INV-DUR906 Hallwilerstrasse 17, 1810 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-DUR906
Signatur Archivplan:DUR906
Titel:Hallwilerstrasse 17
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Dürrenäsch
Adresse:Hallwilerstrasse 17
Versicherungs-Nr.:116
Parzellen-Nr.:59
Koordinate E:2654354
Koordinate N:1241610
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654354&y=1241610

Chronologie

Entstehungszeitraum:1810
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"I ST 1810" (Hauseingang)
Würdigung:Grosszügiges Bauernhaus von 1810, in dem seit 1864 eine Gastwirtschaft betrieben wird. Der prominent am nördlichen Dorfausgang gegen Hallwil gelegene spätbarocke Mauerbau hat seinen Grundcharakter mit gut erhaltener strassenseitigen Hauptfassade und geschlossenem, noch mit Biberschwanzziegeln eingedecktem Gehrschilddach in wesentlichen Teilen bewahrt. Trotz jüngerer rückwärtiger Anbauten und Modernisierungen im Innern kommt dem Gebäude aufgrund seiner Geschichte, der wichtigen Stellung im Ortsbild und des weitgehend intakten äusseren Erscheinungsbildes eine kommunale Schutzwürdigkeit zu. Wesentlich zur Gesamtsituation trägt der baumbestandene Vorplatz mit Brunnenanlage aus Muschelkalk bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift am Türsturz entstand das Haus 1810, also im selben Jahr wie das ähnlich gestaltete Bauernhaus Hutmattstrasse 10 (Bauinventarobjekt DUR904). Als Auftraggeber der beiden Häuser gelten Angehörige der Familie Steiner, welche in Dürrenäsch einst das Amt des Untervogts ausgeübt haben. Die Initialen "I ST" dürften sich auf Hans Jakob Steiner beziehen, der im Brandkataster von 1828 als Eigentümer der als "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Stein, Riegel, Holz, mit drei gewölbten Kellern und Ziegeldach" beschriebenen Liegenschaft aufgeführt ist [1]. 1839 gelangte das Haus in die Hände von Tierarzt Dr. Rudolf Steiner-Gloor. Dieser erhielt 1864 das Patent zum Betrieb einer Speisewirtschaft. Nach dem frühen Tod seines Sohnes ging die Konzession an dessen Witwe über, später an den Schwiegersohn Otto Walti-Steiner und an dessen Nachkommen [2].
Wohl noch im ausgehenden 19. Jh. wurde ostseitig ein Quergiebelanbau erstellt, welcher 2008 eine Umgestaltung erfuhr. 1976 erfolgte der Einbau einer Zweizimmerwohnung im Obergeschoss, 1997 wurde eine Oelfeuerung installiert [3].
Beschreibung:Der grossvolumige, längliche Baukörper ist in traufständiger Ausrichtung mit der Hauptfassade an die Hallwilerstrasse gestellt. Unter dem mächtigen, noch mit handgemachten Biberschwanzziegeln eingedeckten Gehrschilddach sind Wohnteil, Tenn, Stall und Futtertenn zu einem Mittertennhaus angeordnet. Ein Pultdachanbau an der Stirnseite des Scheunentrakts wie auch ein rückwärtiger Quergiebelanbau sind nachträgliche Zutaten aus dem späteren 19. und dem 20. Jh. (nicht Teil des Schutzumfangs).
Der gemauerte Wohnteil zeigt an seiner südöstlichen, zur Hallwilerstrasse gerichteten Hauptfassade eine regelmässige sechsachsige Gliederung. Die Fenster verfügen über sorgfältig behauene Gewände aus Muschelkalk, mit profilierten Gesimsen und stichbogig ausgeschnittenen Stürzen. Ebenfalls aus Muschelkalk besteht das neben dem Tenn gelegene Eingangsportal, dessen stichbogiger Sturz einen Schlussstein mit der Jahreszahl 1810 und Initialen I ST[= Hans Jakob Steiner] besitzt (Türblatt erneuert). Die Tür- und Fenstergewände wie auch die Sockelzone des Hauses sind grau gefasst. Die südwestliche Stirnfront zeigt ebenfalls eine axiale Gliederung, ist im Gegensatz zur Eingangsfront aber mit schlichteren Rechteckfenstern besetzt. Die Hausrückseite weist eine offene Obergeschosslaube sowie teilweise veränderte Fensteröffnungen auf; im Bereich von Hausgang und Tenn schliesst hier ein jüngerer Annexbau mit Quergiebel an (vgl. Bau- und Nutzungsgeschichte).
Der in Mischbauweise aus Bruchstein und Holz errichtete Scheunentrakt zeigt strassenseitig noch die ursprüngliche Raumabfolge mit grossflächigem Tenntor, Stall und kleinflächigerem Tor zum Futtertenn. Zum historischen Baubestand gehören die Tennportale mit leicht geschweiftem Jochbalken und dekorativ aufgedoppeltem Rahmenwerk an den Torflügeln. Die Heubühnenwand zeigt eine dekorative Gestaltung mit radial ausgesägten Ornamenten in der Art des Schweizer Holzstils.
Die innere Erschliessung des Wohnteils erfolgt über einen parallel zum Tenn durchlaufenden Korridor mit Treppe ins Obergeschoss und Abgang in die zwei rückwärtig gelegenen Gewölbekeller. An der Schauseite des Hauses befanden sich ursprünglich Stube und Hinterstube, welche wohl schon bei Eröffnung der konzedierten Speisewirtschaft zu einer grösseren Wirtsstube zusammengefasst wurden. Die Stellung des alten Kachelofens macht indessen die ursprünglichen Raumverhältnisse heute noch nachvollziehbar. In späteren Jahren dürfte der Raum neben der Küche als „Säli“ ausgebaut worden sein. Von der historischen Einrichtung haben sich Teile der Sichtbalkendecke im vorderen Gangbereich sowie ein schlichtes Feldertäfer in der Wirtsstube erhalten. Das wertvollste, wohl noch aus der Bauzeit stammende Ausstattungselement aber bildet der grüne Kachelofen mit weissem Fries und eckigen Balusterfüssen aus Sandstein.
Auf der Südseite zur Hallwilerstrasse hin sind Reste einer ehemaligen Gartenwirtschaft mit Platanen erhalten. Zur Hofanlage gehört ein Brunnen aus Muschelkalk, welcher am Stock die Jahreszahl 1884 trägt und als Besonderheit einen Ammoniten eingearbeitet hat.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0069: Brandkataster Dürrenäsch 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0234-0237: Brandkataster Dürrenäsch 1850-1938.
[2] Vgl. Sauerländer/Schneiter 2013, S. 162-164.
[3] Baugesuchsakten Gemeindearchiv Dürrenäsch.
Literatur:- Dominik Sauerländer/Stefan Schneiter, Dürrenäsch, Baden 2013.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0069: Brandkataster Dürrenäsch 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0234-0237: Brandkataster Dürrenäsch 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33252
 

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