Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1800 |
Grundlage Datierung: | Literatur |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Aus einem strohgedeckten Vorgängerbau des späten 18. Jahrhunderts hervorgegangenes spätbiedermeierliches Bauernhaus von 1882, das im westlichen Gebäudeteil noch Spuren einer älteren gemauerten Hausfassade aufweist. Im streng axial gegliederten Wohnteil hat sich eine grosszügige Stubenausstattung mit originaler Wand- und Deckenkonstruktion, Einbauschränken und Jugendstil-Sitzkunst erhalten, welche von gehobenen bäuerlichen Verhältnissen zeugt. Erwähnenswert sind auch die beiden grosszügigen Gewölbekeller und der gepflegte Bauerngarten auf der strassenabgewandten Südseite. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der Gebäudekomplex weist eine vielfältige, nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte auf. Gemäss den handschriftlichen Aufzeichnungen von Samuel Werder-Seeberger (1818-1909) liess Johannes Senn, Wagner, gegen Ende des 18. Jh. "das letzte Gebäude auf der Westseite des Dorfes bauen" [1]. Die um 1840 entstandene Michaeliskarte weist denn auch an gleicher Stelle einen grösseren Baukörper aus, welcher damals den südwestlichen Abschluss der Siedlung bildete. Im Brandkataster von 1850 ist von einem "zweistöckigen Wohnhaus mit gewölbtem Keller und Scheune, von Stein und Holz unter Ziegel- und Strohdach" die Rede [2]. Damalige Eigentümer waren die Gebrüder Senn, Erben von alt-Ammann Johannes Senn. Von diesem älteren Gebäude sind auf der strassenabgewandten Südwestseite noch Teile einer gemauerten Fassade mit Fensteröffnungen vorhanden. 1862 wird im Brandkataster eine "Scheune mit Remise und Schütte, von Stein und Holz, mit Ziegeldach und gewölbtem Keller" neu aufgeführt, 1882 folgt ein Schopfanbau. Ebenfalls 1882 ist eine "Verbesserung" des Wohnhauses, verbunden mit einer deutlichen Erhöhung des Versicherungswertes von 5500 auf 9000 Franken, verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass der heute bestehende, spätbiedermeierlich geprägte Wohnteil damals neu entstanden ist. Nach einem Brandfall von 1988 musste die Dachkonstruktion über dem Wohnteil von 1882 vollständig erneuert werden, und gleichzeitig wurde der östliche Ökonomietrakt unter teilweiser Beibehaltung der Aussenwände zu einer zweiten Wohnung ausgebaut [3]. |
Beschreibung: | Der langgestreckte Baukörper ist in West-Ost-Ausrichtung in die Verzweigung von Mättliacherweg und Maienweg gestellt. Unter dem durchlaufenden, geraden Giebeldach reihen sich ein mittiger Wohnteil und zwei flankierende Scheunentrakte, von denen der östliche vor einiger Zeit zu einer zweiten Wohnung umgebaut wurde. Der zweigeschossige, vermutlich von 1882 stammende Wohnteil ist in verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und zählt an beiden Trauffassaden fünf regelmässig angeordnete Fensterachsen, deren Gewände aus Muschelkalk gehauen und mit einem Ladenfalz ausgestattet sind. In der äussersten östlichen Achse befindet sich der ebenerdige Hauseingang mit originalem Türblatt; man gelangt in einen durchlaufenden Korridor mit zweiter gartenseitiger Haustür. Der Wohnungsgrundriss zeigt eine Vierteilung mit Stube und Nebenstube auf der strassenabgewandten Südseite sowie Küche und Kammer auf der zur Strasse hingewendeten Nordseite. Der grosszügig dimensionierte, auffallend hohe Stubenraum hat eine qualitativ wertvolle historische Ausstattung mit weit gespannten Deckenbalken und Schiebeböden, Brettertäfern an den Wänden, vierteiligen gestemmten Türen mit Originalbeschlägen sowie grossen Einbauschränken bewahrt. Ebenso zur bauzeitlichen Ausstattung gehören der hellgrüne Jugendstil-Sitzofen und der küchenseitig anschliessende eiserne Sparherd. Das Obergeschoss weist einen gleichen vierteiligen Grundriss mit einfacheren Schlafräumen auf. Im westlichen Wohnbereich unter Nebenstube und Kammer verläuft quer zum First ein von aussen zugänglicher Gewölbekeller. Als Besonderheit schliesst westlich davon – unter dem Tenn – ein zweiter tonnengewölbter Kellerraum an, welcher vermutlich mit dem vor 1882 bestehenden Kernbau in Verbindung zu bringen ist (vgl. Baugeschichte). Der westseitige Scheunentrakt mit Tenn und Stall präsentiert sich strassenseitig in ortsüblicher Bauweise als Ständerkonstruktion mit einfacher vertikaler Bretterschalung, während die Stirnwand wie auch die südliche, strassenabgewandte Traufseite massiv gemauert sind. Regelmässig gesetzte Einzelfenster mit Steingewänden auf der südlichen Hausrückseite lassen hier die frühere Existenz von Wohnräumen – womöglich vom erwähnten Vorgängerbau – vermuten (Südfassade heute durch jüngeren Quergiebelanbau verdeckt). In diesem westlichen Gebäudeteil hat sich eine ältere, noch ins späte 18. Jh. weisende Dachkonstruktion mit liegenden Stuhljochen erhalten (Dachkonstruktion über dem heutigen Wohnteil nach dem Brand von 1988 vollständig erneuert). Auf der Südseite des Hauses erstreckt sich ein gepflegter Bauerngarten mit Gemüsebeeten, Blumen, Rasenflächen und vereinzelten kleinen Bäumen. Die Einfriedung besteht aus einem Eisenzaun mit ornamentalen Aufsätzen, welche in die Zeit der Hauserneuerung um 1882 weisen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Werder-Seeberger 1897/1993, S. 16. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938. [3] Mitteilung von Rolf Züllig, Eigentümer (2015). |
Literatur: | - Samuel Werder-Seeberger (1818-1909), Heimatkunde für die Gemeinde Habsburg (Manuskript von 1897/Typoskript 1993 in der Aargauischen Kantonsbibliothek). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0135-0137: Brandkataster Habsburg 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=35880 |
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