INV-ENN907 Villa Badstrasse 32, 1900 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-ENN907
Signatur Archivplan:ENN907
Titel:Villa Badstrasse 32
Bezirk:Baden
Gemeinde:Ennetbaden
Adresse:Badstrasse 32
Versicherungs-Nr.:11
Parzellen-Nr.:1097
Koordinate E:2666016
Koordinate N:1259408
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666016&y=1259408

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Arthur Betschon, Architekt, Baden
Würdigung:Späthistoristische Villa, die 1900 nach Plänen des bekannten Badener Architekten Arthur Betschon errichtet wurde. Das ausgesprochen stattliche Gebäude ist in zeittypischer Weise mit Treppengiebel, Erkervorbau und turmartigem Treppenhausrisalit unregelmässig gegliedert. Es fällt durch seine gepflegten gotisierenden Hausteinarbeiten an Fenster- und Türgewänden wie auch am Erkervorbau auf und kann als qualitätvolles Beispiel für den Villenbau der Zeit um 1900 angesprochen werden. Heute von der Einfahrt in den Goldwandtunnel tangiert, setzt das Gebäude mit seiner Stellung im Limmatknie, unmittelbar gegenüber dem Badener Bäderquartier, nach wie vor einen markanten Akzent im Ortsbild von Ennetbaden.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde im Jahr 1900 für den Hotelier des Badhotels „Hirschen“, Trczinsky, erbaut und kam unmittelbar neben die Dépendance des Hotels (1998 abgebrochen) zu liegen. Die Pläne stammten vom bekannten Badener Architekten Arthur Betschon [1].
Durch den 2006 eröffneten, im Tagbau erstellten Goldwandtunnel wurde die unmittelbare Umgebung des Hauses stark umgestaltet, das Gebäude selbst und sein strassenseitiger Vorgarten konnten jedoch integral erhalten werden.
Beschreibung:Die prächtige späthistoristische Villa steht prominent im Limmatknie an der Badstrasse, wo sie unmittelbar gegenüber den Grossen Bädern weithin sichtbar ist. Der neugotisch geprägte Bau ist in zeittypischer Weise durch Fassadengestaltung, Rücksprünge und Aufbauten unregelmässig gegliedert und besitzt eine entsprechend stark artikulierte Dachlandschaft. Der zweigeschossige verputzte Hauptbaukörper, der auf einem Granitsockel sitz und von gezahnten Ecklisenen gefasst wird, trägt ein steiles, gekapptes Walmdach. Die nach Südwesten auf die Limmat blickende Vorderfront wird von einem markanten, leicht asymmetrisch gesetzten Treppengiebel beherrscht. Dieser bekrönt einen ganz in Sandstein gehauenen Erkerrisalit, der auf polygonalem Grundriss über beide Geschosse aufragt. Im Obergeschoss der links anschliessenden Fassadenpartie öffnet sich eine in das Volumen des Hauses einspringende, ehemals offene Loggia mit geradem Sturz, darunter ein Doppelfenster. Die breitere rechte Fassadenpartie zeigt zwei dreiteilige, gotisierende Fenster, von denen jenes im Erdgeschoss von einem weiten Entlastungsbogen überfangen wird. Bemerkenswert sind hier wie am ganzen Haus die sorgfältig gestalteten Sandsteingewände, die von einer gotisierenden Kehlung mit feinen Graten, teilweise auch von geschweiften Kielbogen akzentuiert werden.
