INV-GON927 Zigarrenfabrik Kesslergasse 272, 1898 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GON927
Signatur Archivplan:GON927
Titel:Zigarrenfabrik Kesslergasse 272
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Gontenschwil
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hinterdorf
Adresse:Kesslergasse 272
Versicherungs-Nr.:272
Parzellen-Nr.:2061
Koordinate E:2653673
Koordinate N:1234886
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653673&y=1234886

Chronologie

Entstehungszeitraum:1898
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude

Dokumentation

Würdigung:Ehemalige Fabrikationsgebäude der Zigarrenfabrik Emil Giger AG, das 1898 und 1917 in zwei Etappen errichtet wurde. Der kürzlich zu Wohnungen umgenutzte Baukörper steht in markanter Hanglage im Oberdorf. Der nüchterne, spätklassizistisch geprägte Zweckbau mit zeittypischer axialer Fassadengliederung ist ein wirtschafts- und sozialgeschichtlich bedeutender Zeitzeuge für die Industrialisierung im Dorf.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Zigarrenfabrik Emil Giger AG wurde 1895 durch Emil Giger und Gottlieb Frey gegründet [1]. 1898 erscheint im Brandkataster ein Eintrag als "Fabrikgebäude von Stein, Riegel und Holz, unter Ziegeldach"; 1917 wird ein "Anbau mit Kohlenkeller und Magazin" verzeichnet [2]. Alleiniger Inhaber war ab 1903 Emil Giger, 1919 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In der Blütezeit beschäftige das Unternehmen bis zu 50 Angestellte im Haus. Bis 1947 wurden die Zigarren von Hand gerollt; es gab ein Maschinenverbot, um ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit in den Kriegs- und Krisenjahren zu verhindern.
1935 ging die Firma an Villiger Söhne AG in Pfeffikon über. Die Produktion wurde bis 1970 aufrechterhalten, danach diente das Gebäude als Lagerraum oder stand zu grossen Teilen leer. Nach dem Brand der Villiger-Velofabrik in Buttisholz 1993 wurde hier vorübergehend ein Velolager eingerichtet. 1996 ging die Liegenschaft an eine neue Eigentümerschaft über, welche sie in der Folge zu einem Mehrfamilienhaus mit Wohnungen und Ateliers umbaute [3].
Beschreibung:Der 5 auf 4 Fensterachsen zählende Kernbau von 1898 ist mit Firstrichtung Südost-Nordwest südlich der Reinacherstrasse ins ansteigende Gelände gestellt [4]. Talseitig schliesst auf ungefähr der gleichen Grundfläche der jüngere Quergiebelanbau von 1917 an, welcher im abfallenden Gelände als mächtiger viergeschossiger Baukörper in Erscheinung tritt. Beide Baukörper sind schlichte spätklassizistische Zweckbauten mit geraden, über einem Kniestock errichteten Satteldächern und axialen Dachaufbauten. Die Wände sind in verputztem Backsteinmauerwerk aufgeführt und mit regelmässigen Fensterachsen versehen. Am Altbau weisen die Lichtöffnungen hölzerne Gewände und Zementsimse auf, während am jüngeren Anbau ausschliesslich Zementgussgewände verwendet wurden.
Bis zum Einbau der Wohnungen waren die ehemaligen Fabrikationsräume weitgehend noch in der ursprünglichen, offenen Form erhalten. In den geräumigen Sälen werden die weitgespannten Deckenbalkenlagen von einer gusseisernen Stützenreihe mit Unterzug gestützt. Die innere Erschliessung erfolgt über ein Treppenhaus in der Nordostecke des Kernbaus, welches man durch einen giebelseitigen Eingang betritt. Hier hat sich das originale Türblatt mit gusseisernem Lichtgitter erhalten. Ebenso aus der Bauzeit stammen die holzgesprossten Fenster mit zeittypischen Espagnoletten-Beschlägen, ferner der hölzerne Treppenaufgang mit gedrechseltem Staketengeländer (Hausinneres gemäss Kurzinventar von 1995).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Zigarrenfabrik vgl. Bolliger/Dean 2012; www.vamus Industriekultur.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
[3] Gemeindearchiv Gontenschwil, Baugesuchsakten; gemäss Baueingabe waren 9 Wohnungen und 2 Ateliers vorgesehen. Zum Umbau der Liegenschaft siehe auch Aargauer Zeitung vom 19. Febr. 1997: Wohnen in der Fabrik.
[4] Auf dem Firmenbriefkopf von 1904 ist der Kernbau noch als freistehender Baukörper erkennbar (vgl. Bilddokumentation).
Literatur:- Rolf Bolliger/Markus Widmer-Dean, Ortsgeschichte Gontenschwil, Gontenschwil 2012.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35664
 

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