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INV-HAU902 Holzgasse 12/14, 1642 (Dossier (Bauinventar))
Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-HAU902 |
Signatur Archivplan: | HAU902 |
Titel: | Holzgasse 12/14 |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Hausen (AG) |
Adresse: | Holzgasse 12 |
Versicherungs-Nr.: | 8A, B, C |
Parzellen-Nr.: | 866, 865, 1528 |
Koordinate E: | 2658140 |
Koordinate N: | 1257134 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1642 |
Grundlage Datierung: | Dendrochronologische Analyse |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Inschriften: | "18 / VULI / MR / 06" (Fensterpfeiler Stubenbefensterung, Innen) |
Würdigung: | Ursprünglich als Doppelwohnhaus konzipiertes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das gemäss dendrochronologischer Altersbestimmung (Jahrringmethode) 1642 errichtet und 1711 auf der Westseite verlängert wurde. Von dem Gebäude, das mit seinem grossen Volumen auf die hablichen Verhältnisse seiner Erbauer verweist, bestehen noch der westliche Wohnteil und die Ökonomie, während ein zweiter, ostseitiger Wohnteil um 1940/50 durch einen Wohnhausneubau ersetzt wurde (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Das hochragende Satteldach, das seine heutige Form bei der Umdeckung auf Ziegel im Jahr 1924 erhielt, stützt sich auf fünf mächtige Hochstüde (Firstständer), von denen vier zum Kernbau und einer zur westseitigen Verlängerung gehören. Einen Blickfang bildet die zur Strasse gerichtete, vollkommen singuläre stichbogige Reihenbefensterung, die man 1806 offenbar zur besseren Belichtung der hier gelegenen Schulstube anlegte. In seiner traufständigen Lage auf der Nordseite der Holzgasse bildet das Gebäude zusammen mit dem unmittelbar gegenüber gelegenen «Dahlihaus» (Bauinventarobjekt HAU905) den Rest einer einstmals kompakten, durch Verluste in jüngerer Zeit aber stark dezimierten Baugruppe ehemaliger Strohdachhäuser im alten Siedlungskern von Hausen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Hochstudhaus wurde gemäss dendrochronologischer Altersbestimmung (Jahrringmethode) im Jahr 1642 errichtet (Fälljahr 1641/42). Eine westseitige Verlängerung um einen weiteren Hochstud ist dendrochronologisch auf 1711 datiert (Fälljahr 1710/11) [1]. Nach der Überlieferung soll das Gebäude früher die Schulstube des Dorfs beherbergt haben, was wohl in der Zeit um 1800 der Fall war [2]. So bestand in Hausen seit 1690 eine Schule, die bis 1747 auch von Kindern aus Habsburg besucht wurde [3]. Tatsächlich wird 1813 Martin Meyer, Schullehrer, als Eigentümer des Hausteils A genannt [4]. Wohl derselben Tätigkeit ging schon Ulrich Meyer nach, der ohne Berufsangabe im ersten Brandkataster von 1809 als Eigentümer genannt wird. Dieser liess, wie eine Jahrzahl und die Initialen «VULI / MR» (für Ulrich Meyer) bezeugen, 1806 die markante Stichbogen-Fensterreihe erstellen, , die sicher zur besseren Belichtung der Schulstube diente. Bemerkenswerterweise findet sich in einem alten Aargauer Schullesebuch gerade mit dem Beispiel von Hausen eine Anekdote darüber, wie sehr geeignete Lokalitäten für die Wahl eines neuen Schulmeisters ausschlaggebend sein konnten: «Manchmal schaute man gar nicht auf sein Können, sondern darauf, ob er eine grosse Stube habe, um die Kinder unterzubringen. So wird vom Lehrer von Hausen berichtet, dass er weder schreiben noch lesen konnte. Aber seine Stube sei passend gewesen. Das Buchstabieren habe er von den älteren Schülern lernen können.» [5] Ab 1817 konnte der Unterricht im ersten eigens zu diesem Zweck von der Gemeinde errichteten Schulhaus abgehalten werden [6]. Beschrieben wurde das Gebäude im ersten Brandkatastereintrag von 1809 als «einstökiges mit Stroh gedecktes Haus und Scheuerwerk». Im nachfolgenden, präziseren Eintrag von 1829 ist von einem «zweystöckigen Wohnhaus mit 4 Wohnungen samt doppeltem Scheuerwerk, in 2 Tenn und 2 Ställen bestehend, von Stein und Holz, auch etwas Rieg, mit Strohdach, nebst einem gewölbten Keller» die Rede [7]. Neben dem erwähnten Ulrich Meyer besassen 1809 drei weitere Parteien je einen etwas kleineren Anteil an der Liegenschaft. 