Die zu den Bädern gewandte östliche Schmalseite besitzt als Hauptakzent einen turmartigen Risalit, welcher dem rückwärtig anschliessenden Volumen des Treppenhauses vorgelegt ist. Er wird von einer in Zierfachwerk ausgeführten „Turmstube“ überhöht und markant von einer geschweiften, ziegelgedeckten Haube abgeschlossen. In den Treppenhausrisalit führt der Hauseingang, der von einem Vordach mit beschnitztem Eckpfosten beschirmt wird. Er besitzt ein üppig verziertes Schulterbogengewände mit einer Rahmung aus überkreuzten Profilstäben; eine eingemeisselte Banderole am Türsturz trägt das Baudatum "1900". Erhalten hat sich auch das schöne bauzeitliche Türblatt mit üppigen barockisierenden Beschlägen, kunstverglaster Fensteröffnung und floral verzierter Vergitterung. Einfachere, gleichfalls bleigefasste Kunstverglasungen haben sich auch in den zur Schmalseite gewandten Fenstern des Treppenhausrisalits erhalten. Eher schlicht gehalten sind die wenig einsehbare hangseitige Fassade und die limmatabwärts gewandte nordwestliche Schmalseite, die von der einspringenden Obergeschossloggia in der westlichen Gebäudeecke belebt wird. Das Dach ist mit jüngeren Falzziegeln eingedeckt und nach allen Seiten mit Schleppgauben besetzt. Es hat noch die ursprünglichen Firstknäufe wie auch den floral verzierten Blitzableiter auf dem Treppengiebel bewahrt.
Das Innere hat sich abgesehen von kleineren Renovationen weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten. Das Treppenhaus besitzt einen farbig ornamentierten Zementplattenboden. Die beiden Hauptgeschosse waren schon ursprünglich gegen das Treppenhaus hin abgeschlossen, dienten aber mit ihrer Raumaufteilung offensichtlich als eine einzige Wohnung. Im Erdgeschoss ist ein verglaster Wohnungsabschluss mit sorgfältig gestaltetem Rahmen in ein gewulstetes Segmentbogenportal eingestellt. Er dient als Zugang zu den repräsentativen Wohnräumen. Mit Aussicht zur Limmat liegen, untereinander verbunden, ein grosser und ein kleiner Salon, an der limmatabwärts gerichteten Westseite das räumlich stärker geschlossene Esszimmer. Alle Wohnräume verfügen über gepflegte Parkettböden und Gipsdecken mit Hohlkehle und Stuckumrandung. Weitgehend erhalten hat sich auch die ursprüngliche Ausstattung des zur Küche gehörigen, wohl als Speisezimmer für das Personal bestimmten Raums, der mit bauzeitlichen Vorratsschränken ausgestattet ist. Erneuert ist der Bodenbelag des Mittelgangs. Die etwas einfacher gehaltenen Zimmer des Obergeschosses verfügen ebenfalls über schöne Parkettböden, die ursprünglich offene Loggia in der Südwestecke des Hauses über einen ähnlich, aber nicht identisch ornamentierten Zementplattenboden wie das Treppenhaus. Im Dachgeschoss liegen Mansardenzimmer.
Zur Badstrasse hin wird der leicht erhöhte Garten von einer Brüstungsmauer aus grossen Kalksteinquadern umfriedet, die noch den bauzeitlichen Schmiedeeisenzaun trägt. Am aufwendigsten gestaltet ist das Gartentor, das von ehemals wohl vergoldeten Ranken und Blattornamenten besetzt ist. Es öffnet sich auf einen Weg, der in gerader Achse und über eine vergleichsweise hohe Freitreppe zum Hauseingang führt. Im rückwärtigen Bereich und limmatbawärts entlang der Badstrasse ist der Garten durch die Kunstbauten des Goldwandtunnels stark verändert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996, Nr. 13.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Ennetbaden 4026-6.
Anmerkungen:[1] Inventar Ennetbaden 1996; Nr. 13; zu Arthur Betschon, der in Baden etwa das Verwaltungsgebäude der Motor Columbus (1904-05, 1906-07), vor allem aber eine grosse Anzahl von Wohnhäusern realisierte, vgl. INSA Baden, S. 402 u. passim.
Literatur:- INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920, Bd. 1: Aarau, Altdorf, Appenzell, Baden, Zürich 1984, S. 402 (zum Architekten Arthur Betschon).
- Martin Hartmann / Christophe Seiler / Andreas Steigmeier, Ennetbaden. Dorf, Bäder, städtische Siedlung, Ennetbaden 1994, S. 90 (hist. Aufnahme).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33942
 

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