INV-HEK902 Dottikerstrasse 9, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-HEK902
Signatur Archivplan:HEK902
Titel:Dottikerstrasse 9
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:Dottikerstrasse 9
Versicherungs-Nr.:10, 11 (Scheune)
Parzellen-Nr.:938
Koordinate E:2659116
Koordinate N:1248473

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Stattliches gemauertes Wohnhaus mit hochragendem Steildach und Resten einer spätgotischen Befensterung, die auf eine Entstehungszeit im 17./18. Jahrhundert schliessen lässt. Zusammen mit der nahegelegenen „Alten Schmitte“ (Bauinventarobjekt HEK905) gehört es zu den ältesten gemauerten Häusern in Hendschiken. Das von Beginn weg mit Ziegeln eingedeckte Gebäude repräsentiert die Baukultur der ländlichen Oberschicht zu einer Zeit, als das Ortsbild grösstenteils noch von strohgedeckten Bauernhäusern geprägt war. Der mit einem jüngeren Scheunentrakt aus dem 19. Jahrhundert versehene Gebäudekomplex nimmt eine prominente ortsbauliche Stellung an der Einmündung der alten Dorfstrasse (Schmittengässli) in die Dottikerstrasse ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Spätgotisch gekehlte Fenster im Obergeschoss der strassenseitigen Hausfassade wie auch die auffallend steile Dachform weisen auf eine Entstehungszeit im späten 17. Jh. oder frühen 18. Jh. hin. Auf der um 1840 entstandenen Michaeliskarte ist an der damals noch in einem Bogen verlaufenden alten Dorfstrasse (heute Schmittengässli) ein langgestreckter Baukörper eingezeichnet (vgl. Fotodokumentation). Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1850 lautet auf ein "zweistöckiges Wohnhaus samt Scheune von Stein mit gewölbtem Keller unter Ziegeldach", in Besitz von Hartmann Zobrist, alt Trottmeisters [1]. Die Berufsbezeichnung lässt auf eine gehobene wirtschaftliche und soziale Stellung der Bewohner schliessen, welche möglicherweise ihr Auskommen aus dem in der näheren Umgebung betriebenen Rebbau bestritten.
Vermutlich im späteren 19. Jh. hat der Wohnteil eine biedermeierliche Fassadenüberprägung erfahren; ein 1891 erwähnter "Ausbau" im Brandkataster, verbunden mit einer Erhöhung des Versicherungswertes von vormals 5500 auf 8500 Franken, könnte sich auf diese bauliche Veränderung beziehen. Wohl gleichzeitig wurde ein neuer Scheunentrakt mit tieferem First und geringerer Dachneigung erstellt, welcher in jüngerer Zeit eine abermalige strassenseitige Überprägung und eine unschöne Eindeckung mit Welleternit erfahren hat.
Beschreibung:Das prominent aufragende Wohnhaus mit jüngerem Scheunenanbau schmiegt sich in eine Biegung der alten Dorfstrasse, deren ursprünglichen Verlauf heute das Schmittengässli dokumentiert. Der Wohnteil ist zweigeschossig aus massivem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und trägt ein auffallend steiles, geknicktes Satteldach mit Krüppelwalm, das bis vor kurzem noch mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt war (vgl. Kurzinventar von 1998). Die nach Südwesten gerichtete Schaufront wird von vier Fensterachsen gegliedert, wobei die zwei mittleren Achsen mit Zwillingslichtern und die äusseren mit Einzelfenstern besetzt sind. Sämtliche Fenstergewände bestehen aus Muschelkalk; diejenigen im Obergeschoss sind mit spätgotischen Kehlungen versehen, was eine Entstehung im späteren 17.Jh. oder frühen 18. Jh. vermuten lässt. Auf eine Fassadenüberprägung im 19. Jh. deuten die einzeln gesetzten Öffnungen mit gefalzten Gewänden auf der Stirnseite hin. Ein charakteristisches Stilelement dieser Zeit stellt die halbkreisförmige Lüftungsöffnung (Lünette) im Giebelfeld dar.
Von der Strassenseite her betritt man das Haus über einen unmittelbar neben der Scheune gelegenen ebenerdigen Eingang, welcher mit einem schlichten Rechteckgewände aus Muschelkalk ausgestattet ist (Türflügel erneuert). Die innere Erschliessung erfolgt über einen quer zum First durchlaufenden Gang, von dem aus man in die strassenseitigen Wohnräume (Stube und Nebenstube) und die rückwärtig gelegene Küche mit angrenzender Kammer gelangt. Im hinteren Teil des Flurs führt eine Treppe hinauf ins Obergeschoss, welches Schlafzimmer und Vorratsräume enthält. Das weitgehend modernisierte Innere weist keine nennenswerte historische Ausstattung mehr auf (Inneres nicht gesehen; Angaben gemäss Bauernhausforschung 1987).
Nordwestlich schliesst an den Wohnteil unter leicht niedrigerem First ein langgestreckter Ökonomietrakt an, welcher in der vorliegenden Form wohl aus dem 19. Jh. stammt. Die Nutzungsabfolge mit Tenn, Stall, Futtertenn/Remise und zweitem Stall deutet auf grosszügige betriebswirtschaftliche Verhältnisse hin, welche mit dem stattlichen Erscheinungsbild des Wohnteils korrespondieren. Während das aus Brettern gefügte Tenntor noch die Verhältnisse des 19. Jh. wiedergibt, bezeugen die gemauerten Stallwände mit den grossen, breitrechteckigen Fensteröffnungen wie auch das mittig gelegene Remisentor abermalige Veränderungen im 20. Jh.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VII-8/3.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36342
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds