.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 105–106, 201, 335.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0533–0535, Brandkataster Gemeinde Waldhäusern, 1850–1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Kurzinventar Bünzen VIII-9/11 (1989).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32544
 

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