Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1520 |
Grundlage Datierung: | Dendrochronologische Analyse |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Ehemaliges Strohdachhaus, das mit einer dendrochronologisch gesicherten Datierung von 1520 zu den ältesten Bauernhäusern im Kanton Aargau gehört. Vom Kernbau sind Reste des hölzernen Wandaufbaus und die auffallend altertümliche, zu grossen Teilen aus Eichenholz bestehende Hochstud-Dachkonstruktion erhalten. Auch wenn das grossvolumige Gebäude im Laufe der Zeit diverse bauliche Veränderungen erfahren hat, kommt ihm gleichwohl noch ein bedeutender typologischer und baugeschichtlicher Zeugenwert zu. Als erstes Schullokal der Gemeinde ist es überdies auch von lokalgeschichtlicher Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Ein dendrochronologisch datierter Eichenbalken von 1520 verweist auf eine Entstehung des Gebäudes im früheren 16. Jh., womit es sich um eines der ältesten Bauernhäuser im gesamten Kantonsgebiet handelt [1]. Schon der Ursprungsbau dürfte beachtliche Ausmasse und vermutlich auch eine ähnliche Nutzungskonstellation mit aussenseitigen Wohnteilen und mittigem Scheunentrakt besessen haben. Teile der Wandkonstruktion und der zentrale Bereich des rauchgeschwärzten Dachgerüsts mit den drei kräftigen eichenen Hochstüden sind denn auch als originale Bauteile einzuschätzen. Vermutlich im 18. Jh. wurde nordseitig zur Dorfstrasse hin ein vierter, etwas geringer dimensionierter Firstständer angefügt, was eine wesentliche Vergrösserung des Wohnteils mit sich brachte. Auf der strassenabgewandten Südseite war der erste Unterrichtsraum der 1747 gegründeten Schule von Habsburg eingerichtet. Hier hielten Heinrich Werder und ab 1781 sein Sohn Johannes Werder den Schulunterricht ab, ehe 1818 das Alte Schulhaus (Bauinventarobjekt HAB901) in Betrieb genommen wurde [2]. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 war die Liegenschaft unter drei Parteien aufgeteilt. Jeder Eigentümer besass eine Wohnung mit zugehörigem Keller sowie einen genau definierten Anteil an den Ställen und am Tenn [4]. Der Wechsel von Stroh- auf Ziegelbedachung erfolgte gemäss Brandkataster 1918. Wohl zur gleichen Zeit wurde die nördliche Abwalmung zu einem Giebel verlängert und die Stirnfront mit Backsteinen neu aufgemauert. In jüngerer Zeit haben die beiden nördlichen Wohnteile beträchtliche bauliche Veränderungen und einen teilweisen Ausbau des Dachraumes erfahren. Demgegenüber wurde die südliche Wohnung fachgerecht restauriert. Von Umbauarbeiten ist zurzeit auch der zentrale Ökonomieteil mitsamt dem geräumigen Heuraum betroffen, wobei eine fachgerechte Erhaltung und Restaurierung der alten Hochstudkonstruktion anzustreben ist. |
Beschreibung: | Der markante Baukörper ist in Nord-Süd-Ausrichtung giebelständig an die Dorfstrasse gestellt. Unter dem mächtigen, südseitig noch abgewalmten und nordseitig zu einem jüngeren Giebel vorgezogenen Dach sind insgesamt drei Wohnungen (Vers.-Nr. 9A: Nordostseite; 9B: Nordwestseite; 9C: Südostseite) sowie ein zentraler Ökonomietrakt mit Tenn, mehreren Ställen und Gewölbekeller angeordnet. Ursprünglich dürfte es sich um einen reinen Holzbau gehandelt haben. Teile des alten Ständergefüges mit eichenem Schwellenkranz, kräftigen Ständern und horizontal eingefügten Bohlen sind im südlichen Hausteil noch vorhanden. Demgegenüber zeigt sich der nördliche Hausteil mit seinen gemauerten, von Einzelfenstern besetzten Fassaden im Zustand des 19. Jh. Zum originalen Baubestand aus dem 16. Jh. gehört die mächtige rauchgeschwärzte Hochstud-Dachkonstruktion, in der ursprünglichen Form bestehend aus drei beidseits des Tenns sowie zwischen Stall und nördlichem Wohnbereich hochragenden eichenen Firstständern (Hochstüde H1-H3) sowie Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen und Windstreben. Anblattungsstellen an First und Unterfirst lassen eine nördliche Erweiterung mit einem vierten, etwas geringer dimensionierten Hochstud aus Nadelholz(H4) erkennen, welche wohl ins 18. Jh. einzuschätzen ist. Vollständig erneuert wurde die alte, rauchgeschwärzte Rafenlage. Ohne baugeschichtlich relevante Ausstattung präsentieren sich heute die beiden nördlichen, unter dem First geteilten Wohnungen (der nordöstliche Hausteil Vers.-Nr. 9A stark modernisiert, der nordwestliche Teil Vers.-Nr. 9B vollständig ausgekernt und als Werkstatt genutzt). Hingegen hat der südöstliche Wohnteil, in welchem einst der Schulunterricht abgehalten wurde, noch wesentliche Ausstattungsteile bewahrt (Balkendecke, Brettertäfer an den Wänden). Bei den Umbauarbeiten hat man Fragmente alter Reliefkacheln gefunden, welche mit ihren Renaissance-Motiven zumindest ins 17. Jh. einzuschätzen sind. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Habsburg, IV-9/1. |
Anmerkungen: | [1] Dendrochronologische Datierung Archäologie der Stadt Zürich. – Das bislang älteste dendrochronologisch datierte Hochstudhaus ist mit einem Baujahr von 1514/15 das Gebäude Untere Wanne 10, 12 in Birrwil (Bauinventarobjekt BIW913). Zu den dendrodatierten Hochstudhäusern im Aargau Räber 2002, S. 446-449. [2] Zur Schulgeschichte von Habsburg vgl. Heuberger 1904, S. 27-31; mündliche Auskunft Stefan Wüst (2015). [3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938. - Der Brandkatastereintrag von 1850 lautet auf ein zweistöckiges Wohnhaus mit 3 Wohnungen, 2 gewölbten Kellern und 1 Trämkeller, samt Scheune mit 1 1/2 Stall, von Stein und Holz unter Strohdach. Hausteil A von Victor Werder umfasste die nordöstliche Wohnung, 1 Gewölbekeller, die westliche Hälfte des nördlichen Stalls sowie 3/8 Tenn; zum Hausteil B von Jakob Hübeli gehörte die nordwestliche Wohnung, ein Tremkeller, die westliche Hälfte des nördlichen Stalls sowie 1/4 Tenn; den Hausteil C des Heinrich Werder schliesslich bildeten die südliche Wohnung, 1 Gewölbekeller, der halbe Stall sowie 3/8 Tenn. |
Literatur: | - Samuel Werder-Seeberger (1818-1909), Heimatkunde für die Gemeinde Habsburg (Manuskript von 1897/Typoskript 1993 in der Aargauischen Kantonsbibliothek). - Samuel Heuberger, Geschichte der Schulhäuser im Bezirk Brugg, in: Brugger Neujahrsblätter 1904, S. 27-31. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002. -Theo Elsasser, Der Aargau einst, Aarau 1974. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35886 |
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