INV-FRE903 Altes Schulhaus, Gemeindehaus, 1808 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-FRE903
Signatur Archivplan:FRE903
Titel:Altes Schulhaus, Gemeindehaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Freienwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Dorf
Adresse:Schulstrasse 2
Versicherungs-Nr.:42
Parzellen-Nr.:92
Koordinate E:2666878
Koordinate N:1261693

Chronologie

Entstehungszeitraum:1808
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Würdigung:Erstes Schulgebäude der Gemeinde, das 1808 anlässlich der kantonsweiten Einführung der Schulpflicht in zeittypisch schlichter Bauweise errichtet wurde. Der teils gemauerte, teils in Fachwerk aufgeführte Baukörper mit geknicktem Satteldach und Fusswalm bewahrt nach einer kürzlich erfolgten sanften Aussenrenovation sein äusseres Erscheinungsbild mit axial gesetzten Fenstern und seitlich angelegter Erschliessung. Im Innern sind die Balkenlagen und das Dachwerk als wesentliche Elemente der Grundkonstruktion erhalten. Gegenüber der Kapelle (kantonales Denkmalschutzobjekt FRE001) gelegen und dicht an das Gasthaus zum Weissen Wind nach Westen anschliessend, vermittelt es zum neuen Schulhaus von 1905 (Bauinventarobjekt FRE902) und ist somit Teil einer intakten, den Schulhausplatz rahmenden Baugruppe, welche zentrale Bedürfnisse der öffentlichen Gemeinschaft abdeckt. Der lokalgeschichtlich wertvolle Bauzeuge beherbergt seit 1985 die Gemeindeverwaltung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:In der Folge des 1805 vom jungen Kanton eingeführten Schulgesetzes, das die allgemeine Schulpflicht vorschrieb und die Gemeinden zum Bau von Schulhäusern anhielt, entstand auch in Freienwil das erste Schulhaus. 1808 war das Gebäude, welches neben einem Unterrichtslokal für die Gesamtschule wohl auch die Lehrerwohnung enthielt, bezugsbereit. Es diente während fast hundert Jahren seinem angestammten Zweck, obwohl bereits ab den 1840er-Jahren zeitweise über hundert Kinder unterrichtet werden mussten. Nach rückläufigen Schülerzahlen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden die Platzverhältnisse gegen 1900 wieder enger, worauf sich die Gemeinde 1901 entschied, auf dem benachbarten Grundstück ein grösseres Schulhaus zu errichten. 1905 löste der Neubau des Badener Architekten Otto Bölsterli (Bauinventarobjekt FRE902) das alte Schulhaus ab. Die Gemeinde verkaufte es im Jahr darauf an Josef Suter, Maurer, der 1908 einen tiefgreifenden Umbau vornahm und zwei Wohnungen einrichtete [1]. 1923 ging die Liegenschaft an Alfred Suter, Schreinermeister, über. Seit 1985 gehört es wieder der Gemeinde und beherbergt nach einem erneuten Umbau die Gemeindeverwaltung [2].
Beschreibung:Das dicht hinter dem Gasthaus zum Weissen Wind anschliessende, von diesem nur durch einen schmalen Durchgang getrennte Alte Schulhaus steht traufständig zum Schulhausplatz ausgerichtet, welcher in der ersten Hälfte des 19. Jh. noch als Wegführung westlich der Kapelle entlang diente [3]. Der auf annähernd quadratischer Grundfläche errichtete Baukörper ist über einem niedrigen Kellersockel zweigeschossig in verputztem Mauer- und Fachwerk aufgeführt [4]. Als oberen Abschluss trägt er ein geknicktes, stirnseitig knappes Satteldach, das gegen Süden mit einem Fusswalm kombiniert ist. Der markante, unmittelbar über den Obergeschossfenstern ansetzte Dachvorsprung ist an der unterseitigen Holzverkleidung mit einer hübschen Felderung versehen. Nach Westen schliesst über einem jüngeren seitlichen Anbau mit Sanitäranlagen (20. Jh.) ein schmaler Quergiebel an. Hier auf der Rückseite befand sich ehemals eine zweigeschossige Laube (vgl. Bilddokumentation, Aufnahme von 1978), welche sich vermutlich über die ganze Länge des Gebäudes erstreckte und neben der Toilette vielleicht auch einen separaten Zugang zum Obergeschoss aufnahm.
