INV-GAL902 Ruedihaus Gallenkirch 31, 1796 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GAL902
Signatur Archivplan:GAL902
Titel:Ruedihaus Gallenkirch 31
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Gallenkirch (bis 31.12.2012)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Gallenkirch
Adresse:Gallenkirch 31
Versicherungs-Nr.:1117 (alt 17)
Parzellen-Nr.:3102
Koordinate E:2651898
Koordinate N:1258871

Chronologie

Entstehungszeitraum:1796
Grundlage Datierung:Inschrift (Kachelofen)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus

Dokumentation

Inschriften:1796 (Kachelofen)
Würdigung:Kompaktes, massiv gemauertes Kleinbauernhaus aus dem späten 18.Jahrhundert, das dank schonendem Umgang sein ursprüngliches Erscheinungsbild, wesentliche Teile der Grundkonstruktion sowie die angestammte Raumstruktur mitsamt dem Gewölbekeller bewahrt hat. Wohl aus der Erbauungszeit des Hauses hat sich in der Stube ein 1796 datierter Kachelofen des Brugger Hafners Frantz Dägerfeld samt Sitzkunst mit qualitätvoll bemalten Zierkacheln erhalten. Ein jüngerer, später zu einem Abstellraum umfunktionierter Trottenanbau unter Pultdach weist auf die frühere Bedeutung des Rebbaus hin.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Hafnerinschrift 1796 am Stubenofen dürfte auf das Baujahr des im Volksmund als "Ruedihaus" bekannten Gebäudes hindeuten. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1809 wird das Gebäude als "zweistökiges steinernes mit Ziegeln gedektes Haus und Scheune" beschrieben [1]. Damaliger Eigentümer war Samuel Müller, Gemeinderat. 1837 ging das Haus an den "Tochtermann" Samuel Fehlmann über. 1885 gelangte die Liegenschaft in Besitz von Heinrich Erismann, dessen Nachkommen bis ins 20. Jh. Eigentümer blieben.
Nachdem das so genannte "Ruedihaus" lange Zeit leergestanden hatte, wurde es in den 1980er Jahren einer sorgfältigen Renovation unterzogen, wobei ein Grossteil der historischen Bausubstanz erhalten blieb.
Im Brandkatastereintrag von 1875 wird erstmals ein "Schopfanbau mit Schweinestall" erwähnt, bei dem es sich um den heutigen westseitigen Pultdachanbau handeln dürfte. In der mündlichen Überlieferung ist hier von einer "Trotte" die Rede, was auf eine Nutzung im Zusammenhang mit Rebbau oder Obstbau hindeutet. Tatsächlich kam dem Weinbau auf dem Bözberg im 18. und 19. Jh. eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung zu, wobei die Gallenkircher Bauern überwiegend günstig gelegenes Rebland ausserhalb des Gemeindebanns bearbeiteten. Zur Blütezeit besassen sämtliche Bauern ein Stück Rebland, und in mindestens 5 Häusern wurde Wein gekeltert. Zu Beginn des 20. Jh. verursachten der Mehltau und die Reblaus grosse Schäden, was einen drastischen Rückgang des Weinbaus zur Folge hatte. In Gallenkirch wurde dieser sogar gänzlich aufgegeben [2].
Beschreibung:Das auf der Südseite der Strasse gelegene, traufständige Gebäude tritt als kompakter Baukörper unter steilem, geknicktem Giebeldach in Erscheinung. Es ist rundum in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und eher spärlich mit kleinformatigen, holzgefassten Einzelfenster besetzt. Die stirnseitig fassadenbündigen Dachflächen werden von einer kräftig ausgebildeten Sparrenkonstruktion mit liegendem unterem und darauf gestelltem stehendem Stuhl gestützt.
Das kleinbäuerlich konzipierte Gebäude ist im Grunde als Mitterstallgebäude ausgebildet, wobei Wohn- und Ökonomieteil im mittleren Bereich ineinandergreifen. Der kleine Stall erlaubt den Rückschluss, dass der Viehwirtschaft eine eher untergeordnete Bedeutung zukam. Zumindest ebenso wichtig dürfte der Rebbau gewesen sein, was sich im nachträglich angefügten Trottenanbau manifestiert. Dieser ist im Unterschied zum gemauerten Kernbau als schlichte Ständerkonstruktion mit Bretterschalung unter Pultdach ausgeführt.
Küche und Stube besetzen die nach Südosten blickende Stirnseite des Hauses. Als ursprünglicher Hauseingang darf die stirnseitige, direkt in die Küche führende Türöffnung angesprochen werden. Nach der Renovation übernahm die ehemalige Stalltür an der strassenseitigen Fassade diese Funktion. An wertvoller historischer Ausstattung hat sich in der Stube ein grüner Kachelofen mit der Inschrift "Frantz Dägerfeld Hafner in Brugg" und dem Datum 1796 erhalten. Die zugehörige Sitzkunst schmückt ein Fries aus weissgrundigen, blau bemalten Zierkacheln. Dargestellt sind idyllische Landschaften und Bauten mit Menschen und Tieren als Staffage. Unter der Stube erstreckt sich ein tonnengewölbter Keller, welcher über einen Aussenzugang auf der rückwärtigen Traufseite erschlossen ist (Inneres gemäss Inventar Bauernhausforschung von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, Brandkataster Gallenkirch.
[2] Zur Geschichte des Weinbaus auf dem Bözberg vgl. Baumann 1998, S. 509–513; Blaser 1974, S. 118–121.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
- Walter Blaser, Bauernhausformen im Kanton Aargau, ein Beitrag zur aargauischen Siedlungs- und Hausgeographie, Aarau 1974.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 206 (Abb. 430).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Gallenkirch 1809, 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0132-0134: Brandkataster Gemeinde Gallenkirch 1850-1937 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 10; 1829: 13; 1850: 16; 1875: 16; 1899: 17).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Gallenkirch, IV-8/2.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien Gallenkirch, 63b1/10.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35010
 

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