Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1680 |
Grundlage Datierung: | Schriftliche Quelle |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Ländlicher Oberschichtbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | m Kästal gelegenes Bauernhaus, dessen stattliches Erscheinungsbild einen herrschaftlichen Hintergrund vermuten lässt. Die Bau- und Nutzungsgeschichte weist mit Sicherheit bis 1680, möglicherweise aber noch ins 16. Jahrhundert zurück. Das Gebäude zeigt ein gemauertes Erdgeschoss mit spätgotischen Fenster- und Türöffnungen, eine massive Giebelmauer sowie kräftig ausgebildete Fachwerkwände am Obergeschoss und im Hausinnern. Die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion ist mit einem auffallend mächtigen stehenden Stuhl ausgestattet. Als Solitärbau im Kulturland entfaltet der markante Baukörper eine grosse landschaftsprägende Wirkung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Güterbeschreibung liess die Stadt Brugg den angeblich schon seit 1540 existierenden Hof im Kästal 1680 "mit grossen Kosten" wiederherstellen [1]. Inwieweit es sich damals um einen Neubau oder um eine Teilerneuerung gehandelt hat, müsste durch eine umfassende bauarchäologische Untersuchung geklärt werden. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird das Gebäude als „2-stöckiges Wohnhaus mit 2 Wohnungen, von Stein und Riegel, mit gewölbtem Keller, unter Ziegeldach“ beschrieben [2]. Eigentümer der stockwerkweise aufgeteilten Liegenschaft waren damals Peter Hunziker (untere Wohnung) und Abraham Hunziker (obere Wohnung). Wie aus einer älteren Flugaufnahme zu ersehen ist, gehörte zur Hofanlage nebst einer heute noch bestehenden Remise noch eine freistehende, südwestlich des Hauptgebäudes stehende Scheune, welche aber schon vor einiger Zeit abgegangen ist. An den hangseitigen Ökonomietrakt des Bauernhauses schloss noch ein Annexbau mit der Inschrift "H 1783 HV" am Türsturz an. Aufgrund seines schlechten baulichen Zustandes wurde dieser in den 1980er Jahren abgebrochen und die Giebelwand des verbliebenen Ökonomieteils mit Backsteinen neu aufgemauert. Anlässlich umfassender Renovationsarbeiten in den 1980er Jahren sind Teile der historischen Wohnungsausstattung verloren gegangen, so ein in der oberen Stube stehender grüner Kachelofen mit Sitzkunst von 1762 [3]. Als jüngste bauliche Massnahme wurden die stark verwitterte südseitige Fachwerkwand erneuert (2013) und die vom Wurmfrass befallenen Teile der Dachkonstruktion ausgebessert (2014). |
Beschreibung: | Der längliche Baukörper ist mit der Firstlinie in Nordost-Südwest-Ausrichtung ins abfallende Gelände gestellt. Der talseitige Wohnteil besteht grösstenteils aus verputztem Bruchstein-Mauerwerk, die Fassaden sind mit zwei- oder dreiteiligen Reihenfenstern spätgotischer Prägung und stirnseitig teils auch mit Einzellichtern besetzt. Die traufseitigen Obergeschosswände bestehen aus kräftigem Fachwerk, das ursprünglich wohl flächig verputzt und an der talseitigen Schaufront nachträglich freigelegt wurde. Die Fenster- und Türgewände der gemauerten Gebäudeteile sind allesamt aus Muschelkalk gehauen, während die Lichter im Fachwerk-Obergeschoss hölzerne Rahmen mit Ladenfalz aufweisen. An beiden Traufseiten führt unmittelbar neben dem Tenn ein fein gefastes Rundbogenportal in einen schmalen durchlaufenden Korridor. Von hier zweigt ein kleiner, firstparalleler Stichgang mit Innentreppe ins Obergeschoss ab. Das südöstliche, talwärts gerichtete Vorderhaus besetzen Stube und Nebenstube, im Hinterhaus befinden sich die Küche und eine Kammer (Räume heute teilweise zusammengelegt). Das ähnlich aufgeteilte Obergeschoss war früher unabhängig über eine hölzerne Aussentreppe mit direktem Küchenzugang erschlossen. Im Hausinnern haben sich nebst den originalen Deckenbalkenlagen mit Schiebeböden auffallend kräftige Fachwerk-Binnenwände erhalten. Im Obergeschoss wurde eine alte Brettertür mit schmiedeisernen Bändern und Kastenschloss sorgfältig restauriert. Ein grosser, von der Südostseite her zugänglicher Gewölbekeller verläuft quer zum First und nimmt fast den gesamten Wohnteil ein (ehemaliger Innenabgang nicht mehr vorhanden). Von besonderer baugeschichtlicher Bedeutung ist das intakt erhaltene Dachgerüst, welches als kräftige Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen, hohem liegendem Stuhl und Andreaskreuzen als Windverband ausgebildet ist. Die durchgehende Rauchschwärze der Hölzer lässt auf die frühere Existenz einer offenen Rauchküche ohne Kaminabzug schliessen. Auf den Kehlboden führt eine urtümlich anmutende, ebenfalls rauchgeschwärzte Blockstufentreppe. Bergseitig schliesst an den Wohnteil ein Scheunentrakt mit Tenn und Stall an. Die einheitliche Dachkonstruktion, wenn auch ohne Rauchschwärze im Bereich der Scheune, lässt auf eine ursprüngliche Konstellation als bäuerlicher Vielzweckbau (Mittertennhaus) schliessen. Die Aussenwände des Ökonomieteils haben im Laufe der Zeit erhebliche Veränderungen erfahren. Erhalten geblieben ist das talseitige Tenntor, welches als hölzernes Rechteckportal mit kräftigen verblatteten Kopfhölzern ausgebildet ist. |
Anmerkungen: | [1] Boner 1937, Nr. 413, Nr. 719. Angeblich soll es sich um ein Zehntenhaus der Grafen von Schenkenberg gehandelt haben. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0126-0128: Brandkataster Gemeinde Effingen 1850-1938. [3] Stettler/Maurer 1953, S. 341. |
Literatur: | - Georg Boner, die Urkunden des Stadtarchivs Brugg, Aarau 1937, Nr. 413 (S. 192-193); Nr. 719 (S. 305). - Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953, S. 341. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0126-0128: Brandkataster Gemeinde Effingen 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Effingen IV-6/6. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33300 |
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