INV-DIW901 Vorderdorfstrasse 1 mit Kegelbahn, 1767 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DIW901
Signatur Archivplan:DIW901
Titel:Vorderdorfstrasse 1 mit Kegelbahn
Bezirk:Muri
Gemeinde:Dietwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorderdorf
Adresse:Vorderdorfstrasse 1
Versicherungs-Nr.:103, 106 (Kegelbahn)
Parzellen-Nr.:62
Koordinate E:2672355
Koordinate N:1222154
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2672355&y=1222154

Chronologie

Entstehungszeitraum:1767
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Kegelbahn
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau

Dokumentation

Inschriften:"1892" (Türsturz)
Würdigung:Aus dem Jahr 1767 stammendes stattliches "Freiämterhaus", dessen aussergewöhnlicher Schmuckreichtum an der traufständigen strassenseitigen Fassade und Freitreppe auf einen Umbau im "Schweizer Holzstil" von 1892 zurückgeht. Am südlichen Ortseingang an der grossen Freiämterstrasse gelegen, bot sich das Bauernhaus zum Betrieb einer Eigengewächswirtschaft an, wobei die "Schöne Stube" mit originalem Kirschbaumbuffet, Kachelofen und Vertäferung als Gaststube diente. Aus der Zeit der Gastwirtschaft stammt die südlich an die Scheune angebaute überdeckte Kegelbahn, deren romantisch-filigrane Laubenfront mit feinem Rutenwerk vergittert ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Ursprungsbau datiert gemäss einer 1892 angebrachten Inschrift über der Haustür von 1767. Er wurde wahrscheinlich um 1850 erstmals umgebaut. 1892 erhielt das Haus seine Schmucklaube im "Schweizer Stil". Ein einschneidender Um- und Ausbau mit Anhebung des gesamten Hauses über der Erdgeschossdecke erfolgte 2004. Die neuen Etagenwohnungen werden über einen Treppenhauskörper zwischen Wohnhaus und ehemaligem Schopf erschlossen.
Neben dem Landwirtschaftsbetrieb führte die Besitzerfamilie Villiger, welche gemäss Brandkataster bereits 1850 Eigentümer waren, auch eine Eigengewächswirtschaft. Nach dem Bau des nördlich benachbarten Gasthauses "Traube" (Bauinventarobjekt DIW908) zu Beginn des 19. Jh. wurden Land- und Gastwirtschaft voneinander getrennt. Der an der rückseitigen Trauffassade unter einem Kreuzgiebel angebaute Schopf mit Trottenraum findet sich schon im Brandkatastereintrag von 1850.
Beschreibung:Das prächtige Wohnhaus im Typus eines "Freiämter Ständerbaus" weist ein geknicktes Gerschilddach über doppeltem, unten stehendem und oben liegendem Stuhl auf. Der mit Flecklingen ausgefachte und mit einer axial gesetzten Einzelbefensterung versehene Bau ist verschindelt und erhebt sich zweigeschossig über einem Mauersockel, welcher eine in den Putz gezeichntete Quaderimitation aufwies. Die strassenseitige Trauffront dominieren eine zweiläufige Aussentreppe mit gedrechseltem Staketengeländer sowie eine offene Obergeschosslaube, mit üppiger, ausgesägter und geschnitzter Ornamentik in der Art des "Schweizer Holzstils". Dasselbe gilt für die Verzierung der Klebdächer über den beschnitzten Bügen auf den Giebelseiten.
Die innere Raumanordnung folgt einem gängigen Muster mit durchlaufendem Mittelgang und je zwei seitlichen Räumen. Der Hauseingang befindet sich an der strassenseitigen Trauffront. Sein Türblatt ist mit einer Verglasung mit Ziergitter versehen. Vom Flur führten vor dem Umbau Treppenläufe ins Obergeschoss und in den Keller. Zu Zeiten der Eigengewächswirtschaft diente die auf der Südseite gelegene "Schöne Stube" als Gaststube. Sie konnte bei Bedarf mittels einer hochklappbaren Wandpartie auf die angrenzende Nebenstube ausgedehnt werden. Auf der gegenüberliegenden Gangseite befand sich das Esszimmer mit dahinterliegender Küche. In der ehemaligen Gaststube gehen die Füllungstüren und ein Einbaubuffet aus Kirschbaumholz mit Giessfassnische auf die Erbauungszeit zurück. Der grüne Kachelofen mit weissen, in der Art der Notter-Kachelöfen mit Blumenmotiven bemalten Frieskacheln repräsentiert eine zweite Ausstattungsphase, die in der erste Hälfte des 19. Jh. anzusiedeln ist. Um die Mitte des 19. Jh dürften die Wand- und Deckentäfer sowie das schöne, aus mehreren Holzarten zusammengesetzte Tafelparkett entstanden sein.
Das erste Obergeschoss nahmen vor dem Umbau Schlafräume ein. Alte 16-teilige Kreuzsprossenfenster finden sich noch am Estrichgeschoss Die vier Kammern des Estrichgeschosses erfüllten früher folgende Funktionen: Mehlkammer, Schnapskammer, Schnitzkammer, Sattlerkammer. Der Keller ist auch von aussen zugänglich. Die unter der Freitreppe befindliche Kellertür zeigt Bauernmalerei des späten 19. Jh., wie sie auch an der Giebelunterseite und am Giebel der Kegelbahn zu finden ist (Inneres gemäss Kurzinventar 1992).
Die südlich an die Scheune angebaute, überdeckte Kegelbahn stammt aus der Zeit, als im Haus eine Eigengewächswirtschaft betrieben wurde. Der einseitig geschlossene, gegen den grossen Bauerngarten mit einer Pfostenstellung aus Tannenstämmchen geöffnete Bau wird von einem Satteldach gedeckt. Ein kleiner Quergiebel akzentuiert die Mitte der Kegelhalle. Die Gefache der Gartenfront sind mit einem dekorativen, filigranen Gitterwerk aus Ruten gefüllt.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, 4231-1.
Literatur:- Eugen Gruber, Dietwil, Dietwil 1980, Abb. S. 64.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Band 1, Basel 1996, S. 180, 186, 196 (Abb.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Brandkataster, CA.0001/0499-501, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar VIII-11, 1.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DOK-DIW839.006 Vorderdorfstrasse 1 (= DIW901) (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=32808
 

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