Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1900 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Historismus |
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Dokumentation |
Inschriften: | "August Widmer" (Balkon) |
Würdigung: | Villenartiges historistisches Wohnhaus, das als „Rebgut Goldwand“ für August Widmer errichtet wurde, den Hotelier des „Rebstocks“. Der wohl kurz vor 1900 entstandene Bau vereinigt in zeittypischer Art historische Bauformen unterschiedlicher Herkunft und wendet sich mit einem turmartig überhöhten Mittelrisalit unter steilem Pyramidenhelm zur Limmat. Er ist weitgehend intakt erhalten und verfügt auch noch über Teile der qualitätvollen Innenausstattung. Mit seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft der „Goldwand-“ oder „Oederlin-Trotte“ (Kantonales Denkmalschutzobjekt ENN004) und der zu Obersiggenthal gehörenden Villa Müsegg (Bauinventarobjekt OBS928) kommt dem Gebäude ein erheblicher Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das villenartige Wohnhaus des Rebguts „Goldwand“ wurde nach Ausweis seiner Formen wohl kurz vor 1900 errichtet. Bauherr war August Widmer, Hotelier des „Rebstocks“ und Weinbauer, dessen Name auf der Balkonbrüstung erscheint [1]. Später wurde das Haus vom Trottmeister des Oederlin-Rebguts bewohnt. Nach dem Kauf durch die heutigen Eigentümer im Jahr 1980 erfolgte ein Umbau, wobei das Haus im Inneren schonend renoviert, das Wohnzimmer der Erdgeschosswohnung samt Deckenmalereien fachgerecht restauriert wurde [2]. 1991 wurde der Weinkeller durch Abgrabung des Terrains strassenseitig erweitert und in Anlehnung an die frühere Situation mit einer Böschungsmauer abgeschlossen. In jüngerer Zeit erfolgte im rückwärtigen Bereich der Neubau der Kellereiräumlichkeiten. |
Beschreibung: | In aussichtsreicher Lage oberhalb der Badstrasse errichtet, tritt das villenartige Wohnhaus des Rebguts „Goldwand“ auch vom gegenüberliegenden Limmatufer her prominent in Erscheinung. Es handelt sich um einen für das ausgehende 19.Jh. typischen Bau des Historismus, der Bauformen unterschiedlicher Herkunft in sich vereinigt. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau liegt unter einem hohen, gekappten Walmdach. Zur Strasse wendet er sich mit einem die Traufe durchstossenden Mittelrisalit, der von einem steilen Pyramidenhelm mit Wetterfahne abgeschlossen wird. Markant tritt die mit Zierfachwerk versehene „Turmstube“ im zweiten Obergeschoss in Erscheinung, welcher am Hauptbaukörper der gleichermassen mit Zierfachwerk gestaltete Kniestock antwortet. Erdgeschossig akzentuieren einzelne Bossenquader die Gebäudekanten wie auch den Mittelrisalit. Die symmetrisch disponierten Fensteröffnungen werden von geohrten Steingewänden gerahmt, die im Erdgeschoss stichbogig ausgeschnitten sind, während sie im Obergeschoss einen geschweiften Blendbogen über geradem Sturz zeigen. Der Mittelrisalit verfügt über gotisierende Staffel- und Drillingsfenster. Diese öffnen sich auf einen zierlichen, auf filigranen Eisenstützen ruhenden polygonalen Balkon, der ein rankengeschmücktes Schmiedeeisengeländer aus der Bauzeit bewahrt. Der zum ansteigenden Hang gewandten Rückseite ist mittig ein Treppenhausrisalit vorgebaut, der von einem Quergiebel mit Krüppelwalm abgeschlossen wird. Der hier gelegene Hauseingang hat seine ursprüngliche Füllungstür mit hübsch vergitterter Lichtöffnung bewahrt. Über Seiten- und Rückfassaden sind jeweils kleine Krüppelwalmlukarnen in die Dachfläche gesetzt. Die Eindeckung ist mit Falzziegeln erneuert. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks schliessen die in jüngster Zeit errichteten Kellerlokalitäten des Weinguts an, die über ein gemeinsames Vordach mit dem Haus verbunden sind. Das Innere war von Beginn an in drei abgetrennte Geschosswohnungen geteilt. Im Treppenhaus hat sich die ursprüngliche Holztreppe mit gedrechseltem Staketengeländer erhalten. Bemerkenswert ist der reich geschmückte, in den 1980er Jahren restaurierte zentrale Salon der Erdgeschosswohnung. Dieser verfügt über einen qualitätvollen, floral ornamentierten Deckenspiegel, dessen Malereien an Jugendstilformen anklingen. Die Wände sind mit stark profiliertem Feldertäfer, darüber mit einer zeittypischen Tapete versehen. Ein graugrüner historistischer Kachelofen mit markantem Kranzgesims wurde mit Kacheln aus der Entstehungszeit des Hauses neu aufgesetzt. Hier wie auch in einigen anderen Zimmern haben sich die bauzeitlichen Parkettböden erhalten. Die etwas einfacher gehaltene Obergeschosswohnung verfügt im zentralen Salon noch über einen bauzeitlichen Parkettboden und über eine einfache Stuckdecke; die übrigen Zimmer sind stärker modernisiert. Heute führt eine zusätzliche Innentreppe in die ehemals abgetrennte Wohnung des Dachgeschosses. Unter dem Haus liegt der grosse, ehemalige Weinkeller, der heute als Veranstaltungsraum des Weinguts dient. Er wird von zwei breiten, wohl in Backstein gemauerten und heute verputzten Längstonnen überspannt, die auf einem Stahlträger mit zwei genieteten Zwischenpfosten aufsetzen. Ursprünglich war der Weinkeller über eine steile Rampe von der Westfassade her zugänglich. Heute verfügt er über einen ebenerdigen Zugang über die mit einer Bruchsteinmauer kaschierten strassenseitigen Erweiterungen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. - Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996, Nr. 3. |
Anmerkungen: | [1] Gemäss Inventar Ennetbaden 1996, Nr. 3. [2] Freundliche Mitteilung des Eigentümers, 2015. |
Literatur: | - Martin Hartmann / Christophe Seiler / Andreas Steigmeier, Ennetbaden. Dorf, Bäder, städtische Siedlung, Ennetbaden 1994, S. 90 (hist. Aufnahme). |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33936 |
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