Die nach Süden und zum Platz hin reich mit Fenstern besetzten Fassaden sind axial gegliedert, wobei – wie häufig bei Häusern aus der Zeit um 1800 – die Anordnung der Achsen leicht rhythmisiert ist. So sind an der Südfassade jeweils zwei Achsen etwas näher zusammengerückt, während an der Ostfassade die nördliche Eingangsachse von den anderen drei Achsen leicht abgesetzt ist. Das südliche Giebelfeld besitzt ein schlichtes Zwillingsfenster. Lediglich mit wenigen Einzellichtern ist die dem Gasthaus zugewandte Stirnmauer versehen, und auch auf der rückwärtigen Traufseite sind die Geschosse mit einem bzw. zwei Fenstern uneinheitlich belichtet. Die Öffnungen sind mit hölzernen Gewänden eingefasst, welche von profilierten Leisten gerahmt werden. Dazu haben sich ältere Holzläden mit Jalousien erhalten. Das Vordach zum Eingang (Türblatt 1. Hälfte 20. Jh.) ist wie die Beschriftung und das Wappen eine Zutat des späteren 20. Jh. [5]. Auch die früher der Fassade entlanggeführte Erschliessung ist als Freitreppe neu angelegt.
Im Innern führt ein Korridor der nördlichen Umfassungsmauer entlang zur Treppe im hinteren Hausteil mit angegliedertem Toilettentrakt. Im Prinzip dürfte diese Aufteilung noch die ursprünglichen Verhältnisse wiedergeben, wobei das einst im Erdgeschoss eingerichtete, nach Süden hin gelegene Schulzimmer wohl die ganze verbleibende Fläche einnahm. An bauzeitlicher Substanz haben sich im Innern die Sichtbalkendecken und die Dachkonstruktion erhalten. Letztere ist als Sparrendach auf liegendem Stuhl, mit hoch ansetzenden Aufschieblingen ausgeführt (einzelne Teile ersetzt). Einige konstruktive Besonderheiten deuten entweder auf wiederverwendete Bauteile oder auf spätere Veränderungen hin. So weist die nördliche Hälfte des Dachs einen First auf, während die südliche darauf verzichtet. Stattdessen verläuft hier auf Höhe der Spannriegel und Kehlbalken eine Mittellängsverstrebung, wobei mehrere Nuten an der Unterseite auf eine Zweitverwendung oder eine frühere Zwischenwand schliessen lassen. Zum südlichen Giebelfeld hin zeigt der äusserste Kehlbalken eine komplizierte Aussteifung mittels gerade und schräg verlaufenden Balken. Ob zu dieser Konstruktion ursprünglich ein Teilwalm oder ein anderer Dachaufbau gehörte, kann nicht mehr festgestellt werden [6]. Der durchgreifend sanierte Keller dient als Archivraum.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Die Versicherungssumme verdreifachte sich durch den Umbau von 1908 von 3'200 auf 10'000 Franken, vgl. Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899-1938 (Vers.-Nr. 42).
[2] Rey/Suter 1997, S. 60.
[3] Vgl. die Michaeliskarte aus der Zeit um 1840. Die platzartige, nach drei Seiten abgeschirmte Gestalt erhielt der Freiraum zwischen Kapelle, Gasthaus und Altem Schulhaus erst mit dem Bau des neuen Schulhauses 1904-05.
[4] Aufgrund der Beschreibung "Stein und Rieg" sind steinerne Umfassungsmauern bis auf Traufhöhe zu vermuten, während die Giebel in Fachwerk aufgeführt sind, vgl. Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899-1938 (Vers.-Nr. 42). Verbreitet ist aber auch die Variante mit gemauerten Stirnfronten und in Fachwerk erstellten Trauffassaden, vgl. das benachbarte Bauinventarobjekt FRE913.
[5] Auf einer Aufnahme von 1978 ist das Vordach noch nicht vorhanden, vgl. Bilddokumentation.
[6] Für eine Abwalmung wäre die Konstruktion nicht notwendig gewesen; denkbar wäre ein Glockentürmchen als Dachreiter. Da die frühen Brandkatasterbände aus der Zeit vor 1899 nicht mehr existieren, fehlt eine wichtige Quelle, die evtl. einen Anhaltspunkt zur Funktion hätte geben können.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 31.
- Urs Rey/Tobias Suter, Freienwil – Geschichte einer ländlichen Gemeinde, Freienwil 1997, S. 60.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0045: Brandkataster Gemeinde Freienwil 1899-1938 (Vers.-Nr. 42).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=34590
 

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