1824 ging Hausteil A mit der nun nicht mehr als solche genutzten Schulstube an Joh. Widmer, Danielen, über. Erst 1924 erfolgte die Umdeckung von Stroh auf Ziegel. Um 1940/50 wurde der ostseitig gelegene, zweite Wohnteil abgebrochen und durch einen Wohnhausneubau ersetzt. 1998 erfolgte eine Innenrenovation des westlichen Hausteils. |
Beschreibung: | Das Gebäude bildet zusammen mit dem gegenüber gelegenen «Dahlihaus» (Bauinventarobjekt HAU905) den Überrest einer einst kompakten, heute aber stark dezimierten Bebauung von ursprünglich strohgedeckten Hochstudhäusern entlang der Holzgasse, die als Wegverbindung vom Lindhof nach Habsburg in früher Zeit wohl her eine grosse Bedeutung hatte [8]. Es handelt sich um einen ausgesprochen grossvolumigen bäuerlichen Vielzweckbau, der ehemals ein Doppelwohnhaus mit zwei aussenliegenden Wohnteilen sowie einem mittigen Ökonomieteil bildete. Der ostseitige Wohnteil wurde um 1940/50 durch einen Wohnhausneubau ersetzt (Holzgasse 8/10, Neubau von 1940/50 nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Wichtige Etappen der komplexen Baugeschichte lassen sich an der Dachkonstruktion ablesen. Der heute noch bestehende Teil des Kernbaus von 1642 zählt vier mächtige Hochstüde (Firstständer), die über den Trennwänden zwischen den Ställen und Tennen bzw. zwischen Ökonomie und westlichem Wohnteil aufragen (vgl. Schnitt- und Grundrissskizzen in der Bilddokumentation, H1-H4). Ursprünglich muss der Kernbau fünf bis sechs Hochstüde umfasst haben. Zu einer nachträglichen Verlängerung von 1711 gehört ein weiterer Hochstud (Hx) auf der Westseite. Das ganze Dachgerüst zeigt starke Russschwärzung, was darauf hinweist, dass das Haus auch zum Zeitpunkt der Erweiterung noch eine offene Rauchküche besass. Nebst den Hochstüden haben sich Firstpfette, Unterfirst und Windstreben erhalten, die im Bereich der Erweiterung angestückt wurden. Die Rafenlage hingegen wurde bei der Umdeckung auf Ziegel erneuert und die Firstpfette über den Bereich der stirnseitigen Abwalmung verlängert, so dass das Gebäude anstelle des charakteristischen Vollwalmdaches seither ein steil aufragendes Satteldach besitzt. Dieses ist mit Falzziegeln wohl aus der Zeit der Umdeckung eingedeckt und bewahrt die für die Wirkung wichtigen, vollständig geschlossenen Dachflächen. Ein Rest der früheren Abwalmung hat sich in der Art eines Pultdaches an der westlichen Stirnseite erhalten. Der westseitige Wohnteil ist in einer für den Bautypus charakteristischen Weise von der Erweiterung und sukzessiven Erneuerung im 18. und 19. Jh. geprägt, in deren Verlauf wohl auch die heutige Unterteilung in zwei unter dem First geteilte Wohnungen entstand. Im Vergleich zum anschliessenden Ökonomieteil lässt sich erkennen, dass die in Mauerwerk erneuerten Fronten leicht über die ursprünglichen Gebäudefluchten vorrückten. Auffälligstes Gestaltungselement ist die nach Süden auf die Holzgasse gerichtete Reihenbefensterung der ehemaligen Schulstube von 1806, die als späte Abwandlung eines seit langem ausser Gebrauch gekommenen spätgotischen Fenstertyps, kombiniert mit der barocken Segmentbogenform, einen vollkommen singulären Fall darstellt [9]. Auf der Innenseite ist sie denn auch in Anlehnung an spätgotische Fenstersäulen auf eine arkadenartig gestaltete Reihe von Pfeilern aus Muschelkalk abgestützt, die am gefasten Schaft mit Voluten sowie blumenartigen Kerbschnittmotiven verziert sind und in einem profilierten Kämpfer enden. Zwischen den Bögen sind hier die Initialen «VULI / MR», gerahmt von der Jahrzahl 1806, eingemeisselt. Tennseitig schliessen der wohl gleichzeitig entstandene Hauseingang mit ebenfalls anachronistischem Rundbogenportal sowie ein stichbogiges Einzelfenster an. Die grösseren Rechteckfenster im Obergeschoss kamen beim Umbau im Zusammenhang mit der Umdeckung (1924) hinzu. An der westlichen Stirnseite besitzt der vordere Hausteil Vers.