INV-GON914 Villa Zschokke, 1910-1914 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GON914
Signatur Archivplan:GON914
Titel:Villa Zschokke
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Gontenschwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Kirchdorf
Adresse:Steinmauer 418
Versicherungs-Nr.:418
Parzellen-Nr.:2012
Koordinate E:2653631
Koordinate N:1235796
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653631&y=1235796

Chronologie

Entstehungszeitraum:1910 - 1914
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Würdigung:1910-14 unter dem Einfluss des Heimatstils entstandener Mauerbau mit markantem Gehrschilddach. Die Villa wurde durch die Söhne des langjährigen Gontenschwiler Dorfpfarrers Achilles Zschokke erbaut und diente ihnen als Alterswohnsitz. In die Ostfassade eingelassen ist ein mit 1691 datiertes Wappenrelief aus der um 1910 abgebrannten Residenz des Stifts Säckingen in Etzgen. Das Wohnhaus mit speicherartigem Nebengebäude und grosszügiger Parkanlage nimmt eine prominente Stellung auf einer Anhöhe südöstlich des Kirchhofs ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Zschokke-Villa wurde wurde 1910-14 durch drei Söhne des langjährigen Dorfpfarrers Achilles Zschokke (1823-1896) erstellt [1]. Nach dessen Tod waren die Pfarrscheune und die zugehörigen Felder und Äcker in Familienbesitz verblieben. Richard Zschokke (1865-1946), Bauingenieur und Politiker, Eugen Zschokke (1857-1937), Direktor der Lausanne-Ouchy-Bahn, sowie Theodor Zschokke (1868-1951), Direktor der Obstverwertungsanstalt und Gartenbauschule Wädenswil, blieben so weiterhin mit ihrem früheren Wohnort verbunden. Sie beschlossen die Errichtung eines stattlichen Hauses auf der "Steinmur", wo sie nach ihrem Rückzug aus Beruf und Politik Wohnsitz nahmen.
Beschreibung:Die Villa steht exponiert auf einem Hügelsporn südöstlich des Kirchenbezirks, umgeben von einer grosszügigen Parkanlage mit heute dichtem Baumbestand. Der zweigeschossige gemauerte Baukörper mit nordseitigem Quergiebelrisalit erhebt sich über einem hohen, mit Jurakalkquadern verkleideten Gebäudesockel. Das hoch aufragende Gehrschilddach zeigt westseitig einen Ründegiebel mit Laube auf beschnitzten Bügen, ostseitig ein auf zierbeschnitzte Bugpaare abgestütztes Klebdach über den Obergeschossfenstern. In der südlichen Dachfläche öffnen sich zwei Lukarnen mit elegant geschweiften Walmdächern.
Die Fassaden sind mit aus Kunststein gefertigten Rechteckfenstern versehen, welche im Erdgeschoss zu Dreierpaaren zusammengefasst sind. Der Hauseingang zum nordseitigen Treppenhausrisalit zeigt ein Portal mit gotisierender Kehlung. Die stichbogige barocke Füllungstür dürfte aus dem 18. Jh. und wurde in Zweitverwendung eingebaut. Das Raumangebot dürfte im Erdgeschoss die repräsentativen Wohnräume und die Küche umfassen, während im Obergeschoss die Schlafzimmer untergebracht sind. Auf der Südseite weist ein rechteckiger Standerker mit kleiner Terrasse auf den Standort der repräsentativen Stube hin (Hausinneres nicht gesehen).
Von den zahlreichen Antiquitäten verschiedener Provenienz, mit denen die Gebrüder ihren Wohnsitz ausstatteten, wurde später ein grosser Teil dem Kanton Aargau übergeben [2]. Geblieben ist eine in die Ostfassade des Hauses eingelassene Wappentafel von 1691, welche aus der um 1910 abgebrannten Residenz der Äbtissinnen des Stifts Säckingen in Etzgen stammt. Die von Lorbeerlaub gefasste Tafel zeigt einen mit bischöflichen Insignien (inful und pedum) sowie Helmzieren überhöhten, gevierten Wappenschild. Darunter sind in einer Banderole die Initialen "MCAZS" (für Marie Cleopha Äbtissin zu Säckingen) eingelassen. Marie Cleopha Schenk von Kastell (1658-1693), welche die Geschicke des Stifts seit 1672 leitete, hatte in Etzgen eine kleine Residenz erbauen lassen, in welche sie sich mit den Stiftsdamen während der Franzoseneinfälle zurückziehen konnte und die sie bis 1693 bewohnte[3].
Das speicherartige Nebengebäude weist einen gemauerten Sockel sowie einen hölzernen Oberbau mit umlaufendem offenem Laubegang auf. Die Laubenbrüstungen sind in der Art des Schweizer Holzstils mit auffälligen Ornamentmustern versehen, die reich beschnitzten Stützen mit den bretterverschalten Giebelfeldern zu arkadenartigen Bögen geformt. Der kleine Baukörper ruht unter einem geknickten Gehrschilddach, welches demjenigen des Wohngebäudes nachempfunden ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Entstehungsgeschichte der Zschokke-Villa vgl. Müller 2007, S. 199ff.
[2] Müller 2007, S. 206-207.
[3] Jehle/Enderle-Jehle 1993, S.261. Unter welchen Umständen der Wappenschild zu den Gebrüdern Zschokke und schliesslich nach Gontenschwil gelangte, ist nicht näher bekannt.
Literatur:- Andreas Müller, Achilles Zschokke, der Sohn des Dichters, Biografie eines Landpfarrers, Gontenschwil 2007.
- Fridolin Jehle/Adelheid Enderle-Jehle, Die Geschichte des Stifts Säckingen, Aarau 1993.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35586
 

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