Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1830 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Tenntor) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Biedermeier |
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Dokumentation |
Inschriften: | „IO ST 1830“ (Tenntor) |
Würdigung: | Stattliches gemauertes Mittertennhaus in spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen, das 1830 für Johann Stierli erbaut wurde. Das Gebäude, das in den 1980er Jahren renoviert und umgebaut wurde, ist am Äusseren mit seiner zeittypisch strengen Achsengliederung und den schlichten Muschelkalkgewänden weitgehend intakt erhalten. Es ist in beherrschender Stellung an der Zufahrt zum Reussdörfli gelegen und bildet einen der älteren Bauten im Weiler Reuss, in dem sich ehemals der Fährenübergang nach Windisch befand. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Inschrift mit Baujahrs und den Initialen „IO ST“ auf dem Schlussstein des Tenntors wurde das Gebäude im Jahr 1830 für Johann Stierli errichtet, möglicherweise einen Nachfahren der im 16. Jh. als Fährleute in Reuss bekannten gleichnamigen Familie [1]. Es gehört damit zum ältesten Baubestand des Weilers. 1983/84 erfolgte eine Renovation samt Umnutzung des ehemaligen Scheunenteils, wobei das Äussere weitgehend erhalten blieb [2]. |
Beschreibung: | Das quer zur Reussdörflistrasse gestellte Vielzweckbauernhaus, das durch seine stattlichen Dimensionen auffällt, ist ein verputzter Mauerbau in spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen. Es ist als Mittertennhaus angelegt, indem Wohnteil und Stall die einstige Dreschtenne flankieren. Das knappe, ungeknickte Giebeldach des Kernbaus ist rückwärtig über einen gemauerten Anbau an den Wohnteil und über einen hölzernen Schopf an der Scheune herabgeschleppt. Der zweigeschossige Wohnteil wendet sich mit seiner vorderen, vierachsig ausgebildeten Trauffassade nach Südosten. Die Giebelseite zählt im Bereich des Kernbaus zwei Fensterachsen. Die Fenster sitzen in sorgfältig zubehauenen, schlicht geformten rechteckigen Muschelkalkgewänden mit Blockbänken, die jüngere Brettläden tragen. Als handwerkliche Besonderheit sind der traufseitige Hauseingang und das benachbarte Tenntor über ein einheitliches Werkstück verbunden, das den beiden unterschiedlich grossen Öffnungen als gemeinsamer Gewändestein dient. Der heute nicht mehr genutzte Hauseingang verfügt noch über ein Türblatt des späteren 19. Jh. Der mit schlitzartigen Öffnungen spärlich belichtete Wirtschaftstrakt öffnet sich an der Vorderfront mit einem grossformatigen korbbogigen Tenntor, das durch vier grosse Gewändesteine aus Muschelkalk gebildet wird. Der von einem Lüftungsschlitz überhöhte Schlussstein trägt das Baudatum 1830 und die Initialen des Bauherrn „IO ST“. Kegelförmige Radabweiser-Steine an den Innenseiten der Torpfosten dienten einst dazu, diese vor mechanischen Beschädigungen schützen. Der rückwärtige Anbau an den Wohnteil besitzt einen eigenen stirnseitigen Zugang jüngeren Datums. Das Dach ist mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Darauf sitzen seit dem Umbau nach beiden Seiten je zwei Giebellukarnen, die in gestalterischer Absetzung vom Altbau vollständig in Glas ausgeführt sind. Der ehemalige rückwärtige Schopfanbau wurde beim Umbau durch einen Terrassenvorbau ersetzt, die von der Strasse abgewandte südwestliche Stirnseite mit einem mehrgeschossigen Wintergartenvorbau versehen. Der alte traufseitige Hauseingang führt im Inneren auf einen Stichgang. Neben diesem lagen ursprünglich nach einem verbreiteten Grundrissmuster im Vorderhaus wohl Stube und Nebenstube, die sich in der unregelmässigen Achsenteilung der Stubenfront abzeichnen, im Hinterhaus Küche und Kammer. Seit dem Umbau von 1983/84 erfolgt der Zugang über das damals mit einer Glasfront verschlossene Tenntor und eine dahinterliegende neue Erschliessungszone, welche die neuen Geschosswohnungen bedient. (Inneres nicht gesehen.) |
Anmerkungen: | [1] Vgl. Sauerländer / Steigmeier 1997, S. 28. [2] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv der Gemeinde (Architekten Tognola, Stahl, Zulauf). |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 47. - Dominik Sauerländer / Andreas Steigmeier, „Wohlhabenheit wird nur Wenigen zu Theil“. Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf, Gebenstorf 1997, S. 28. |
Quellen: | - Gemeinde Gebenstorf, Baugesuchsarchiv; Umbau 1983/84. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35148 |
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