-Nr. 8A unter dem tief herabgezogenen Rest des ehemaligen Vollwalmdachs einen hölzernen Schopfanbau. Der hintere Hausteil Vers.-Nr. 8B hingegen ist mit dem ebenfalls gemauerten Wohnteil vollständig auf diese Flucht vorgezogen. Zwischen Schopfanbau und rückwärtigem Wohnteil öffnen sich auf der zurückversetzten Flucht des vorderen Hausteils zwei Rechteckfenster wohl aus dem 19. Jh. Die unregelmässige Befensterung des rückwärtigen Wohnteils stammt aus dem späteren 19. oder frühen 20. Jh. Der Ökonomieteil bewahrt strassenseitig noch das alte Tenntor samt Mannstür. Das Hausinnere ist in seiner Raumstruktur ebenfalls Resultat sukzessiver Umgestaltungen. Der strassenseitige Hausteil wird über eine direkt an den Hauseingang anschliessende Gangküche betreten, von der aus die geräumige ehemalige Schulstube an der Strassenfront zugänglich ist. Parallel zum First führt im Hausinneren ein Treppenaufgang ins Obergeschoss. In der ehemaligen Schulstube haben sich nebst dem beschriebenen Reihenfenster eine Balkendecke sowie ein grüner Kachelofen aus dem mittleren 20. Jh. erhalten. Die Obergeschossräume zeigen einfaches Krallentäfer sowie Balkendecken wohl vom Umbau von 1924. Der rückwärtige Wohnteil ist stärker modernisiert. Ein nur halb eingetiefter Gewölbekeller in der Achse der vorderen Küche ist von beiden Hausteilen aus zugänglich. Der weitgehend noch im alten Zustand erhaltene Ökonomieteil, der ebenfalls unter den verschiedenen Parteien aufgeteilt ist, erstreckt sich zu einem geringeren Anteil auch auf die Parzelle des um 1940/50 ersetzten ostseitigen Wohnteils. An der Trennwand zwischen Tenn und Stall besteht noch die alte Bohlenständerkonstruktion mit Einfütterungsöffnungen. Zwischen den Heubühnen der verschiedenen Hausteile haben sich hoch in den Dachraum ragende Trennwände aus durchlässigen Staketen erhalten. |
Anmerkungen: | [1] Dendrochronologische Untersuchung R. Kontic, 2000, im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege. [2] Schaffner 1957, S. 43. [3] Samuel Heuberger, Geschichte der Schulhäuser im Bezirk Brugg, in: Brugger Neujahrsblätter 1904, S. 3-50, hier S. 31f. [4] StAAG, Brandkataster Hausen. [5] Zitat aus einem nicht näher bezeichneten «Lesebuch für aargauische Gemeindeschulen», nach Schaffner 1957, S. 43. [6] Schaffner 1957, S. 43; vgl. auch Bauinventarobjekt HAU901. [7] StAAG, Brandkataster Hausen. [8] Vgl. Cecilie Gut, Hausens Hochstudhäuser, in: Brugger Neujahrsblätter, 125. Jg. (2015), S. 92-99, hier S. 99. [9] Räber 2002, S. 212f., 244f. |
Literatur: | - Jakob Schaffner, 700 Jahren Hausen bei Brugg, Hausen 1957, S. 43. . - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002., S. 212f. (Abb. 454), 244f. (Abb. 517). |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Dendrochronologische Untersuchung R. Kontic, Basel, 2000. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Hausen (1999). - Staatsarchiv Aargau (StAAG): ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Hausen, 1809-1849; CA.0001/0138-0140, Brandkataster Gemeinde Hausen, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1809: 3A-D, 1829: 3A-D, 1850: 4A-D, 1876: 6A-D). |
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Related units of description |
Related units of description: | siehe auch: DOK-HAU839.001 Holzgasse 12 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36150 |
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