INV-GAL901 Gallushaus Gallenkirch 26, 1681 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GAL901
Signatur Archivplan:GAL901
Titel:Gallushaus Gallenkirch 26
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Gallenkirch (bis 31.12.2012)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Gallenkirch
Adresse:Gallenkirch 26
Versicherungs-Nr.:1119 (alt 19)
Parzellen-Nr.:3099
Koordinate E:2651963
Koordinate N:1258858

Chronologie

Entstehungszeitraum:1681
Grundlage Datierung:Inschrift (Jochbalken Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:1681 (Jochbalken Tentor); 1757 (Kellereingang)
Würdigung:Das "Gallushaus" ist ein stattlicher, massiv gemauerter bäuerlicher Vielzweckbau, der in einer Strassenbiegung als markanter, grossvolumiger Baukörper in Erscheinung tritt. Datierungen von 1681 am Jochbalken des Tenntors sowie 1757 am stichbogigen Kellereingang lassen auf eine vielfältige Baugeschichte schliessen. Der früher längs zum First geteilte Wohntrakt besitzt zur Ökonomie hin eine dicke Trennmauer mit Fragmenten eines Tuffstein-Rundbogens, welcher mit der urkundlich überlieferten Galluskapelle in Verbindung gebracht wird. Dem Gebäude kann somit eine erhebliche kulturgeschichtliche Bedeutung zugesprochen werden. Aufgrund seiner prominenten Stellung am östlichen Dorfeingang entfaltet es zudem eine grosse ortsbauliche Wirkung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Brugger Historiker Samuel Heuberger entdeckte 1922 in einer Binnenmauer des Hauses von Abraham Erismann einen Rundbogen aus Tuffstein, den er als Überrest der ehemaligen Galluskapelle deutete [1]. Die Existenz einer solchen Kapelle im Dorf wird unter anderem durch eine Schilderung der Kirchgemeinde Bözberg um die Mitte des 18. Jh. erhärtet: "In einem Haus sind noch die rudera [=Überreste], die anzeigen, dass eine capelle, dem h. Gallus gewidmet, hie gestanden sey" [2].
Die Jahreszahlen 1681 am Jochbalken des Tenntors (heute zugedeckt) und 1757 am nordwestlichen Kellereingang sowie verschiedene Rücksprünge an der nordwestlichen Trauffassade lassen eine komplexe, nicht abschliessend geklärte Baugeschichte erahnen.
Im ersten Brandkatastereintrag von 1809 ist das Gebäude bereits als "zweistöckiges steinernes mit Ziegeln eingedecktes Haus und Scheuerwerk" verzeichnet, und 1829 werden präzisierend "zwei Behausungen samt Scheuer und doppelter Stallung, nebst einem gewölbten und einem Tremkeller" erwähnt [3]. 1809 befand sich die Liegenschaft in den Händen von Hans Jakob und Abraham Brack; 1829 ging sie an Hans Jakob Dürr und 1871 an Abraham und Caspar Erismann über.
In jüngerer Zeit wurden die zwei ehemaligen Hausteile zusammengelegt. Es erfolgte eine umfassende Modernisierung des Hausinnern mit Ausbau des Scheunenteils und des Dachraums zu Wohnzwecken.
Beschreibung:Der behäbige, unter einem ausladenden Gehrschilddach geborgene Baukörper ist mit Firstrichtung Südwest-Nordost stirnseitig hart an die leicht gebogene Dorfstrasse gestellt. Die Umfassungsmauern bestehen grösstenteils aus massivem Bruchsteinmauerwerk, lediglich der Scheunenteil weist an den Traufseiten noch hölzerne Bauteile auf. An der Südfassade finden sich beim ehemaligen Tenn Reste eines kräftigen eichenen Wandständers samt Schwellenschloss, welcher wohl der Bauphase von 1681 zuzuordnen ist. Der zur Strasse gerichtete Wohnteil zeigt am witterungsgeschützten Obergeschoss noch die alte Befensterung, welche aus eher kleinformatigen, quadratähnlichen Öffnungen mit Holzgewänden besteht. Die übrigen Fenstergewände sind unter Beibehaltung der alten Formate erneuert. Über den gesamten Baukörper hinweg zieht sich eine einheitlich gestaltete Sparrendachkonstruktion mit liegenden Stuhljochen, die auffallend grosse Spannweiten und kräftig dimensionierten Hölzer aufweist. Die traufseitigen Dachvorsprünge werden von weit vorgeschobenen Flugpfetten getragen, welche auf ausladende Büge abgestützt sind.
Im Hausinnern ist die Trennwand zwischen Wohnteil und ehemaliger Ökonomie bis auf Estrichniveau als kräftige Bruchsteinmauer ausgebildet. Darin finden sich Teile eines ausladenden, aus porösem Tuffgestein bestehenden Rundbogens, welcher als Überrest der ehemaligen Galluskapelle zu deuten ist. Die Bruchstein-Binnenmauer findet im Dachraum ihre Fortsetzung in Form einer sorgfältig gearbeiteten Fachwerkwand, welche sich bis zum First erstreckt.
Das Hausinnere hat seine alte Raumstruktur und die historische Ausstattung anlässlich der letzten Renovation weitgehend eingebüsst. Erhalten blieb der in der südöstlichen Hausecke gelegene Gewölbekeller mit rundbogigem Eingangsportal aus Muschelkalk. Ein zweiter, mit einer Balkendecke ausgestatteter Keller nimmt die Nordwestecke des Hauses ein. Über eine aus Muschelkalk gefügte Aussentreppe gelangt man zum Eingang, der über ein kräftiges eichenes Türgewände mit stichbogig geschweiftem Sturz und eingekerbter Jahreszahl 1757 verfügt (Inneres gemäss Inventar Bauernhausforschung von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Heuberger 1922, S. 20.
[2] Schilderung in Fricker 1953, S. 33. – Zur Galluskapelle in Gallenkirch siehe auch Baumann 1998, S. 39-41.
[3] Staatsarchiv Aargau, Brandkataster Gallenkirch.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
- Victor Fricker, Die Kirchgemeinde Bözberg in einer Beschreibung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Brugger Neujahrsblätter 1953, S. 30-35.
- Samuel Heuberger, Die neuesten Beiträge zur Geschichte der Heimat. In: Brugger Neujahrsblätter 1922, S. 12-20.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Gallenkirch 1809, 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0132-0134: Brandkataster Gemeinde Gallenkirch 1850-1937 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 12A/B; 1829: 15; 1850: 18; 1875: 18; 1899: 19).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Gallenkirch, IV-8/1.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien Gallenkirch, 63b2/1.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35004
 

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