INV-DOT919 Hutnäherei, 1897 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DOT919
Signatur Archivplan:DOT919
Titel:Hutnäherei
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Dottikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Adresse:Kirchstrasse 1
Versicherungs-Nr.:29, 1224
Parzellen-Nr.:204
Koordinate E:2660533
Koordinate N:1248383

Chronologie

Entstehungszeitraum:1897

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Würdigung:Spätklassizistisches Industriegebäude, das 1897/98 für Oscar Fischer als Hutfabrik errichtet und von 1900 bis in die 1930er-Jahre als Hutnäherei zur benachbarten grösseren Fabrik "J. J. Fischer's Söhne" genutzt wurde. Mit den streng symmetrisch gegliederten Fassaden in lebhaft kontrastiertem Sichtbackstein ist der Bau ein architektonisch ansprechend gestalteter und charakteristischer Vertreter seiner Zeit. Abgesehen vom Verlust des Hochkamins hat er sich im Äusseren nahezu unverändert erhalten. Im Spickel zwischen Hendschiker- und Kirchstrasse, neben der römisch-katholischen Pfarrkirche und gegenüber dem Anwesen der Villa Cäsar gelegen, nimmt die ehemalige Hutnäherei im Westen des alten Dorfkerns einen prominenten Platz ein. Als Relikt der einst regional bedeutenden Strohindustrie kommt ihr ein hoher wirtschaftsgeschichtlicher Zeugenwert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die ehemals in unmittelbarer Nachbarschaft zur älteren und grösseren Strohhutfabrik "J. L. Fischer's Söhne" (abgebrochen) stehende Hutnäherei entstand 1897/98 als eigenständiger Betrieb im Auftrag von Oscar Fischer. Oscar Fischer war der Sohn von Jacob Leonz Leo Fischer, der 1861 zusammen mit seinen Brüdern den elterlichen Betrieb mit Hutmanufaktur, Geflechthandel und Detailgeschäft übernommen und unter dem Namen "J. L. Fischer's Söhne" weitergeführt hatte. Als sein Vater 1897 starb, liess er sich den ererbten Geschäftsanteil auszahlen. Er gründete damit eine eigene kleine Hutfabrik samt Kesselhaus, während seine Cousins 1898 als dritte Generation in das Familienunternehmen einstiegen. Die Firma von Oscar Fischer hatte nicht lange Bestand. Bereits 1900 wurde das neue Fabrikgebäude von "J. J. Fischer's Söhne" erworben und fortan als Hutnäherei genutzt. Oscar Fischer trat als gewinnbeteiligter Angestellter in das Stammhaus ein [1]. In den 1930er-Jahren wurde der Betrieb eingestellt.
Ursprünglich wurde das Gebäude gemäss Brandkataster nur zusammen mit einem Kesselhaus erbaut. Schon kurz darauf – möglicherweise nach Übernahme durch die "J. J. Fischer's Söhne" - wurde jedoch eine Werkstatt ergänzt. Später folgten weitere Anbauten, die sich in der Materialisierung jedoch alle am Kernbau orientierten. Das im Innern weitgehend modernisierte Gebäude dient seit längerer Zeit als Bürogebäude und Einrichtung für die Kinderbetreuung.
Beschreibung:Das traufständig zur Kirchstrasse errichtete Fabrikgebäude gliedert sich in einen Hauptbaukörper mit den ehemaligen Fabrikationsräumen, ein im Westen angebautes Kesselhaus sowie rückseitige Werkstattanbauten beidseits des ursprünglich vorspringenden Treppenhauses. Sämtliche Bauphasen sind in gelbem Backstein aufgeführt, wobei die architektonische Gliederung mittels Gurtgesimsen und (Eck-)lisenen wie auch fast alle Entlastungsbögen über den Fenstern in rotem Backstein hervorgehoben sind. Der Hauptbaukörper erhebt sich über einem halbhohen Kellersockel mit zwei Geschossen sowie einem Dachgeschoss mit Kniestock und Satteldach, das zur Strasse hin einen mittig gesetzten Zwerchgiebel besitzt. Analog dazu verläuft auf der abgewandten Seite der Quergiebel zum Treppenhausrisalit (heute mit den Eckanbauten fluchtend). Die vorstossenden Pfettenköpfe sind beschnitzt. Hochrechteckige Einzelfenster gliedern die Fassaden in schmalseitig vier auf längsseitig sieben Achsen, wobei die mit dem Zwerchgiebel ausgezeichnete Mittelachse im Ober- und Dachgeschoss je ein Zwillingfenster und im Erdgeschoss den entsprechend breiten Hauseingang aufnimmt. Letzterer wird von einem profilierten Steingewände eingefasst (gemäss Kurzinventar erneuert). Die geohrten, ansonsten schlichten Fenstergewände sind im selben grauen Steinmaterial ausgeführt (Gesimse erneuert). Die zugehörigen Jalousieläden sind in Aluminium ersetzt. In die Giebelfelder sind Ochsenaugen (Rundfenster) eingelassen.
Nach Westen ist dem Gebäude unter einem schwach geneigten Pultdach das ehemalige Kesselhaus angegliedert, an das leicht zurückversetzt unter niedrigerem Dach ein schmaler Anbau mit abgeschrägter Südwestecke schliesst. Die hier stichbogigen Fenster sind oben mit orangen Backsteinen eingefasst, welche auch das Gesims bilden. Der etwas breitere, heute zu einem Fenster umgestaltete Zugang ist mit einem gelb-rot-gebänderten Stichbogen ausgezeichnet. Die rückseitige Fassade ist durch den Einbau von zwei Garagentoren überformt. Die flach gedeckten Eckanbauten beidseits des Treppenhausrisalits zeigen rechteckige und stichbogige Fenster- und Türöffnungen, wobei diese wie beim Kesselhaus mehrheitlich ohne Steingewände gestaltet sind. Neben den Fenstern des Treppenhauses sind kleinere Öffnungen zu den Toiletten eingelassen. Das Reihenfenster im ersten Obergeschoss dürfte aus einer jüngeren Bauphase stammen.
Über eine Treppe gelangt man zum vorderseitigen Haupteingang, der in einen Mittelgang mit rückwärtig angelegtem Treppenhaus führt. Aus der Bauzeit hat sich die doppelläufige Holztreppe mit gerundeten Pfosten erhalten. Die innere Raumstruktur des modernisierten Gebäudes ist heute teilweise verändert. Das Dach bewahrt die bauzeitliche Pfettenrafenkonstruktion auf liegendem Stuhl samt Zwischenboden. Der Raum dürfte ursprünglich zu Lagerzwecken genutzt worden sein, worauf die ehemalige Aufziehluke (heute zu einem Fenster verkleinert) im ostseitigen Giebel hindeutet.
Gemäss Bildquellen war das Grundstück ehemals mit einer Mauer eingefriedet. Die Treppe zum Hauseingang war doppelläufig angelegt, was dem Gebäude einen repräsentativeren Ausdruck verlieh.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Plüss-Benguerel 1948, S. 38. Der Eintrag im Brandkataster anlässlich der Übernahme durch die "J. J. Fischer's Söhne" erfolgte 1902.
Literatur:- Hermann Plüss-Benguerel, 120 Jahre Fischer's Söhne Dottikon 1828/1948, Zürich 1948, S. S. 38, 55 (Abb.).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG), CA.0001/0084: Brandkataster Gemeinde Dottikon 1898-1937 (Vers.-Nr. 29).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33024
 

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