INV-DIN903 Hinterdorfstrasse 8, 1778 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DIN903
Signatur Archivplan:DIN903
Titel:Hinterdorfstrasse 8
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Dintikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Hinterdorfstrasse 8
Versicherungs-Nr.:61
Parzellen-Nr.:40
Koordinate E:2659519
Koordinate N:1245995

Chronologie

Entstehungszeitraum:1778
Grundlage Datierung:Inschrift (Stubenuhr)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:An zentraler Stelle im alten Dorfkern gelegenes spätbarockes Bauernhaus von 1778, das als Mischkonstruktion aus Stein, Fachwerk und Holz erstellt wurde. Der stattliche, weitgehend im Originalzustand erhaltene Baukörper mit ausladendem Satteldach zeigt an den beiden Giebelfeldern sorgfältig gestaltete Fachwerkpartien mit für das spätere 18. Jahrhundert typischem Fluggespärre. Der grosszügig bemessene Wohnteil bewahrt wertvolle Elemente der historischen Ausstattung. Als Rarität hervorzuheben ist dabei ein sorgfältig in Rokoko-Formen verzierter Uhrenkasten ("Ziithüsli") mit den vermuteten Initialen des Bauherrn und der Jahreszahl 1778. Aufgrund seines Standortes in unmittelbarer Nähe zum Alten Schulhaus (Bauinventarobjekt DIN901) und zum Dorfplatz mit der Linde kommt dem stattlichen Gebäude nebst seinem materiellen Zeugenwert auch eine grosse Bedeutung für das Ortsbild zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Jahreszahl 1778 am Uhrenkasten ("Ziithüsli") in der Stube kann als verlässlicher Hinweis für das Baudatum des spätbarock geprägten Bauernhauses gelten. Die beigefügten Initialen "HRD M KM VD" konnten bislang nicht aufgeschlüsselt werden, weshalb keine konkreten Kenntnisse zur Bauherrschaft bestehen.
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist das Gebäude als "2-stöckiges Wohnhaus samt Scheune von Mauer und Holz mit gewölbtem Keller unter Ziegeldach" eingetragen [1]. Damaliger Eigentümer war Rudolf Meier, Kirchmeier, bei dessen Nachkommen die Liegenschaft verblieb.
Das ehemalige Bauernhaus hat sein zeittypisches Erscheinungsbild in grossen Teilen bewahrt. Lediglich die ehemals wohl hölzernen Stallwände sind im 20. Jh. mit Backsteinen aufgemauert worden.
Ein aktuelles Bauprojekt sieht die Erhaltung des Wohnteils, bedauerlicherweise aber einen vollständigen Ersatz des Scheunentrakts vor.
Beschreibung:Der langgestreckte Baukörper mit West-Ost-gerichtetem First steht traufständig an der Hinterdorfstrasse. Unter ausladendem Satteldach reihen sich ein geräumiger westseitiger Wohnteil und ein gleichermassen grosszügiger östlicher Scheunentrakt mit Tenn, Stall, Futtertenn und einem zweiten Stall zu einem Mittertennhaus. Für das Ortsbild besonders prägend tritt die dem Dorfplatz zugewandte östliche Stirnfront der Ökonomie in Erscheinung. Hier haben sich ein kräftiges, sorgfältig gestaltetes Fachwerk und ein offenes Fluggespärre mit beschnitzten Bügen erhalten. Sorgfältig in die Mittelachse eingepasst ist eine zweiteilige Lüftungsöffnung mit sorgfältig profiliertem Gesims. Die Sockelpartie ist aus Bruchsteinen aufgemauert und verputzt. Im Gegensatz zur Giebelfront dürften die Traufseiten des Scheunentrakts ursprünglich wohl als Bohlenständerkonstruktion bestanden haben, wie sie an Teilen der Heubühnenwand heute noch besteht. Vermutlich im frühen 20. Jh., wurden die Stallwände dann mit Backsteinen aufgemauert. Im Originalzustand erhalten ist das Dachgerüst, welches sich als Sparrenkonstruktion mit doppeltem liegendem Stuhl und hoch ansetzenden Aufschieblingen über den gesamten Baukörper erstreckt.
Am Wohnteil sind die beiden Vollgeschosse massiv gemauert, während das Giebelfeld analog zum Scheunentrakt als Sichtfachwerk ausgebildet ist. Die südwärts zur Strasse gerichtete Hauptfassade zählt sechs regelmässige Achsen mit Rechteckfenstern, deren steinerne Gewände mit Falz und Blockbänken versehen sind. Die rückwärtige Trauffassade ist dreiachsig gegliedert. Gleiches gilt für die westliche Stirnfront, welche aber im Bereich des Erdgeschosses unschöne Veränderungen erfahren hat. Auf einer älteren Fotoaufnahme wird ersichtlich, dass das Giebelfeld einst eine türhohe Aufzugsöffnung aufwies (vgl. Fotodokumentation). Die Trennwand zwischen Wohnteil und Scheune ist über einem Mauersockel mit Eichenschwelle zweigeschossig als Fachwerkkonstruktion aufgeführt (darüber Brandmauer jüngeren Datums).
Die innere Erschliessung des Wohnteils erfolgt über einen quer zum First angelegtem Korridor, der entlang dem Tenn verläuft und rückwertig einen Treppenaufgang ins Obergeschoss enthält. In dreiraumtiefen Grundriss belegen die Stube und die Nebenstube das südseitige Vorderhaus, während die Küche mit dem nachträglich abgetrennten Bad sich in der Hausmitte erstreckt und zwei Kammern das Hinterhaus einnehmen. Ähnlich präsentieren sich die Verhältnisse im Obergeschoss, wo sich Küche, Stube und vier Zimmer um einen geräumigen zentralen Vorplatz gruppieren. Unter der nördlichen, rückwärtigen Haushälfte erstreckt sich in Firstrichtung ein tonnengewölbter Keller, der sowohl über einen Innen- wie auch einen Aussenzugang verfügt.
Von der originalen, spätbarocken Ausstattung hat sich in der unteren Stube ein mit einem Langenthaler Uhrwerk bestücktes "Ziithüsli" erhalten. Dessen Türchen ist mit Rocaillemotiven, vermutlich den Initialen des Erbauerehepaars sowie der Jahreszahl 1778 kunstvoll beschnitzt. Einer Ausstattungsphase des späteren 19. Jh. gehören der hellblaue Biedermeier-Kastenofen mit Sitzkunst und vermutlich auch die Vertäferungen an (Inneres gemäss Kurzinventar von 1996).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0387-0389, Brandkataster Gemeinde Dintikon, 1850-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0387-0389, Brandkataster Gemeinde Dintikon, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32676
 

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