INV-HEK912 Hauptstrasse 1, 1834 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-HEK912
Signatur Archivplan:HEK912
Titel:Hauptstrasse 1
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Hendschiken
Adresse:Hauptstrasse 1
Versicherungs-Nr.:88
Parzellen-Nr.:204
Koordinate E:2658690
Koordinate N:1248772

Chronologie

Entstehungszeitraum:1834
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"HAM 1834" (Hauseingang)
Würdigung:Im Volksmund als "Trottenhof" bezeichneter bäuerlicher Vielzweckbau von 1834, dessen grosszügiger gemauerter Wohnteil das originale Erscheinungsbild mit streng axialer Fensteranordnung und akzentuiertem Hauseingang grösstenteils erhalten hat. Der an der Einmündung der Othmarsingerstrasse in die Hauptstrasse prominent aufragende Baukörper bildet mit dem unmittelbar gegenüberliegenden Wohnhaus Hauptstrasse 3 (Bauinventarobjekt HEK910) eine bemerkenswerte Torsituation. Er ist Teil einer ortsbaulich wertvollen Gruppe von traufständigen Bauten des 19. Jahrhunderts, welche den westlichen Dorfeingang nachhaltig prägen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Inschrift am Sturz des Hauseingangs verweist auf das Baujahr 1834 und mit den Initialen "HAM" auf die Bauherrschaft, bei der es sich wohl um Angehörige der Familie Ackermann handelte. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird der "Trottenhof" als "zweistöckiges Wohnhaus samt Scheune von Stein und Holz mit zwei gewölbten Kellern unter Ziegeldach", in den Händen von Jakob und Samuel Ackermann, aufgeführt [1]. 1863 gelangte die Liegenschaft an den Kaufmann Louis Schulthess, welcher damals schon das Nachbarhaus Hauptstrasse 4 (Bauinventarobjekt HEK910) besass. Ein Eintrag im Brandkataster von 1876 verweist auf eine zusätzliche Nutzung des landwirtschaftlichen Gebäudes als "Fabriklokal", was wohl in unmittelbarem Zusammenhang mit dem damaligen Besitzer stand. Als spätere Eigentümer sind 1879 Hartmann Zobrist, Zimmermeister, und 1892 Jakob Zobrist, Trottmeister, eingetragen. Von letzterem stammt die volkstümliche Bezeichnung des Gebäudes als "Trottenhof".
Seit jeher gehörte zur Liegenschaft ein hölzerner Speicher mit Gewölbekeller, welcher auf der nördlichen Rückseite des Hauses in Teilen noch vorhanden ist. Gemäss mündlicher Überlieferung wurde auf dem Hof früher auch eine Fuhrhalterei betrieben [2].
Beschreibung:Der grossvolumige, langgestreckte Baukörper steht auf der Nordseite der Hauptstrasse, wobei der ostseitige Wohnteil die Einmündung der Othmarsingerstrasse begrenzt und mit dem gegenüberliegenden Wohnhaus Hauptstrasse 3 (Bauinventarobjekt HEK910) eine markante Torsituation bildet. Es handelt sich um einen stattlichen, zweigeschossig aufragenden Mauerbau mit gefugten Ecklisenen, geborgen unter einem nur knapp vorspringenden Gehrschilddach, das noch mit handgefertigten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Die südseitige, zur Hauptstrasse gerichtete Dachfläche ist mit einer wohl nachträglich angebrachten Walmdachgaube besetzt; jüngere Dachflächenfenster auf der nördlichen, rückseitigen Dachfläche weisen auf einen kürzlich erfolgten Ausbau des Dachgeschosses hin. Die zeittypisch straff gegliederten Fassaden sind an der südseitigen Eingangsfront mit fünf und auf der östlichen Stirnseite mit vier Fensterachsen regelmässig besetzt. Das Giebelfeld ziert eine halbkreisförmige Lüftungsöffnung (Lünette), die ein typisches Gestaltungselement des spätklassizistisch-biedermeierlichen Bauens darstellt. Die östliche Stirnmauer ist nach Norden vorgezogen, um der rückwärtigen, von Steinkonsolen gestützten hölzernen Laubenfront Schutz zu bieten. Der Zugang zur nachträglich eingewandeten Laube ist mit sorgfältig zubehauenen Muschelkalkplatten verkleidet. Dasselbe Hausteinmaterial aus dem nahegelegenen Mägenwiler Steinbruch kam auch für die Fenstergewände und die Türfassungen zur Anwendung. Der südseitige, zur Hauptstrasse gerichtete Hauseingang nimmt die innerste, neben der Scheune gelegene Fensterachse ein. Er liegt leicht erhöht und ist über eine aus Muschelkalkstufen gefügte dreiseitige Freitreppe erreichbar. Das sorgfältig profilierte Türgewände weist eine markante Verdachung und einen betonten Schlussstein mit den Initialen der Bauherrschaft (HAM) sowie dem Baudatum 1834 auf. Seitlich des Eingangs nimmt ein gepflegter kleiner Ziergarten die Ecke bei der Strasseneinmündung ein. Hausinneres nicht gesehen.
Der in Ständerbauweise mit vertikaler Bretterverschalung aufgeführte Scheunentrakt hat das alte, wohl bauzeitliche Tenntor mit geschweiftem Jochbalken und gerahmten Bretterflügeln bewahrt. Kurz nach 1950 wurde die Ökonomie gegen Westen auf ungefähr die doppelte Länge der ursprünglichen Abmessungen erweitert [3]. Vermutlich aus derselben Zeit stammen die mit Sichtbacksteinen neu aufgeführten strassenseitigen Stallfronten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
[2] Angaben Bauernhausforschung 1987.
[3] Eine alte Luftaufnahme von 1950 zeigt den Scheunentrakt noch in seiner ursprünglichen, geringeren Ausdehnung; auf einer Luftaufnahme von 1953 ist er bereits in seinen heutigen, wesentlich grösseren Abmessungen dargestellt (vgl. Bilddokumentation).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0401-0403: Brandkataster Hendschiken 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, VII-8/20.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=36402
 

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