INV-GRA915 Unterdorfstrasse 5, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-GRA915
Signatur Archivplan:GRA915
Titel:Unterdorfstrasse 5
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterdorf
Adresse:Unterdorfstrasse 5
Versicherungs-Nr.:135
Parzellen-Nr.:390
Koordinate E:2649605
Koordinate N:1245742

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Aus der Zeit um 1800 stammendes Bauernhaus mit bürgerlich geprägtem Wohnteil, dessen spätbarocke Eingangsfront samt aufwendig gestaltetem Türgewände intakt erhalten ist. Der giebelständig zur Strasse gestellte Baukörper definiert eine kleine Hofsituation mit gepflästertem Platz und einem Brunnen. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Gasthof "Löwen" und der zugehörigen Scheune (Bauinventarobjekte GRA903, GRA908) bildet die Liegenschaft den nordwestlichen Auftakt der historischen Bebauung von Gränichen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der spätbarocken Eingangsfront nach zu schliessen, ist das Baudatum des Hauses in die Zeit um 1800 einzuschätzen. Auf der Michaeliskarte von 1840 wird schön ersichtlich, dass das giebelständig zur Strasse gestellte Gebäude zusammen mit der gegenüberliegenden Löwenscheune (Bauinventarobjekt GRA908) zu jener Zeit noch den nordwestlichen Auftakt der dörflichen Bebauung bildete.
Im Brandkataster von 1875 wird die Liegenschaft als "Wohnhaus mit 3 Wohnungen, gewölbtem Keller, Scheune und angebautem Schopf" in Besitz von Johannes Stirnemann, Posamenter und Gemeinderat, aufgeführt [1]. Um 1915 fand eine erste Umgestaltung des Scheunenteils statt, 1930 wurde dieser nordseitig um einen Quergiebelanbau mit Dreschplatz, Geräteschopf, Waschküche und Schweinestall erweitert [2]. Nach 1990 baute man den ehemaligen Stall zu einer Autogarage um.
Beschreibung:Eher unüblich für die Bebauungsstruktur von Gränichen ist der längliche Baukörper giebelständig zur Unterdorfstrasse gestellt. Unter leicht geknicktem Gehrschilddach sind der weitgehend intakte, massiv gefügte, spätbarocke Wohnteil und der stärker veränderte Ökonomietrakt zu einem bäuerlichen Mittertennhaus angeordnet. Die Hauptfassade ist nach Südosten gerichtet und mit vier Fensterachsen regelmässig gegliedert. Die stichbogigen Gewände aus Sandstein zeigen mit Falz, hervorgehobenem Schlussstein, geohrten Gesimsen und wulstig profilierten Bänken eine ausgesprochen sorgfältige Gestaltung. Insbesondere gilt dies auch für das mehrfach profilierte, mit stichbogigem Sturz und gerilltem Schlussstein sowie umlaufender Quaderung ausgestattete Türgewände (Türblatt erneuert). Etwas uneinheitlicher zeigt sich die breitgelagerte Stirnseite des Hauses, indem hier nur die erdgeschossigen Öffnungen stichbogig ausgebildet sind und die darüberliegenden Lichter strenge Rechteckformen in spätklassizistischer Manier aufweisen.
Die innere Erschliessung erfolgt über einen entlang dem Tenn geführten Flur mit rückwärtigem Treppenaufgang ins Obergeschoss. Die Räume sind in einer gängigen Viererteilung mit Stube und Nebenstube an der südlichen Hauptfront sowie Küche und Kammer im rückwärtigen Bereich angeordnet. Ursprünglich existierte noch ein unabhängiger Obergeschoss-Zugang ins über eine später entfernte Aussentreppe, welche eine rückwärtige Laube erschloss.
An historischer Ausstattung finden sich im Erdgeschoss noch gestrichene Wand- und Deckentäfern mit einfacher Felderteilung durch Friesbretter, ebenso die gestemmten Türen. Der Hausgang zeigt eine Gipsdecke mit stuckierten Mittel- und Eckmotiven wohl aus dem frühen 19.Jh. Ein grüner Kachelofen mit zweistufiger Sitzkunst in der Stube dürfte aus der Mitte des 20.Jh. stammen. Küche und Obergeschoss modernisiert (Inneres gemäss Kurzinventar von 1991).
Am stärker veränderten Scheunentrakt ist die ursprüngliche Nutzungsabfolge von Tenn und Stall noch ablesbar. Nordseitig schliesst im Querfirst ein jüngerer Ökonomietrakt aus der Zeit um 1930 an, in dem verschiedene Zusatznutzungen wie Dreschplatz, Geräteschopf, Schweinestall und Waschküche Platz gefunden haben.

Aktennotiz Besichtigung vom 28. August 2018 (PR)
Das Hausinnere wurde in der Zeit nach 1997 unter Beibehaltung der alten Deckenbalkenlagen und unter teilweiser Berücksichtigung der angestammten Raumstruktur umfassend modernisiert. Die historische Raumausstattung mit Türen, Wandtäfer, Felderdecken, Kachelöfen und der Stuckdecke im Gang (Beschreibung Kurzinventar von 1991) besteht nicht mehr. Der ehemalige Stall wurde zur Autogarage umgebaut. Bauliche Veränderungen haben auch an der rückwärtigen (nordwestlichen) Trauffassade stattgefunden.
2017 wurde die hölzerne Eingangstür durch eine Metalltür ersetzt.
Aus der Erbauungszeit um 1800 verblieben sind die stattliche, spätbarock geprägte Hauptfassade auf der Südostseite und die südwestliche Strinfront des Hauses.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[2] Gemäss Bauernhausforschung 1963 (AG 73a-1).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35796
 

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